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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024

Sanierung und denkmalgerechter Umbau Rathaus Grafenhausen

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Michael Welle Architektur GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das zu klein gewordene historische Rathaus in Grafenhausen soll auf Wunsch der Gemeinde an die veränderten Raumbedürfnisse von Verwaltung und Rat angepasst werden und barrierefrei umgestaltet werden. Durch die Erweiterung und Modernisierung des Rathauses sollen interne Abläufe der Gemeindeverwaltung vereinfacht werden.

LEITIDEE
Unser Entwurf zeichnet sich besonders durch eine einfache und wirtschaftliche Lösung aus, wobei das denkmalgeschützte Rathaus mit seinem Glockenturm als Zentrum des Grundstücks erhalten bleibt. Der Schwerpunkt des Entwurfs liegt auf der Neuorganisation und Modernisierung des denkmalgeschützten Rathauses. Der neue Erweiterungsbau im Westen ersetzt den bestehenden Anbau und bildet einen repräsentativen Eingang der Verwaltung zum Rathausplatz hin. Von diesem aus ist das Rathaus barrierefrei zu erreichen.
Der Sitzungssaal im neuen Anbau ermöglicht einen wunderschönen Ausblick in die umliegende Landschaft und bildet zukünftig das Herzstück der Verwaltung. Die Zugänge zum jetzigen Bürgerbüro und der Post bleiben ebenfalls erhalten. Über den neuen Anbau erreicht man das historische Rathaus, das durch den Einbau eines Aufzuges die Verwaltungsebenen miteinander verbindet. Die Struktur der Grundrisse - mit dem Flur als zentralen Verteiler - bleibt über alle Geschosse erhalten. Die einzelnen Fachbereiche werden geschickt im Bestand untergebracht und neu angeordnet. Dabei wird eine offenere Arbeitsweise und ein moderneres Auftreten der Verwaltung ermöglicht. Die Struktur der historischen Grundrisse wird in die Bodenbeläge gestalterisch integriert und ist nach wie vor ablesbar. Ebenfalls bleibt die denkmalgeschützte Treppe im EG und die darüber liegenden Treppenanlage erhalten. Bei der Planung wurde darauf geachtet mit geringen Eingriffen in den Bestand den gewünschten Anforderungen der Gemeinde gerecht zu werden. Durch die Lage des Sitzungssaales im Erdgeschoss konnte auf einen zweiten baulichen Rettungsweg verzichtet werden, welche immense Flächenverluste und Umbaumaßnahmen vermeidet.
In den Räumen des ehemaligen Schlachthauses im Untergeschosses befinden sich zukünftig die Räume für externe Nutzer, Räume zur Reserve oder zum rückgezogenen, konzentrierten Arbeiten. Das Untergeschoss ist ebenfalls barrierefrei vom Parkplatz aus erreichbar.

AUSSENANLAGE
Der neue Anbau verbessert die Anbindung des Rathauses an den Rathausplatz durch eine moderne, lichtdurchflutete Gestaltung. Das Foyer dient als zentraler Verteiler und erhöht die Sichtbarkeit des Sitzungssaals, der vielfältig genutzt werden kann.

STELLPLÄTZE
Die 12 vorhandenen Stellplätze im Norden des Grundstücks bleiben erhalten.

HAUSTECHNIK
Eine zentrale Lüftungsanlage und die Dachbegrünung im neuen Anbau sorgt für ein angenehmes Raumklima und trägt zu einer hohen Aufenthaltsqualität bei. Auf dem Dach befindet sich zur Stromerzeugung eine Photovoltaikanlage. Eine zentral gesteuerte Fußbodenheizung dient der Wärmeversorgung des Gebäudes.

KONSTRUKTION
Die kompakte Bauweise ermöglicht eine ästhetisch anspruchsvolle Architektur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Durch den Einsatz ökologischer Baumaterialien wird die Aufenthaltsqualität innerhalb des Gebäudes erhöht und der Gedanke der Nachhaltigkeit unterstützt. Bis auf die unterirdischen Bauteile besteht der komplette Baukörper aus Holz - in Anlehnung an den Schwarzwald. Die Wände der oberirdischen Bauteile werden in Holzrahmenbauweise vorgefertigt und vor Ort montiert. Der Holzrahmenbau besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und ermöglicht eine schnelle und wirtschaftliche Bauweise.
Eine Fassade aus Schindeln nimmt Bezug zur umgebenden Bebauung.

