Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024
Münster Modell Quartier MMQ 2 Busso-Peus-Straße
©Zoom VP, bearbeitet von AWZT
Fußgängerperspektive Entréeplatz Ost "Stadtfoyer"
1. Preis
Preisgeld: 44.200 EUR
Stadtplanung / Städtebau
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Michael Frischauf, Celine P. S. Stemmelen, Annika J. Michel, Ada Curkic, Martina Unzeitig
Knollconsult Umweltplanung ZT GmbH
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Das Stadtchamäleon - grün und urban vernetzte Ringe
- Auszug aus dem Erläuterungsbericht-
Durch die Ausbildung eines urbanen Ringes wird nach Osten an den bestehenden Wissenspark und nach Westen an das Zentrum Gievenbeck angebunden. Der urbane Ring ist das lebendige Gegenstück zum grünen Ring. Er soll den Austausch aller Nutzer:innen und Besucher:innen fördern, weshalb die Wohn- und Forschungsnutzungen entlang des Rings einander gegenübergestellt angeordnet sind und eine durchmischte „Wissensmeile“ entstehen lassen. Einzelne Aufweitungen entlang des Ringes definieren Vorzonen, welche Wissenschaft und Forschung in den lebendigen, offenen und erhöhten Erdgeschosszonen nach Außen präsentiert und mit Ausstattung wie Sitzgelegenheiten Treffpunkte zum Austausch schaffen.
Durch den grünen Ring und die zwei grünen Säume nach Norden und Süden wird das Areal mit übergeordneten Grünzügen (Kinderbachbogen, Appelbreistiege und Gievenbach) vernetzt. Der grüne Ring verbindet die bestehenden Baumreihen im Areal miteinander, sodass die Appelbreistiege und die bestehende diagonale Wallhecke in Zukunft als Rundweg erlebbar gemacht werden und ein grünes Gegenstück zum urbanen Ring bilden.
Durch eine klimaresiliente Freiraumplanung, die das Schwammstadtprinzip und eine sinnvolle Nutzung und Ableitung von Regenwasser berücksichtigt sowie die vorhandenen Frischluftzirkulationen durch blau-grüne Infrastrukturen integriert, wird ein Vorbildprojekt geschaffen, dass auf die Auswirkungen und Belastungen des Klimawandels reagiert.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der städtebauliche Entwurf „Das Stadtchamäleon" überzeugt aufgrund der klaren Leitidee, mit zwei Ringen unterschiedlicher Ausprägung und einem zentralen Grünraum dem neuen Quartier eine unverwechselbare Note zu verleihen und starke Vernetzungen mit den benachbarten Arealen zu entwickeln. Die Anbindung an das östlich gelegene Wissensquartier NWZ+ über das „Stadt-Foyer“ stärkt überdies den Anspruch stadträumlicher Vernetzungen. Und der Begriff des „Stadtchamäleons“ verweist auf die konzeptionelle Ambition, eine hochgradig flexible, anpassungsfähige und wandelbare städtebauliche Struktur anzubieten.
Der „Urbane Ring“ verbindet das Modellquartier sehr geschickt mit den Wissenquartieren im Osten und mit dem Gievenbecker Zentrum im Südwesten. Die Mitte des Quartiers bildet ein nutzungsoffener Park. Das Stadtfoyer dient als überzeugender Eingang und öffnet den Blick großzügig auf die neue grüne Mitte. Der „Grüne Ring“ schafft neben den Vernetzungen nach außen einen Rundweg im Inneren und bindet die wichtigen erhaltenswerten Grünbestände der Appelbreistiege und der Wallhecke ein.
Die Höhenentwicklung der Gebäude von drei Geschossen im Südwesten im Übergang zu Gievenbeck bis zu neun Geschossen an einzelnen ausgewählten Standorten ist überzeugend ausformuliert. Der nördliche Abschluss des zentralen Parks mit der fünfgeschossigern Wohnbebauung über Übergang zur Waldorfschule könnte dabei allerdings noch prägnanter ausgebildet sein. Die Straßenräume erfordern angemessene Dimensionierungen für das Aufeinandertreffen von niedriger Wohnbebauung und höheren Gebäuden für Bildungs- und Forschungsnutzungen. Es dürfen keine „Schluchten“ oder städtebauliche Bruchstellen entstehen.
Die Nutzungen im Modellquartier sind gut verteilt und zoniert, wobei Forschungs- und Bildungseinrichtungen den Park umrahmen. Die Aktivierung der Erdgeschosse mit flexiblen Angeboten wird gut dargelegt. Block- und Hoftypologien schaffen exponierte Adressen und gemeinschaftliche Räume. Das Konzept für Regenwasserrückhaltung, Verdunstung und Versickerung ist sehr durchdacht.
Das Erschließungskonzept priorisiert den Verzicht auf privaten KFZ-Verkehr im Quartier. Mobility- Hubs am Rand dienen der Parkierung und sind mit ergänzenden Nutzungen kombiniert. Der „Urbane Ring“ als "Shared Space" und ein Radschnellweg fördern Begegnung und Radverkehr.
Der Entwurf zeigt eine intensive Auseinandersetzung auf verschiedenen Ebenen und präsentiert einen "dynamischen Masterplan" mit einer „grünen Mitte“ als Alleinstellungsmerkmal. Die Flexibilität und sowie die prägnanten Rahmensetzungen sind eine gute Grundlage für eine qualitätsvolle Umsetzung. Insgesamt überzeugt das Konzept durch seine Grundidee und lässt ein Modellquartier mit höchsten Ambitionen erwarten.
©AWZT
Schwarzplan sowie Grün- und Freiraumkonzept
©AWZT, Knollconsult Umweltplanung
Lageplan
©AWZT
Axonometrie aus westlicher Richtung
©Modell: Gerhard Stocker, Foto: AWZT
Modellfoto Aufsicht
©Modell: Gerhard Stocker, Foto: AWZT
Modellfoto Entréeplatz Ost "Stadtfoyer"