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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024

Ankunftszentrum für Flüchtlinge auf dem Areal Patrick Henry Village (PHV) in Heidelberg

Perspektive Innenhof/Unterbringungsbereich

Perspektive Innenhof/Unterbringungsbereich

Anerkennung

Preisgeld: 48.000 EUR

caspar.

Architektur

studio grüngrau GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Übergeordnete Leitidee – Gemeinschaftlich Leben im Urbanen Dorf
Das übergeordnete Ziel unseres Konzepts stellt die Integration des Verfahrens- und Unterbringungsbereiches in den größeren Kontext des Patrick-Henry-Village (PHV)-Masterplans dar. Mittels kleinteiliger städtebaulicher Strukturen wird eine Gemeinschaft entstehen, von der sowohl Geflüchtete als auch Anwohner und Nachbarn profitieren – gemeinschaftliches Leben im Urbanen Dorf. Der in sieben Gebäude gegliederte Unterbringungsbereich wirkt freundlich, offen und erfüllt dabei die notwendigen Sicherheitsanforderungen, indem sich die baulichen ebenerdigen Strukturen in die Landschaft integrieren.

Unterbringung
Effiziente seriell erbaute Unterbringungen öffnen sich zum zentralen Innenbereich und erlauben aufgrund ihrer schmalen Außenseite Ein- und Durchblicke. Die U-förmigen Gebäude sind dabei angewinkelt; sie schaffen spannende und abwechslungsreiche Räume bei sich wiederholenden Gebäuden, indem diese zueinander verdreht auf das Grundstück, den Baumbestand und die weitere Umgebung reagieren. Die gemeinschaftlichen Nutzungen befinden sich durchweg im Erdgeschoss und sind jeweils über die Zwischenbereiche zwischen den Gebäuden erschlossen. Unterschiedliche aktivierende Nutzungen erzeugen einen abwechslungsreichen urbanen Raum, der sich in Richtung Westen leicht aufweitet und unterschiedliche grüne Innenbereiche abbildet. Die stärker begrünten Innenhöfe der einzelnen Gebäude stellen in der Sequenz privatere Außenbereiche dar, welche der Orientierung und Sicherheit dienen.
Der Unterbringungsbereich ist in sieben fünfgeschossige Gebäude gegliedert. Jedes Gebäude beinhaltet 20 Kohorten mit 5 Kohorten pro Etage. Insgesamt verfügt das Konzept über 135 Kohorten. Die Gliederung und die Möglichkeit, die einzelnen Quartiere zu unterscheiden, erlaubt eine einfache Orientierung und Erschließung.
Spiel- und Aufenthaltsbereiche befinden sich sowohl in den semi-privaten Innenhöfen als auch im zentralen großen Innenbereich. Ferner befinden sich diverse sportliche und freizeitliche Angebote in den Außenbereichen nördlich des Unterbringungsbereiches.

Ideenteil
Entlang der südlichen Grundstücksgrenze haben wir unser Konzept stark angepasst. Zum einen beschränkt sich der Unterbringungsbereich nun auf das in der Auslobung festgesetzte Grundstück, was den Ideenteil am Parkway mehr Raum zur Entfaltung gibt. Hier bilden vier fünfeckige Gebäude einen Puffer zum Unterbringungsbereich und stellen gleichzeitig ein Bindeglied dar, weil wir die Körper so konzipiert haben, dass Durchblicke und unterschiedliche Höhen auf die Umgebung reagieren. Wir stellen uns öffentliche, aktivierende Nutzungen vor, die sowohl von den Geflüchteten als auch den Nachbarn genutzt werden können. Solche Nutzungen umfassen u.a. eine Zentralbibliothek als „dritten Ort“, Veranstaltungsräume, Handel, Gastronomie und eine VHS. Die Häuser der Religionen befinden sich in den drei Gebäuden am nordöstlichen Teil des Grundstückes gegenüber dem Busbahnhof.
Das östlich gelegene Ankunftszentrum geht mit dem BAMF und der Quartiersgarage eine städtebauliche Symbiose ein, wobei die südlich gelegenen Masterplan-Strukturen fortgesetzt werden. Die Gebäude wurden gegenüber der 1. Phase vereinfacht und bilden nun Quader – nur das BAMF vermittelt als Trapez zwischen der Garage und dem Ankunftszentrum. Die fünf-, sechs- und siebengeschossigen Gebäude sind für hohe Effizienz und gute Tageslichtausnutzung optimiert. Begrünte Fassadenbänder sowie intensiv begrünte Dächer mit PV-Anlagen tragen zu den anvisierten Nachhaltigkeitszielen bei.

