modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 03/2016

Hoffmann Neopac

NEOPARC

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

Husistein und Partner AG, Büro für Architektur und Planung

Architektur

Appert Zwahlen Partner AG

Landschaftsarchitektur

Gartenmann Engineering AG

Akustikplanung

daniel pauli architektur.consulting

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Südlich des Stadtkerns von Thun liegend, gehört das Areal zum eher ländlich suburban geprägten Ortsteil «Gwatt». Das Produktions- und Lagergebäude der Hoffmann-Neopac stellt für die nächsten Jahre eine räumliche Konstante dar. Die städtebauliche Strategie gründet auf den folgenden Pfeilern; «Identifikationsstiftung», «Diversität und Kohärenz», «Flexibilität und Etappierung». Dem Zweck der Identitätsstiftung werden zukünftig die Aussen- und Freiräume und die Stellung und Ausrichtung der Gebäude dienen. Der heutige nördlich der Halle liegende Freiraum wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, er bildet das Rückgrat der Anlage. Korrespondierenden Gebäudehöhen und Gestaltungsgrundsätze für Material und Farbe der Gebäude machen das Quartier ablesbar. Das neue Quartier wächst aus dem alten heraus. Ein differenziertes System an Wegen und Anbindungen vernetzt neues mit altem.

Die zeitliche Komponente ist mit die Wichtigste. Der Betrachtungszeitraum ist weit und es wird in Etappen gebaut. Das heisst, dass Zwischenschritte und Zwischenstände sinnstiftend, abschliessend und für sich funktionieren müssen. Eine städtebauliche Entwicklung kann auf lange Sicht nur dann gelingen, wenn sie Spielraum lässt. Reaktionen auf veränderte Nutzungs-, Lebens- und Marktbedürfnisse müssen machbar sein und bereits heute antizipiert werden. Wichtige Qualitäten – genannt seien Nutzungen, Bauhöhen, Volumetrie, Achsen und Erschliessungen – werden definiert um der Beliebigkeit zu entrinnen. Der neue Quartierteil wird von unterschiedlichen Nutzern und Schichten belebt werden. Neben den Einrichtungen für Pflege und Alter machen Miet- und Eigentumswohnungen und Drittnutzungen wie KITA, Laden und Gewerbe das Gebiet zu einem attraktiven Wohn- und Lebensort.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektidee ist, in der 2. Phase der Entwicklung des Areals einen zentralen, öffentlichen grossen Grünraum zu schaffen, der eine neue städtebauliche Qualität für das ganze Quartier erreicht. An den Rändern dieses neuen Freiraumes verbindet sich das Areal mit konzentrierten Baubereichen gegenüber den bestehenden Quartieren oder als Abgrenzung gegenüber der Bahn. Mit urbanen Aussenräumen werden die Baukörper zu Cluster-Gruppen zusammengefasst. Die ganze Siedlungsstruktur ist in drei Teilbereiche gegliedert. Die grössere Erschliessungsdichte macht den südwestlichen Teil des Areals sehr öffentlich mit Pflegeheim, Alterswohnen und Laden. Diese Gesamtstrategie überzeugt. Einerseits hat sie verbindenden Charakter zu den Quartieren, andererseits leistet sie eine trennende Wirkung zu den Bahngleisen und schafft es, durch den neuen grossen Park in der Mitte, dem ganzen Gebiet eine neue Identität zu geben.

Bereits in der ersten Phase ist der nördliche und südliche Siedlungsteil stimmig. Beide Teile fügen sich durch die Ausrichtung der Baukörper gut an die bestehenden Quartiere an und schaffen einen räumlich überzeugenden Übergang zum grossen Fabrikgebäude. Die Höhenlagen und Abstände der Bauten im nördlichen Teil des Areals müssen bezüglich des Schattenwurfs zu den Nachbargebäuden überprüft werden. In diesem Sinne stellt sich auch die Frage, ob die Höhenstaffelung der Gebäude noch verbessert werden könnte. Für die Quartierverträglichkeit wäre es besser die weniger hohen Gebäude noch etwas tiefer zu machen und die höheren Gebäude an ausgewählten Stellen noch zu erhöhen. Es gibt einige vorspringende Balkone, die in den Grenzabstand ragen und korrigiert werden müssen. Bei den höheren Querbauten an der Bahnlinie der 2. Phase sind noch konzeptionelle Probleme mit dem Eisenbahnlärm vorhanden.

