Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021
Neubau Rathausergänzungsgebäude in Pfullingen
©ARCHITEKTUR 109
2. Preis
Preisgeld: 7.000 EUR
FRA Fischer Rüdenauer Architekten PartmbB
Architektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Neubau schließt mit einem zweigeschossigen Gebäude an das bestehende Rathaus II an und markiert mit einem dreigeschossigen Gebäude die Ecke von Klemmenstraße und Griesstraße. Das neue Ensemble nimmt auf sehr selbstverständliche Weise die Vorgaben des Bestandes auf und fügt sich selbstbewusst in den städtebaulichen Kontext ein. Der Zugang zum Markplatz erfährt durch die Neusetzung in der Griesstraße eine räumliche Fassung. Von der Echaz aus gesehen adressiert sich das dreigeschossige Punktgebäude nach Süden, rahmt den Blick auf Rathaus I und die Kirche und schließt zugleich die Reihe der Gebäude in der Klemmenstraße. Nach Norden wird ein schöner Vorbereich angeboten, der einen großzügigen Eingang für das neue Gebäude eröffnet. Der Eingangsbereich empfängt mit einem kleinen Foyer und dem Trauzimmer im Erdgeschoss seine BesucherInnen. Die Erschließung liegt am Schnittpunkt beider Gebäudekörper. Während das Punktgebäude mit dem Trauzimmer und dem Sitzungssaal im 2. OG entsprechend seiner städtebaulichen Position die repräsentativen Funktionen des Neubaus aufnimmt, sind die Büro- und Verwaltungsräume im zweigeschossigen Verbindungsflügel und im 1. OG des Punktgebäudes untergebracht. Eine flexible Einteilung der Büroflächen in Einzel -und Gemeinschaftsbüros scheint möglich. Der Übergang zu den Büroflächen im Rathaus II ist mit dem Zweibund schlüssig gelöst. Der Sitzungssaal im Rathaus II wird barrierefrei angebunden und erfährt eine Nachnutzung als Bürofläche. Insbesondere der Sitzungsaal kann durch seine Lage, seine Raumproportion und seine Erschließung überzeugen. Das kleine Foyer und die Nebenraumzone sind sehr gut gelöst. Mit der Entscheidung für ein Flachdach zeigt sich das Gebäude als moderner Neubau, dem durch die gewählte Höhe und die Gestaltung die Einbindung in den historischen Kontext gelingt. Das Flachdach im historischen Kontext wird dennoch diskutiert. Die Entscheidung für einen Massivbau und eine Fassade mit hell geschlemmtem Klinker und Holz-Alu-Fensterelementen ist im städtebaulichen Kontext sehr gut nachvollziehbar und unterstreicht zugleich noch einmal die Eigenständigkeit der Neubauten. Die Fensterelementen mit schlankem Öffnungsflügel und integriertem außenliegende Sonnenschutz als Textilscreen stehen für eine zeitgemäße Lösung. Diskutiert wird die Position des großen Fensters im 2. OG zur Westseite im Bereich der Nebenräume. Im Inneren des Gebäudes werden mit geschliffenem Heizestrich robuste Materialien für Foyer- und Flurbereiche vorgeschlagen, für die Büroräume Nadelfilz oder Linoleumböden und für den Sitzungssaal ein Eiche-Parkettboden, die für die gewählte Bauaufgabe stimmig sind. Der Entwurf erfüllt in seinem Energiekonzept zukunftsweisend die Standards der Nachhaltigkeit. Mit seinen wirtschaftlichen Kennzahlen bleibt der Entwurf unter dem Durchschnitt der eingereichten Arbeiten im Wettbewerb. Insgesamt ergänzt der Entwurf das bestehende Rathaus mit einem ruhigen Ensemble, das durch seine städtebauliche Setzung den Stadtraum neu ordnet und durch eine stimmige innere und äußere Erschließung auch in der Organisation der Grundrisse überzeugt.