Ankunftszentrum
Das freundliche und einladende Ankunftszentrum präsentiert sich mit einer klaren vertikalen Gliederung im transparenten Sockel. Hier werden die Prozeduren für die Ankunft und die Verlegung durchgeführt; in den vier Geschossen darüber finden die Registrierung-Bund, die Registrierung-Land und der Gesundheitscheck statt. Die komplexen Besucherflüsse werden durch eine klare Trennung der einzelnen Bereiche gegliedert. Eine Rolltreppe ermöglicht den optimalen Personenfluss in das stark frequentierte 1. OG. Großzügige Aufzüge und eine einladende offene Treppe erschließen die oberen vier Etagen. Ein zentrales Atrium versorgt das Gebäudeinnere mit viel Tageslicht und schafft gute Orientierung.
Die oberen vier Etagen werden durch klar gegliederte offene Wartebereiche charakterisiert. Hier befinden sich auch die notwendigen geschossweisen Außenbereiche, welche begrünt mit der Umgebung kommunizieren. Jede Etage ist klar in Bereiche für Geflüchtete und Bereiche für Mitarbeitende gegliedert. Dies ermöglicht optimale Abläufe.

Materialität – nachhaltig, zeitlos, einladend
Das Ankunftszentrum soll mit seiner Architektur und Materialität einladend und offen wirken. Eine Kombination aus weißen und hellgrauen rezyklierten Aluminiumpaneelen zusammen mit Holzfenstern und bodengebundener Fassadenbegrünung stellen eine wirtschaftliche und architektonisch dezent anmutende Lösung dar. Begrünte Außenbereiche in den Obergeschossen und der begrünte doppelgeschossige Sockel gliedern das große Gebäude in kleinere Bereiche. Dreifach isolierte Verglasung mit Holzfenstern (Öffnungsmöglichkeit) sowie auskragende Bänder sorgen für baulichen Sonnenschutz. Für die besonders tief stehenden Sonnenstunden ist zusätzlich ein außenliegender Sonnenschutz (Raffstore) vorgesehen. All das verstärkt die einladende und offene Wirkung.
Die Gebäude im Unterbringungsbereich bestehen aus einer Palette natürlicher Materialien wie Holz und heller Kalkstein im Sockel. Die Gebäude sind mit einer Holzlattung in unterschiedlichen natürlichen Farbtönen zur Unterscheidung und besseren Orientierung versehen. Im Sockel bilden größere Öffnungen und Naturstein eine einladende und robuste Kombination. Fallarm-Markisen in unterschiedlichen Farbtönen sorgen für den sommerlich Wärmeschutz. An den Stirnseiten zum Innenbereich bilden geschossweise Balkone zusätzliche Kommunikationspotentiale. Diese entwickeln sich im Erdgeschoss zu Arkaden – sie gewährleisten nicht nur einen Wetterschutz, sondern betonen außerdem die Eingänge zu den allgemeinen Nutzungen.

