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6. Rang 7 / 7

Offener Wettbewerb | 02/2023

Neues Gemeindehaus in Münsingen (CH)

Situationsplan

Situationsplan

7. Rang / 7. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Viktor Burri AG Architekten

Architektur

Fahrni Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Bill Weyermann Partner AG

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliches / Ortsbauliches Konzept
Die Verfasser:innen entwickeln ein einfaches und schlüssiges ortsbauliches Konzept. Die Setzung des Gebäudevolumens fasst den Bahnhofplatz räumlich gut und führt die bestehende, rhythmisierte Gebäudereihe stringent fort. Die kompakte Kubatur erzeugt am Kreuzweg einen gut proportionierten, als Platz ausformulierten Aussenraum, der einen adäquaten öffentlichen Auftritt des neuen Gemeindehauses ermöglicht. Die verbleibenden Zwischenräume im Norden und Süden werden als kurzläufige Verbindungen entwickelt. Die so resultierende Porosität und Möglichkeit, das Quartier in Ost-West Richtung für Feinerschliessungen offen zu halten, gefällt dem Preisgericht. Im Norden wird der heutige Chutzenplatz als Gasse ausformuliert und kann die heute schon hohe Frequenz der Velofahrten beibehalten. Im Süden wird der Zwischenraum als Verbindungstreppe sinnvoll nutzbar. Die direkte Anbindung und Zufahrt in die Tiefgarage über den Bahnhofsplatz ist effizient. Die oben erwähnten Zwischenräume können so von Infrastrukturen «verbrauchsfrei» gehalten werden.

Architektonisches Konzept
Die topografisch bedingten Höhenunterschiede werden mit einer Sockelausbildung begegnet. Diese nimmt auf Niveau des Bahnhofplatzes Drittnutzungen und die Einfahrt zur Tiefgarage auf. Grossmassstäbliche Verglasungen bilden den öffentlichen Zugang und die vorgesehen Publikums- und Kundenbereiche ab. Darüber werden mit einem engeren Raster die eigentlichen Bürogeschosse gestaltet. Die Ausdifferenzierung der architektonischen Massnahmen ist nachvollziehbar, der modeste und zurückhaltende Charakter des Hauses wird als angemessen und vertretbar beurteilt. Untergeschoss, Erdgeschoss und der Erschliessungskern sind in Ortbeton vorgesehen. Die restlichen Geschossdecken sind Holz-Beton-Hybriddecken, die auf Unterzügen und Stützen aus Brettschichtholz ruhen. Die sichtbaren Brettstapelelemente der Verbunddecken dienen zugleich als Akustikabsorber. Die Gebäudeaussteifung erfolgt über die beiden massiven Betonkerne. Die horizontale Installationsführung soll entlang der Kerne unterhalb der Decken erfolgen. Unklar bleibt, wie die Unterzüge gequert werden sollen. Die gebäudetechnische Erschliessung birgt hier ein Kollisionspotential mit der vorgesehenen Struktur. Insgesamt beurteilt das Beurteilungsgremium das architektonische und konstruktive Konzept als schlüssig und mit einer guten Materialgerechtigkeit entworfen.

Landschaftsarchitektonisches Konzept
Mit den Nachbargebäuden bildet das Gemeindehaus zum Bahnhofplatz eine kleine Stadtkante. Davor säumt sich eine Platanenreihe in Fortsetzung der bestehenden Baumreihen und fasst zum Gebäude einen kleineren Vorplatz mit direktem Zugang für Drittnutzer, der Einstellhallenzufahrt und einem seitlichen Zugang in den Velokeller. Die Adressierung des Gemeindehauses erfolgt auf der gegenüberliegenden Seite, am Kreuzweg, Richtung Dorfkern und Wohnsiedlungen über einen grosszügigen Gemeindeplatz. In seiner Dimensionierung entspricht dieser nahezu der Gebäudegrundfläche und wird als Grünraum mit Aufenthaltsqualität einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dichte Bauminseln mit chaussierten Flächen entwickeln einen Bezug zu den umgebenden Grünflächen im Quartier.

Funktions- und Nutzungsqualität
Die Zuweisung und Anordnung der einzelnen Funktionen folgen der sorgfältigen Qualität der Arbeit. Die Erschliessung und die Kernanlage sind effizient und ermöglichen eine einfache und flexible Verortung des Raumprogramms. Der kompakte Baukörper impliziert aber auch einen verhältnismässig geringen räumlichen Austausch der unterschiedlichen Abteilungen. Die Spindeltreppe birgt hierfür ein eher geringes und unterdimensioniertes Mass innenräumlicher Vernetzung. Die effiziente Flächenanordnung der Dienstleistungsflächen wird daher mit einer reduzierten und teils geringen Vernetzungsqualität erkauft. Die Dienstleistungsflächen sind effizient und können einfach unterschiedliche Raumdispositive aufnehmen. Durch die kompakte Volumetrie und die sinnvolle Kernanordnung besteht eine Gleichwertigkeit aller vorgesehenen Arbeitsplätze. Die Fahrradeinstellhalle wird nicht unabhängig von der Garagenzufahrt erschlossen, was für Mitarbeitende wenig attraktiv ist. Die Einstellhalle ist als effizientes Untergeschoss ausgebildet. Die Erschliessung des 2. Untergeschosses unter dem bestehenden Chutzeplatz ist jedoch ausserhalb des Gebäudefussabdruckes angeordnet und bildet in der sonst ökonomischen Konzeption eine Ausnahme.

Energie und Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb
Das Projekt schneidet im Nachhaltigkeitsrating insgesamt durchschnittlich bis gut ab. Schwachstellen sind bei der Nutzungsdichte und dem Fussabdruck im Untergrund zu finden.

Wirtschaftlichkeit
Die oberirdische Geschossfläche liegt im Mittelfeld aller eingereichten Projekte, die unterirdische Geschossfläche ist überdurchschnittlich hoch. Die Drittflächen liegen mit rund 250 m2 unter den Erwartungen und sind die tiefsten aller Projekte der engeren Wahl. Die Anordnung auf dem Niveau des Bahnhofplatzes macht hinsichtlich einer Aktivierung des Bahnhofplatzes Sinn. Vergegenwärtigt man sich aber den Kontext der Drittnutzungen als Reserveflächen für zukünftige Gemeindehausfunktionen, liegen diese ungünstig. Insgesamt ein wertvoller und gut durchgearbeiteter Beitrag. Die Adressierung der Gemeindeverwaltung vom Kreuzweg her ist ein interessanter Ansatz, der sich aber letztlich nicht durchsetzen kann.
6. Rang 7 / 7