ATRIUM
Das Atrium im Erdgeschoss ermöglicht sowohl die Be- und Entlüftung als auch die natürliche Belichtung des jetzigen Bürgerbüros und der sich darüber befindenden Wohnungen.

Mitarbeiterinnen:
Stefanie Hirt M.A. Architektin
Judith Schneider B.SC. Architektin

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit 1006 schaffen einen neuen Verteiler zwischen Rathaus und Postgebäude. Die Post hätte die Möglichkeit während der Öffnungszeiten einen 2. Ausgang in das Rathausfoyer offen zu halten. Der eigentliche Haupteingang der Post muss aber aus Sicht der Verwaltung getrennt vom Rathaus funktionieren.
Aus diesem erdgeschossigen Verteiler erreicht man den südseitigen Sitzungssaal an zentraler Stelle. Er bietet einen reizvollen Ausblick in die Umgebung.
Der neue eingeschossige Zwischenbau wird positiv gewertet, das historische Rathaus wird damit freier gestellt. Im Gegenzug wird sehr kritisch diskutiert wie der rückwärtige Sitzungssaal zeigt und wie er um die Ecke des Rathauses greift (wobei es im Modell abweichend dargestellt ist).

Sehr kritisch wird der Abstand des Sitzungssaalkubus zum Postgebäude, von den Verfassern mit „Atrium“ bezeichnet, gesehen. Die dahinterliegenden Räume im Postgebäude sind als Aufenthaltsräume nicht mehr nutzbar. Genauso wird der darüberliegenden Wohnung der freie Blick aus den Südräumen genommen, d.h. sie wird auf eine deutlich minderwertige Nordwohnung reduziert. Die Höhe des Sitzungssaales erscheint zwar eher hoch, aber es wird bezweifelt, dass er soweit abgesenkt werden kann, dass die OG-Wohnung funktioniert. Die aufgeständerte PV ist ein zusätzliches Problem dabei, weitere PV-Flächen sind nicht vorgeschlagen.
Die Reservebüros und die Büros für externe Nutzer im UG werden kritisch gesehen. Der Kubus des Sitzungssaales schwebt damit nicht auf einem massiven Sockel in Fortsetzung der Hangmauern, sondern über einer Glaswand. Sehr kritisch wird gesehen, dass der barrierefreie Zugang dieses UGs nur über Außen möglich ist.
Die Grundrisse im Bestand funktionieren sehr gut und respektieren das Denkmal. Die einseitig verglaste Flurwand schafft eine offene Atmosphäre. Das Trauzimmer im Gewölberaum sitzt richtig. Der Aufzug sitzt an der richtigen Stelle mit Treppe und WCs. Durch den erdgeschossigen Sitzungssaal sind die Eingriffe in den Dachstuhl, genutzt als Lager und Registratur, sehr zurückhaltend. Zu prüfen ist, ob die hohen Lasten einer Registratur im Bestand, ohne aufwändige Ertüchtigungen aufgenommen werden können.

Die Materialität des Anbaus in Holz mit Schindelverkleidung wird gewürdigt, die große Glasfassade erscheint jedoch sehr ungegliedert und bedarf weiterer Maßnahmen zum Vogelschutz.
Die Notwendigkeit der Terrasse wird bezweifelt.
Wirtschaftlich liegt der Entwurf von der Fläche eher im unteren Bereich, vom Volumen deutlich im oberen Mittelfeld. Dabei ist unbedingt zu berücksichtigen, dass der Anbau des auskragenden Sitzungssaales mit viel Hüllfläche und einer neuen Gründung si-cher sehr aufwändig ist. Dem steht ein geringerer Aufwand im Dachstuhl und beim Thema Brandschutz gegenüber.

Städtebaulich ist der Entwurf mit dem niedrigen Zwischenbau ein wertvoller Beitrag während die Nachteile durch die Anordnung des Sitzungssaales sehr kritisch gesehen werden.
Lageplan

Lageplan

Untergeschoss

Untergeschoss

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Dachgeschoss

Dachgeschoss

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Schnitt B-B

Schnitt B-B

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Ansicht von Nordosten

Ansicht von Nordosten

Ansicht von Südwesten

Ansicht von Südwesten

Ansicht von Südosten

Ansicht von Südosten

Ansicht von Nordwesten

Ansicht von Nordwesten