Freiraum - Innovative Ansätze zur Freiraumgestaltung und zur Integration der Einfriedung des Verfahrens- und Unterbringungsbereichs
Der Neubau des Ankunftszentrum wird insbesondere auch durch den Freiraum geprägt. Ziel unseres Entwurfes ist es, eine heitere und großzügige Atmosphäre für die „Ankommenden“ in ihrer besonderen Situation zu schaffen und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten anzubieten.
Zentrales Element ist der großzügige Innenbereich mit verschiedenen Aufenthalts- und Spielangeboten. Große Wiesenflächen sind als Forum mit Sitzstufen leicht abgesenkt und dienen gleichzeitig der Wasserretention bei Starkregenereignissen. Die einzelnen Innenhöfe sind als ruhige, stark begrünte Rückzugsbereiche mit kleineren Aufenthaltszonen ausgebildet.
Die Kindertagesstätte erhält einen eigenen Außenbereich zwischen den Häusern und ist mittels Zaun und Hecke nach Norden hin abgegrenzt. Das Eingangsareal ist als weitläufige Platzfläche gestaltet. Dabei wird die Fahrbahn über den Platz als „shared space light“ geführt. Außerdem wird der öffentliche Straßenraum mittels Solitärbäumen stark begrünt.
Nördlich und westlich des Ankunftszentrums liegt ein öffentlich zugänglicher Spiel- und Sportbereich sowie eine Callanetics-Fläche. Im Süden liegt, zwischen den Wohnhäusern und dem Ideenteil, eine weitläufige Retentionsmulde. Nördlich des Busbahnhofes am Empfangsgebäude wird zusätzlich eine multifunktionale Sportfläche geschaffen.
Durch die Konzeption der Gebäude und deren Lage untereinander wird eine Einzäunung nahezu unnötig. Durch die geplante Vegetation und die Oberflächenmodellierung wird ein „grüner“ Zwischenraum geschaffen und die Distanz zur Umgebung überwunden.
Bei unserem Entwurf haben wir auf weitestgehenden Erhalt der Bäume Wert gelegt. Zusammen mit den Neupflanzungen von klimaresilienten Baum- und Straucharten wird das Ankunftszentrum in eine abwechslungsreiche grüne Landschaft eingebettet. Alle Dachflächen sind mindestens als leicht intensives Retentionsdach vorgesehen und werden zusätzlich mit PV-Modulen versehen.

Energiekonzept, Ökologie, Klima-Resilienz – Nachhaltiges Quartier von morgen
Ausgangspunkt für das neue grüne Quartier sind die drei Säulen ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Die intensive gestalterische Auseinandersetzung mit dem Regenwassermanagement führt zu einer durchdachten blau-grünen Infrastruktur und zugleich zu attraktiven und erlebbaren Freiräumen. Auch in sozialer Hinsicht entsteht ein Lebensraum, der den vielfältigen Bedürfnissen der NutzerInnen gerecht wird und eine am Gemeinwohl orientierte Entwicklung ermöglicht. Das grüne lebendige Quartier regeneriert, reduziert und recycelt auf dem Weg zum nachhaltigen Quartier von morgen.
Blau-Grüne-Infrastruktur – Schwammstadtprinzip: Ein Netz an Retentionsflächen sorgt zusammen mit versickerungsoffenen Bodenbelägen dafür, dass Wasser im Quartier gespeichert wird, verdunstet oder versickert. In den Höfen wird das anfallende Oberflächen- und Grauwasser in Zisternen gespeichert und wiederverwendet.
Optimiertes Mikroklima – Durchlüftung, Verschattung, Verdunstungskühle: Wind- und Grünkorridore erzeugen über Durchlüftung und Verschattung gemeinsam mit den Verdunstungsflächen des Wassers ein günstiges Mikroklima. Hinsichtlich der Umweltverträglichkeit bei der Errichtung der Bauwerke sowie der Infrastruktur ist der Einsatz von rezyklierbaren Materialien vorgesehen. Gründächer und der bewusste Einsatz von grünen Fassaden aktivieren die Bebauung klimatisch und als Wasserspeicher.
Energieautarkes Quartier: Es wird eine lokale Energieversorgung mit einem lokalen Energiemanagement entwickelt. Geothermie in Kombination mit solar erzeugtem Strom bildet das übergeordnete Versorgungssystem mit Potenzial zur CO2-neutralen Energieversorgung. Ein integrierter Planungsansatz kombiniert den Fokus auf Biodiversität im urbanen Raum mit einer Kreislaufwirtschaft und dem Ziel einer CO2-Neutralität des Quartiers.
Serielles Bauen – CO2 arme Konstruktionen: Das gesamte neue Quartier bestehend aus dem Unterkunftsbereich und dem Ankunftszentrum wird einen sehr hohen Grad an Vorfertigung haben. Stützen,- Wand- und Deckensysteme werden als Fertigteile geplant und eignen sich im Vergleich zu einer konventionellen Massivbauweise wegen ihrer einfachen Montage, der Fügetechnik und vor allem aufgrund des geringen Transportgewichts besonders gut zur Vorfertigung. Die Verlagerung der Produktion in die Werkstatt verkürzt die Montagezeit und verringert die Komplexität auf der Baustelle. Darüber hinaus begünstigt die Vorfertigung auch einen sparsameren Umgang mit Materialien.
Naturnah und bio-positiv: Das Gebäude reinigt die Außenluft und das Regenwasser; außerdem werden Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstehen.

