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Studienauftrag | 02/2022

Uni-Quartier Dreispitz in Münchenstein (CH)

Teilnahme

Manuel Herz Architekten

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Studio Céline Baumann GmbH

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro Aegerter + Bosshardt

Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf des Teams um Manuel Herz Architects gliedert den Studienperimeter in Nord-Süd-Richtung in zwei Zeilen und übernimmt damit die Bebauungsstruktur des Drei - spitz. Im Westen entlang der Frankfurt-Strasse entsteht eine grüne Zeile, der «Zentral Park Dreispitz». Das bestehende Parkhaus Ruchfeld bleibt als offenes Regalsystem Teil des Parks und kann flexibel genutzt werden. Überrankt von Kletterpflanzen und gegliedert durch schwebende, vielfältig nutzbare Podeste erweitert das Tragwerk aus Stahl den Park in die dritte Dimension. In der östlichen Hälfte ist eine bebaute Zeile mit einer Bänderung von aus der alten Infrastruktur entwickelten Strukturen, Themen und Typologien vorgesehen. 


Das neue Quartier soll zum Herz des Dreispitz werden. Eine besondere Qualität bilden die überraschenden räumlichen und funktionalen Konstellationen, bei denen unterschiedliche Nutzungen aufeinanderprallen. Diese Durchmischung soll weitergeführt werden. Ein grosses Manko des Dreispitz sind die fehlenden Grünflächen. Deshalb werden zusätzlich zum «Zentral Park Dreispitz» die stillgelegten Gleisanlagen zu vernetzten, li - nearen Grünräumen transformiert. Die Helsinki-Strasse bildet als kräftige Allee die Haupterschliessung des Areals mit Gleditschien und Linden. Das nach Osten abzweigende Gleistrassee ist als Naturraum gestaltet und erlaubt den Brückenschlag zur Brüglinger Ebene. 


Auf einem dreigeschossigen Sockel stehen insgesamt vier Hochhäuser, bestehend aus zwei Bürotürmen für die Universität und zwei Wohntürmen. Im Norden liegt das SCCB mit Dienstleistungen und einem Wohnangebot auf dem Dach. Zentraler Schwerpunkt der Anlage ist die Universität. Im Süden schliessen zwei Wohntürme mit zusätzlichen Gewerbe- und Quartiernutzungen an. Die Hochhäuser sind in Bezug zum Sockel gedreht und nach der Florenz-Strasse ausgerichtet. Dies bietet eine Reihe von Vorteilen hinsichtlich der Ausblicke, der Belichtung, des Zweistundenschattens, des Lichteinfallswinkels und der besseren Durchlässigkeit für die Winde aus Südwest. Die Dachflächen des Sockels sind halböffentliche Grünräume, die für ein gesundes Mikroklima sorgen und als Biotopflächen ausgebildet werden können. Die Hälfte des Studienperimeters wird Naturraum, die andere Hälfte ist bebaut. 


Die Tiefgaragenzufahrt liegt im Bereich der heutigen Unterführung Ruchfeldstrasse. Ohne Anpassungen der Unterführung ist die Erschliessung der Tiefgarage nicht gewährleistet. Das südlichste Hochhaus verschattet hofseitig die Wohnnutzungen im eigenen Sockel. Die drei südlichen Hochhäuser tangieren zudem den Ideenperimeter. Ihre Setzung hat damit einen Einfluss auf eine allfällige Wohnnutzung in diesem Perimeter.


Beim Wohngebäude über dem SCCB kommt es in der Nacht an der Westfassade zu Grenzwertüberschreitungen. Beim Gebäude des SCCB kommt es an der Nord-, Ost- und Westfassade zu Überschreitungen des Immissionsgrenzwertes bei einer Schulnutzung. Das Verkehrskonzept weist keine grösseren Mängel auf. 


Von den geforderten 250 Abstellplätzen werden 50 Abstellplätze im bestehenden Parkhaus angeboten. Diese werden temporär zur Verfügung gestellt, bis der Bedarf an Abstellflächen infolge Car-Sharing, E-Mobility und Ausbau des öffentlichen Verkehrs abnehmen wird.


Die in Bezug zum Sockel gedrehten Hochhäuser lenken den nächtlichen Westwind ins Quartier. Der dreigeschossige Sockel schliesst allerdings die bodennahe Durchlüftung von Ost nach West fast vollständig aus. Die kompakten Tiefgaragen ermöglichen umfangreiche, nicht unterbaute Flächen für grosse Bäume. Die begrünten Dächer der Sockelgebäude erweitern das Angebot an Grünflächen. Die nach Süden zunehmenden Gebäudehöhen sind wegen der Verschattung der Nachbargebäude als kritisch einzustufen. 


Die Frankfurt-Strasse wird mit dem zentralen Park aufgewertet. Das Beurteilungsgremium zieht aber aus der Gesamtbetrachtung aller eingereichten Beiträge die Schlussfolgerung, dass es vielversprechender ist, den Park im Osten nicht mit der Bebauung zu begrenzen, sondern einen offenen Filter mit einer Verbindung in Ost-West-Richtung vorzusehen. Die vier Hochhäuser über dem Sockel werden als Büros und Wohnungen genutzt, ohne dass sie differenziert ausgebildet sind. Für die Fakultäten der Universität ist eine Trennung von Lehrkörper in den Hochbauten und Studierenden im Sockelbereich nicht erwünscht. Die Landmarke der vier uniformen Hochbauten zeichnet zwar die Mitte des Areals Dreispitz aus, ist aber für die Universität nicht identitätsbildend und verunklärt die Adressbildung für die verschiedenen Akteure.