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Städtebaulich-landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil | 04/2024

Experimentierräume nachhaltiger Stadt- und Quartiersentwicklung in Wiesbaden-Klarenthal

2. Preis / Ideenteil

Preisgeld: 16.000 EUR

03 Arch. GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Hannes Hörr Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch die Positionierung von drei längs gerichteten Wohnzeilen in der Landschaft aus. Die auf den ersten Blick etwas beliebig wirkende Setzung der drei Zeilen wird kritisch diskutiert. Die Beziehung zu den Ernst May Bauten wird deutlich, jedoch wird die Ausrichtung der Bauten und deren Begründung deutlich hinterfragt. Durch die einzelnen großen, kompakten Gebäude kann der Versiegelungsgrad geringgehalten werden. Trotzdem wird im südöstlichen Teil deutlich in den sensiblen Baumbestand eingegriffen. Die Qualität der in der Mitte gelegene »Waldlichtung« wird kritisch gesehen, da sie nur von den Stirnseiten der drei Gebäude begrenzt wird. Die Parkplätze liegen unter den drei Gebäuderiegeln und sowie im Erdgeschoss des östlichen Gebäuderiegels. Da auch die Quartiersmitte sich über der Tiefgarage befindet, sind die Baumbepflanzungen in diesem Bereich fragwürdig.

Ein zentral positionierter Spielplatz dient als Begegnungsort für das neue Quartier und möglicherweise auch für den angrenzenden Bestand. Zusätzlich zum Klosterweg als verbindendem Nord-Süd-Element wird ein sogenanntes Gemeinschaftsband in Ost-West Richtung vorgeschlagen. Aktivierende und gemeinschaftliche Nutzungen befinden sich sowohl im EG des ehemaligen Schulgebäudes als auch in den Stirnseiten der Riegel. Die Kita ist im Untergeschoss des Schulgebäudes mit einer Außenfläche auf der darüber liegenden Dachfläche verortet.

Durch die kompakte städtebauliche Setzung funktioniert die Durchlüftung in Nord-Süd Richtung in dem vorgeschlagenen Entwurf gut, jedoch ist das Quartier Ost-West-Richtung nur eingeschränkt durchströmbar. Durch die kompakte Bauweise könnte relativ viel Baumbestand erhalten bleiben, jedoch wird im Süden deutlich in den schützenswerten Grünraum eingegriffen.

Durch die vorgeschlagene Holzskelettbauweise wird eine gewisse Flexibilität für die Größe der Wohnungseinheiten, besonders in den Riegeln, ermöglicht. Fraglich bleibt, wie die drei Baukörper auf unterschiedliche Bauherr:innen aufgeteilt werden könnten, vor allem wegen der geteilten Tiefgarage und Erschließung. Auch Konzeptvergaben wären aufgrund der Gebäudegrößen nicht einfach zu realisieren.

Die sensible Weiterentwicklung und Ergänzung des Schulbaus wird durch die Jury positiv hervorgehoben, insbesondere die hohe Durchlässigkeit im Erdgeschoss. Das ehemalige Schulgebäude soll zu einem zentralen Ort innerhalb des Quartiers werden und gleichzeitig eine stadträumliche Verbindung zu den bestehenden Ernst-May-Strukturen in Nord-Süd Richtung herstellen. Die sechseckige Form des Bestandsgebäudes wird hierfür aufgenommen in Form von drei Hochpunkten mit Wohnnutzungen weiterentwickelt. Die Aufstockung des Bestands in der vorgeschlagenen Form müsste in weiteren Planungsschritten
konstruktiv und wirtschaftlich vertieft untersucht werden. Grundsätzlich überzeugen die Ideen für das ehemalige Schulgebäude als gut durchdachtes, schlüssiges Konzept, wobei die für die Türme dargestellten schematischen Grundrisstypologien die an sich mögliche Vielfalt und Variabilität vermissen lassen. So gleicht die Typologie des nördlichen, neu zu errichtenden Hochpunkts den Bestandsaufstockungen bis hin zur Dimensionierung des Treppenraums, die jedoch nur innerhalb des Bestands zu verstehen und begründen ist. Außerdem stellt sich die Frage, ob an dieser Stelle und als Neubau eine höhere Bebauung wirtschaftlich sinnvoller wäre. Positiv wird hervorgehoben, dass durch den geplanten Umgang mit dem Bestandsgebäude ein hohes Maß an Wohnraum erzeugt werden soll.