Versorgungskonzept
Das Zentrum nutzt ein internes Nahwärmenetz, das durch ein Erdsondenfeld für Geothermie gespeist wird. Eine Sole-Wasser-Wärmepumpen-Kaskade liefert Heiz- und Kühlenergie. Abwärme aus den Serverräumen unterstützt die Heizung und Lüftung, und die Kühlung wird zusätzlich durch adiabate Verfahren ergänzt. Eine optimierte Gebäudehülle reduziert Energieverluste. Die Wärme- und Kälteübergabe erfolgt durch großflächige Niedertemperatursysteme wie Hybrid-Heiz-Kühl-Segel, die Komfort und Effizienz bieten. In den Unterbringungsgebäuden wird mittels Fußbodenheizung geheizt. Im Sommer verteilen Kühlsegel kalte Luft nach unten und im Winter warme Luft nach oben.
Die Warmwasserbereitung im Ankunftszentrum erfolgt durch dezentrale elektrische Durchlauferhitzer, was Wärmeverluste minimiert. In den Mensa- und Unterbringungsgebäuden wird Warmwasser bedarfsorientiert durch Frischwasserstationen erzeugt, was die Trinkwasserhygiene fördert. Ein hybrides Lüftungssystem kombiniert natürliche und mechanische Belüftung. Steuerbare Lüftungsklappen ermöglichen im Sommer eine Nachtauskühlung, während im Winter und in innenliegenden Bereichen die mechanische Belüftung für ausreichenden Luftaustausch sorgt. Die Lüftung wird CO2-abhängig gesteuert, um die Energieeffizienz zu maximieren.
Große Teile des Gebäudes werden durch Tageslicht beleuchtet, was den Einsatz von Kunstlicht reduziert und die Energieeffizienz erhöht. Energiesparende LED-Leuchten mit automatischer Tageslicht- und Anwesenheitssteuerung sorgen für weitere Energieeinsparungen.
Photovoltaikanlagen auf dem Dach reduzieren den CO2-Fußabdruck des Gebäudes. Die Kombination mit Dachbegrünung verbessert die Leistung der PV-Module. Überschüssiger Strom wird gespeichert und bei Bedarf genutzt. Es besteht die Möglichkeit, Ladestationen für E-Mobilität zu installieren. Eine intelligente Gebäudeleittechnik steuert die Haustechnik CO2-, temperatur- und präsensabhängig. Das Energie-Management-System passt die Gebäudetechnik an aktuelle Bedürfnisse an und optimiert den Energieverbrauch.

Cradle to Cradle
Das Gebäude folgt dem Cradle-to-Cradle-Designprinzip und wird in kompletten Produktkreisläufen gedacht. Die ausgewählten, schadstofffreien Materialien sind leicht zu demontieren, sortenrein trennbar und dadurch vollständig rezyklierbar. Damit wird das Gebäude zum langlebigen und werthaltigen Rohstoffdepot, welches die Ressourcen nach dem Ende der Nutzungszeit wieder freigibt und zum Werterhalt der Immobilie beiträgt.

