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Einladungswettbewerb | 02/2021

Neubau Gasthof Vilsalpsee in der Gemeinde Tannheim (AT)

1. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Mario Gasser Architecture

Architektur

Erläuterungstext

Eine bauliche Intervention an diesem sensiblen Ort sollte mehr Landschaft als Gebäude sein. Die Horizontalität der Wasserebene sowie steil aufragende Felsformationen sind die bestimmenden Elemente, die den Ort so besonders machen. Der Entwurf für das neue Gebäude versucht genau diese scheinbaren Gegensätze symbiotisch in Beziehung zu setzen, und so in die Umgebung einzufügen.

Ein Gebäude das Selbstverständlichkeit ausstrahlt und Geborgenheit bietet.
Das Ankommen aus dem Tal sowie die eindeutige Orientierung des Gastraumes Richtung See definieren zwei Kanten, zwischen denen sich das Raumprogramm ausbreitet. Gleichzeitig entstehen zwei definierte Außenräume: ein Vorplatz mit Kiosk und gedecktem Zugang sowie eine ausladende Seeterrasse mit Sitzstufen und gestaltetem Uferbereich. Das Gebäude ist von Wegen umspült, es gibt keine „Rückseite“.

Klar getrennte Funktionsbereiche garantieren einen reibungslosen und effizienten Ablauf.
Restaurant und Kiosk, mit den notwendigen Nebenräume, sind im Erdgeschoß organisiert, die privaten Wohn- und Aufenthaltsbereiche im Obergeschoß.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein dynamisch platziertes, polygonales Gebäude bildet für den Ankommenden eine unverwechselbare Adresse und neue Identität für den besonderen Ort. Die Süd-Ostorientierung des Baukörpers lässt sowohl einen angemessenen Platz vor dem Eingang im Norden, wie auch eine große, qualitätsvolle Freifläche zum Seeufer entstehen. Der Eingang ist durch die Erhebung einer Gebäudekante und Knickung der Fassade bereits von der Ferne gut erkennbar und formiert eindeutig den Zutritt zum Gebäude aus. Durch das Abdrehen des Baukörpers entstehen große, fächerförmige Freiflächen mit hoher Außenraumqualität. Die Höhenabstufung des Gebäudes folgt sensibel und gekonnt der Topographie der Landschaft. Geneigte Fassaden lassen den Baukörper einerseits Richtung See fließen und wirken dabei gleichzeitig schutzgebend vor der sich erhebenden Felslandschaft. Horizontale Lichtbänder in der Dach-/Fassadenlandschaft ermöglichen das Erleben aller Tageszeiten im 2-geschossigen Gastraum und gliedern die Längsseiten mit einer filigranen Auffaltung. Die Höhenentwicklung folgt einer funktionalen Logik, ist bescheiden, ohne ein großzügiges Raumerlebnis in den Haupträumen zu verhindern und gibt dem Gebäude eine dezente Kompaktheit. Es bildet sich eine solitäre, selbstverständliche Einheit aus Dach und Fassaden. Im Nordosten ist witterungsgeschützt der Eingang und gut erreichbar der Kiosk situiert. Ähnlich einer schützenden Handbewegung wird der Besucher in der Mitte der Fassade vom Zentrum des Platzes aus ins Gebäude geleitet. Über einen Windfang wird der hohe Gastraum zentral betreten und öffnet sich mit seiner Längsseite zum Seeufer. Die Ausrichtung der gut proportionierten Gaststube und der vorgelagerten, teilüberdachten Terrasse fangen den wohl schönsten Blick über den See und das ansteigende Hochtal Richtung Süden ein. Küche und Manipulationsräume sind an der Nordseite platziert, deren Versorgung ist vom Personenverkehr entflochten. Befestigte, nicht überdachte Sitzplätze werden durch das Gebäude behütet und vom Wind geschützt. Die Außenräume generieren sich wie selbstverständlich aus der Außenform des Baukörpers. Der Neubau ist mehr als gebaute Landschaft und nicht sofort als klassisches „Haus“ begreifbar. Eine ergänzende Empfehlung der Jury ist, im Obergeschoss für die Wohnräume einen Aufenthaltsbereich im Freien zu schaffen. Beim ebenerdigen Lagerraum sollte darauf Acht gegeben werden, dass er in seiner Größe ausreichend ist, in Hinblick auf Wartung der Außenanlagen, Terrassenstühle, Leergut, Müll, usw. Jedenfalls zwingende Empfehlung zur Farb- und Materialgebung: Die vorgeschlagene Fassadenbekleidung mit eloxiertem Aluminium findet kein Verständnis und
Zustimmung bei der Jury. Es wird dem Projekt eine Änderung zur Materialwahl der Außenhaut unter dem Aspekt der Ortsbezogenheit und Nachhaltigkeit als unabdingbar zur Überarbeitung mitgegeben. Diese ist von den Architekten in Abstimmung mit der Gemeinde zu entwickeln.