Ein weitläufiger Grünraum umfliesst die einzelnen Baubereiche und vermittelt zu den im Osten und Norden gelegenen Gärten der bestehenden Wohnquartiere. Offene Wiesen- und Spielflächen, räumlich mit bestehenden und neuen Baumgruppen spannungsvoll gegliedert, schaffen im Endausbau eine zentrale, identitätsbildende Siedlungsmitte.

In selbstverständlicher Weise durchziehen Fuss- und Radwege den parkartigen Freiraum und erschliessen die einzelnen Baukörper. Im Osten verbinden sich die Wege mit dem übergeordneten Verkehrssystem des bestehenden Quartiers und binden dieses an den neuen Siedlungsraum an.
Oberirdische Besucherparkplätze sind am Siedlungsrand angeordnet und entlasten die Erschliessungszonen innerhalb des Areals wohltuend vom motorisierten Verkehr.

Der Hoffmann-Platz mit Anschluss an die Hofackerstrasse im Westen bildet eines der Subzentren innerhalb des Areals. Öffentliche Bauten wie Pflegeheim, Alterswohnen, Ladenlokal und Kindertagesstätte partizipieren generationenübergreifend an der öffentlichen Platzfläche. Weitere platzartige Freiräume sind den jeweiligen Eingangsbereichen der Wohnbauten der ersten und zweiten Bauetappe zugeordnet. Sie lassen an diesen Orten, auch in kleinem Rahmen, soziale und identitätsbildende Kontakte entstehen.

Im obersten Geschoss des Pflegeheims steht den Bewohnern der Demenzabteilung eine grosszügige, teilweise gedeckte Dachterrasse mit Blick auf den See zur Verfügung.

Der architektonische Ausdruck der Bauten ist einfach und zweckmässig. Das Öffnungsverhalten der Gebäude mit ihren Funktionen ist gut gewählt. Der Sockel, der Dachabschluss und teilweise die Geschossdecken erscheinen in massivem Beton, dazwischen treten die Baukörper mit Klinkermauerwerk in Erscheinung.

Durch die verschieden zugeschnittenen Baukörper mit Punkt- und Zeilenbauten entsteht eine gute Ausgangslage für unterschiedliche Wohnungstypen. Es gibt den klassischen Tag/Nacht-Typus, aber auch spannendere Typologien wie das Durchwohnen oder Übereckwohnen. Die Aussenräume der Wohnungen sind grosszügig und gut möblierbar. Die inneren Formen der Wohnungen sollten noch verbessert werden. Bei den Gebäuden C und F sind die Nord-West-Wohnungen im ersten bis fünften Obergeschoss wegen der Ausrichtung in dieser Form nicht
bewilligungsfähig.

Das Alterswohnen ist vor allem in der räumlichen Form und Ausbildung der Zimmer gut gelöst. Die zentrale Anordnung der öffentlichen Räume ist gut gewählt. Einzig eine allgemeine Loggia für die Gemeinschaft ist nicht gewünscht.

Das Pflegeheim ist in seiner Struktur und Ausbildung überzeugend gelöst. Die grossen Räume im Erdgeschoss sind vielfältig kombinierbar und gut gesetzt. Die Regelgeschosse sind mit der inneren Erschliessungsfigur spannend und über die Lichthöfe gut inszeniert. Einzig die Geschossfläche der Vorgabe ist überschritten und sollte redimensioniert werden.

Das Projekt überzeugt vor allem in der städtebaulichen Gesamtstrategie. Das Konzept ist in der ersten Phase stimmig unter Einbezug der bestehenden Fabrikhalle und den Übergängen zu den bestehenden Quartieren. In der zweiten Phase wird dem ganzen Quartier durch den Vorschlag des mittigen grossen Parkraumes eine eigene, neue Identität gegeben. Das Pflegeheim überzeugt mit seiner räumlichen Ausbildung.

Das Siegerprojekt «NEOPARC» hat das Potenzial auch wirtschaftlich ein erfolgreiches Projekt zu sein.