Tragwerk – CO2 Speicher
Die Tragwerke der Gebäude sind so konzipiert, dass ein materialgerechter und sinnvoller Einsatz des natürlich nachwachsenden Rohstoffes Holz sichergestellt wird. Dies geschieht selbstverständlich in vollem Einklang mit allen Anforderungen an die Raumnutzung und Bauphysik. So werden bereits in der Erstellungsphase die anfallenden grauen Emissionen auf ein Minimum reduziert. Während der Nutzung wirken die Gebäude als CO2-Speicher.
Die sieben Gebäude der Unterbringung sind als serielle Tragwerke mit hohem Vorfertigungsgrad geplant. Lediglich die Bodenplatte, die aussteifenden Wände, die unterirdischen Bereiche und vereinzelte Verstärkungen der Decke über dem EG werden in Stahlbeton ausgeführt; dafür werden zementreduzierte, klimaschonende Betone verwendet.
Die weitere aufgehende Konstruktion ist vollständig aus Holz geplant. Durch die zwei tragenden Wandachsen der Flure und die tragende Außenfassade entstehen wirtschaftliche Spannweiten. Alle Wandbauteile werden in Holztafelbau errichtet, auf diesen liegen die Brettschichtholzdecken auf.
Die vorgesehene Bauweise ermöglicht eine umfassende Vorfertigung aller aufgehenden Bauteile im Werk, inklusive Vorinstallation der technischen Gebäudeausrüstung. Die element-basierte Bauweise reduziert dabei die Transportaufwendungen.
Das Ankunftszentrum ist als nachhaltiger Holzhybridbau konzipiert. Durch die klare Gebäudestruktur mit durchgehenden Konstruktionsraster und direktem Lasttransfer können Materialen gespart, vor allem aber auch ein sehr großes Maß an Flexibilität für spätere Umnutzungen sichergestellt werden. Die elementierten Holzhybriddecken sehen eine Tragschicht aus Beton vor, die auf Holzbalken aufliegt und so bereits vorgefertigt auf die Baustelle geliefert wird. Diese Elemente werden in das Raster von Hauptunterzügen aufgelegt. Dieses System ist erprobt, materialsparend und kann von diversen Herstellern zur Verfügung gestellt werden. Alle Bauteile, inklusive der aussteifenden Stahlbetonkerne und Brettschichtholzsstützen, werden im Werk vorgefertigt und vor Ort lediglich montiert bzw. bei den Kernen schubfest vergossen. Im Fall von Umnutzungen oder Rückbau können die Bauteile auf Elementebene wiederverwendet werden. Insgesamt entsteht so ein wirtschaftliches, CO2 sparendes und kreislaufgerechtes Tragwerk.

