Das Mercanti-Areal ist eine Fläche welche eine starke “Überformung” von Landschaft, von verschiedenen Nutzungsformen, von gesellschaftlichem und privatem Eigentum, beispielhaft aufzeigt. Die Maria Rast Wiese scheint durch ihre Vergangenheit belastet zu sein. Ihre historische Substanz und Nutzung wurde durch eine unfreiwillige und unumkehrbare Weise verändert. Gleichzeitig zeigt ihre jüngere Vergangenheit, als sogenannter “Leerstand”, auch positive Funktionen und Spuren, vor allem der ökologischen Vielfalt, auf.
Gewachsener Boden ist kein klassisches Konsumgut, das man so einfach ersetzen kann. Die Maria Rast Wiese ist aufgrund ihrer Geschichte und Lage für die Gemeinde Eppan einzigartig. Daher ist es notwendig sie nochmals in Ihren Einzelheiten zu betrachten und zu “recyceln” was in seiner heutigen Form nutzbar ist. Den alten “Text”, den die Menschen und der Staat auf die unersetzliche Oberfläche des Bodens geschrieben haben, noch einmal mit großer Sorgfalt abkratzen, um frühere Formen wieder offen zu legen. Um die Fläche wieder verfügbar zu machen, den heutigen Bedürfnissen entsprechend. Bestimmte Spuren der Vergangenheit werden aber unauslöschbar auf dem Land und seinen Bewohnern zurückbleiben, ähnlich einem Palimpsest, oder - poetischer - wie eine Sage.
Symbiose zwischen Alt und Neu
Der Entwurf Maria Rast Wiese 4.0 basiert auf Aufarbeitung und Neuinterpretation früherer Nutzungsformen, Funktionen der Fläche und dem Erhalt der grauen und grünen Strukturen. Das Prinzip der vertikalen Mischnutzung der Streuobstwiese wird im Quartiersmaßsstab aufgegriffen. Öffentliche Freiräume, Sportflächen, Dienstleistungen (Seniorenheim, Kindergarten etc.) Gemeinschaftsgärten, Gewerbeflächen, Ateliers, Werkstätten, Gastronomie und weitere flexible Nutzungsformen finden auf der Ebene der früheren Wiese statt. Darüber, in Holzkörper verpackt, schieben sich quer neue Volumina für verschiedenste Formen des Wohnens. Sämtliche Dachflächen werden nach dem Prinzip der Multifunktionalität begrünt und größtenteils mit Photovoltaikanlagen ergänzt. Die Betonpfeilerstruktur der ehemalige Militärgaragen wird erhalten und für verschiedenste Nutzungen uminterpretiert. Der gewachsene Baumbestand, stark definiert durch die bestehenden Zeilen, wird, soweit er ortstypisch und wertvoll ist, erhalten bleiben. Die erhaltenen Strukturen sind gleichzeitig Erinnerung an die Vergangenheit sowie Vergegenwärtigung in einer auf Schonung von Ressourcen ausgerichteten Zukunft. Die Versiegelung und der Verbrauch Grauer Energie wird somit auf ein Minimum beschränkt.
Maria Rast Wiesen gehen an die Eppaner zurück
80 Jahre nach der Enteignung der Flächen wird das gesamte Grundstück wieder an die Eppaner Bevölkerung zurückgegeben. Räumliche Barrieren wie die Ummauerung der Kasernen und die schnell befahrene Bozner Straße werden abgebaut und entschärft und durch hochwertige Verbindungsachsen für den Fußgänger- und Radverkehr ergänzt. Vielfältige öffentliche und halböffentliche Nutzungsformen zur Erholung aber auch zum Wirtschaften / Arbeiten werden in Form von verschiedensten Freiräumen und flexibel gestaltbaren Erdgeschossnutzungen untergebracht und durch leistbare und vielfältige Wohnräumen in den Obergeschossen ergänzt.
Weniger Beton - mehr Holz
Da einer der entscheidenden Hebel zum Klimaschutz die Graue Energie ist, sieht der Entwurf davon ab, die soliden Betonstützen, die Bodenplatten und Fundamente abzutragen. Auch die Geschichte wird nicht ausradiert. Diese bildprägenden Bauteile bilden, alternierend zur in Jahrzehnten gewachsenen Grünstruktur, das räumliche und konstruktive “Gerüst”. Es bildet das räumliche Ordnungssystem, und wer will, kann in ihm auch die Zeit lesen. Neue architektonische Volumen werden variabel in das dreidimensionale Raster frei eingesetzt und wohnungswirtschaftliche Baukörper planerisch flexibel quer darüber “gelegt”. Das tun sie als statisch eigenständige Stützenbauten. Um zusätzlich Graue Energie einzusparen, wird auf eine Tiefgarage verzichtet. Teile bestehender Fahrzeughallen werden zur Quartiersparkhalle umfunktioniert.