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anonymer, einstufiger städtebaulicher Studienauftrag mit Präqualifikation | 09/2022

Entwicklung Areal Ahornpark in Zug (CH)

Teilnahme

BHSF Architekten

Architektur

Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

STÄDTEBAULICHE SEIZUNG UND FREIRAUM

Hundert Bäume oder mehr sollen es werden und das möglichst schnell. Damit wird klar, dass der öffentliche Raum und dessen Inbesitznahme bzw. prozesshafte Aneignung und Identitätsbildung erste Priorität geniesst, um dem mit Grünraum unterversorgten Quartier einen Freiraum zu schenken, der die weitere bauliche Transformation schrittweise begleitet.
Diese besteht im Wesentlichen aus der Disposition von vier Baufeldern, welche die Grundstücksecken mit jeweils einem Hochpunkt markieren. Im Süden als Teil von skulptural ausgebildeten Baukörpern begleiten zwei parallele Hochhausscheiben die Baarerstrasse und Industriestrasse. Im Norden an der Ahornstrasse werden, 90 Grad dazu abgedreht, zwei strassenbegleitende Solitäre platziert. Durch die leichte Rückversetzung der Baukörper an der südwestlichen bzw. nordöstlichen Grundstücksgrenze öffnet sich die innere Parkfigur zu den angrenzenden Stadträumen. Die beiden Hoch-punkte an der Ahornstrasse bilden zusammen mit ihren nördlich geplanten hohen Nachbarn eine stadträumlich prägnante und plausible Zugangsachse zum sich zunehmend verdichtenden Tech Cluster. Allerdings hat das nordwestlich positionierte Haus im Zusammenspiel mit den an-grenzenden Aussenräumen (Ahornplatz/ Vorplatz Tech Cluster) noch keine überzeugende Verortung gefunden, während das schlanke Hochhaus an der Baarerstrasse über einen sehr kleinen und damit unwirtschaftlichen Fuss-abdruck verfügt. Insgesamt wirken die hohen und langen Volumen relativ massig und es fehlen eine sanfte Verbindung zum öffentlichen Raum und ein menschliches Mass auf Augenhöhe. Der eher schmale Parkeingang an der Baarerstrasse und der etwas verwinkelte Park erschweren das intuitive Erkennen der räumlichen Struktur.
Aus der Überformung des Werkhofs entsteht in der südöstlichen Ecke eine programmatisch interessante, aber recht massive Hausskulptur. Im Gegensatz zum gelungenen und stadträumlich beabsichtigten Akzent des Bauvolumens der CS an der Baa-rerstrasse vermag die Hochhausscheibe an der Industriestrasse im Hinblick auf den gesamtstädtischen Kontext deutlich weniger zu überzeugen.

NUTZUNG UND ETAPPIERUNG

Der Umgang mit dem Bestand des Werkhofs und das architektonische Interesse der Verfasser an dieser hybriden Bauaufgabe werden positiv gewürdigt. Allerdings bleibt insgesamt unklar, welche qualitätssichernden städtebaulichen Festlegungen (Mantel-linien, volumetrischer Spielraum für spätere Verfahren etc.) im Hinblick auf einen abstrakteren Bebauungsplan für dieses Baufeld denn gelten sollen. Im Baufeld der CS wird zudem der zu grosse Anteil an Retail- und Büroflächen im mehrgeschossig ausgebildeten Sockelbereich kritisch beurteilt. Das Funktionieren der vielen öffentlichen
Erdgeschossflächen zum Park hin wird bezweifelt.
Aus der städtebaulichen Disposition sowie der Nutzungsverteilung resultiert eine Klare und sinnhafte Zonierung in den Vorplatz entlang der Baarerstrasse, das Wohnumfeld des Bogenbaus, den Park sowie die Vorzone zum Werkhofgebäude. Eigenständige Gestaltungssprachen und individuelle Baumkonzepte deuten subtil darauf hin. Das Ziel „100 Bäume" hört sich ambitioniert an, wäre aber wohl in Anbetracht der Grösse des Areals, eher als Minimum zu definieren, denn in den Visualisierungen kommen nicht nur die Bäume sondern auch die Atmosphäre etwas „dünn" daher. Auf der freiräumlichen Grundstruktur könnte man aber gut aufbauen.

GESAMTWÜRDIGUNG

Der vorliegende Vorschlag fasziniert durch seine absichtliche Gleichbehandlung unterschiedlicher Massstabsebenen. Sehr konkrete Eingriffe und Massnahmen auf der Ebene des Freiraums und der Programmierung wie auch der Umgang mit dem Bestand stehen den grossen räumlichen Setzungen auf der Zeitachse gleichwertig gegenüber.
In diesem Fall überzeugen die konkreten architektonischen Massnahmen jedoch stärker als die volumetrischen Setzungen, die noch auf verschiedenen Ebenen die notwendige Präzision und Schärfe vermissen lassen, die für einen resilienten städtebaulichen Entwurf notwendig wären.