Grundsätzliches Brandschutzkonzept
Der geplante Gebäudekomplex wird nach den Anforderungen der LBO Baden-Württemberg geplant und ist aufgrund der Flächenausdehnung und Nutzung als Sonderbau einzustufen. Die Gebäude besitzen ausschließlich bauliche Rettungswege, welche durch die geplanten notwendigen Treppenräume, die außenliegende notwendige Treppe und notwendige Treppen ohne Treppenräume sichergestellt werden. Aufgrund der klaren Gebäudestruktur wird die zulässige Länge bis zum Erreichen des Freien oder eines notwendigen Treppenraums (Rettungsweglänge) eingehalten. Eine automatische Brandmeldeanlage ermöglicht geringfügige Überschreitungen der Rettungsweglänge und die gezielte Alarmierung unterschiedlicher Geschosse bzw. Bereiche.
Zur Unterteilung sind zahlreiche Brandabschnitte vorgesehen. Die in Teilbereichen geplante automatische Brandmeldeanlage (mit Alarmierung) in Verbindung mit der sehr guten Rettungswegsituation ermöglicht auch größere zusammenhängende Geschossflächen, die in Teilen benötigt werden. Die Kantine bildet eine große Fläche aus, welche in Anlehnung an die /VkVO/ unter Beachtung der Nutzung und der geplanten automatischen BMA ermöglicht werden soll. Gleiches gilt für das Verfahrensgebäude, das ohne Brandabschnittsunterteilung mit einer flächendeckenden BMA vorgesehen ist. Hierbei handelt es sich um Abweichungen vom Baurecht, die jedoch noch ermöglicht werden sollen. Aufgrund der guten anlagentechnischen Ausstattung und der Anordnung notwendiger Treppenräume und der Möglichkeiten zum Befahren des Grundstückes kann die Feuerwehr frühzeitig wirksam werden. Zur Sicherstellung wirksamer Löschmaßnahmen sind in den Treppenräumen trockene Steigleitungen vorgesehen. Die für die Feuerwehr notwendigen Flächen zum Erreichen der notwendigen Treppenräume ist in den Außenanlagenkonzept bereits berücksichtigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch eine starke städtebauliche Setzung und eine konsequente Durcharbeitung des Verfahrensbereichs. Städtebaulich passt die Großform zur Typologie im Patrick Henry Village. Es gelingt eine klare Orientierung in einem zentralen Grünraum, der sozial kontrolliert ist. Die vorgeschlagenen Nutzungen „Arena“ und „Kantinenaußenbereich“ passen, die multifunktionalen Nutzungen als Retentionsflächen überzeugen. Auch das Angebot an grünen Rückzugsräumen passt zu den Bedürfnissen der Bewohnenden. Die klare Trennung zwischen Innen und Außen erfüllt die Kriterien Sicherheit und Schutz. Der Verfahrensbereich organsiert die Abwicklung der Verfahrensschritte räumlich stringent. Wartebereiche, Registrierungsbereiche und Mitarbeitendenbüros sind schlüssig organisiert und erlauben es, die Vorgänge zügig und sicher abzuwickeln. Die Positionierung der Sport-Nutzungen im Bereich des Angers ist plausibel, da auf diese Weise ein von Anwohnenden und Geflüchteten gemeinsam nutzbarer Freiraum geschaffen wird, der sozial kontrolliert werden kann. Architektonisch überzeugt die Holzbauweise, der konsequente Umgang mit Regenwasser und die Nutzung nachhaltiger Materialien. In der Durcharbeitung wirft die Arbeit Fragen bezüglich folgender Aspekte auf:

Die Bebauung im Norden vermittelt nicht ausreichend zur existierenden Villenbebauung. Der Kontrast könnte potenzielle Kaufende der nördlich angrenzen Grundstücke abschrecken.
- Der zentrale Freiraum im Inneren des „Urbanen Dorfs“ scheint für die große Anzahl an Nutzenden zu klein dimensioniert. Zumal sorgen städtebauliche Setzung und Freiraumgestaltung für Restflächen, deren Nutzung unklar ist und Fragen bezüglich der Gestaltqualität des öffentlichen Raums aufwerfen.
- Im Verfahrensbereich wird die Organisation über die Pforten im Norden und Süden kritisch gesehen.
- Die Gestaltung des Ortes, an dem Sportplatz, Busbahnhof, Villenbebauung und neue Baukörper aufeinander treffen, ist aus Sicht des Preisgerichts landschaftsarchitektonisch nicht
überzeugend gelöst, da die Nutzungen und Materialien kaum aufeinander abgestimmt sind.
- Die innere Erschließung der Gebäude über lange Gänge ohne Tageslicht lassen auf eine geringe Aufenthaltsqualität und Angsträume schließen. Die großen eingeschossigen Bereiche sorgen für eine starke Versiegelung mit vergleichsweise wenig nutzbarer Fläche und sind deswegen nicht wirtschaftlich.

Fazit: Auf den ersten Blick ein mutiger Vorschlag, der jedoch dem prüfenden Blick auf Nutzbarkeit und Gestaltqualität nicht überall standhält


Perspektive Eingangsbereich

Perspektive Eingangsbereich

Lageplan

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Abgabeplan 01

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Abgabeplan 03

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Abgabeplan 06

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Abgabeplan 07

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Abgabeplan 08

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