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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2019

Ersatzneubau der Rathausbrücke in Zürich (CH)

3. Rundgang

Meili, Peter Architekten

Architektur

Conzett Bronzini Partner AG

Bauingenieurwesen

Staubli, Kurath & Partner Wasserbau AG

Wasserbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Brücke der ARGE STADTMITTE weist mit rund 1500 m² die kleinste Fläche der eingereichten Projekte auf. Auch gegenüber den Vorgängerbrücken von Pauli (2175 m²) und Tetmajer (1990 m²) wird die Fläche deutlich reduziert. Die Anschlüsse an Wache, Weinplatz und Schipfe gewinnen daraus eine Klarheit zurück, die bei den Vorgängerbrücken teilweise verloren gegangen war. Die resultierenden Stadträume betonen die Platzsequenz von Weinplatz, Rathausbrücke und ehemaligem «Paradeplatz» zwischen Rathaus und Wache. Das Haus zum Schwert wird stärker ins Zentrum der Brückenplatte gerückt und gibt dem Platz der Rathausbrücke damit eine klare Identität. Haus zum Schwert, Rathaus und Wache werden in Beziehung zueinander gesetzt und mit der Beleuchtung ihrer Fassaden inszeniert. Die Brückenplatte ist als eine offene Fläche gestaltet. Die drei signifikanten Mastleuchten sind darauf die einzigen festen Elemente und sollen die Rathausbrücke in ihrem besonderen, platzartigen Charakter gegenüber den anderen Limmatbrücken auszeichnen. Sie schränken jedoch die Nutzbarkeit der bereits knapp bemessenen Fläche stark ein. Als Sitzgelegenheiten werden mobile Stühle analog dem Sechseläutenplatz angeboten, was zur Frage führt, ob die freie Bestuhlung einer Brücke angemessen und für die verschiedenen Nutzungen an diesem Ort überhaupt praktikabel ist. Die minimale Fläche der Brücke stösst hier an ihre Grenzen. Die Brückengestalt leitet sich aus ihrer Konstruktion mit nur einer Abstützung in der Limmat ab. Hier bildet die Brückenplatte einen Knick aus, der auch in der Gestaltung des Geländers thematisiert wird. Die Brücke wird damit sowohl aus dem Flussraum als auch beim Überqueren als Flussübergang erlebbar. Durch die genaue Setzung der Anschlusspunkte entstehen spannungsvolle Stadträume. Formensprache und Gestaltung der Brücke leiten sich aus der Konstruktion ab und bestechen durch ihre Selbstverständlichkeit. Die Brücke fügt sich damit selbstbewusst und gleichzeitig zurückhaltend in den Flussraum und den Kontext der Altstadt ein. Der Projektvorschlag überrascht mit dem Weglassen einer Pfeilerscheibe. Der Zweifeldträger ist rechtsufrig mit Hilfe eines Gegengewichtes eingespannt. Es resultieren zwei Spannweiten von rund 14 und 37 m. Die Stärke der Betonplatte variiert über die Brückenlänge: 1.45 m über dem Pfeiler am Ort der grössten Biegebeanspruchung, minimal 0.8 m beim linksufrigen Auflager. Das Tragwerk besteht aus je einem vorgespannten Vollquerschnitt, die ober- und unterwasserseitig am Haus zum Schwert vorbeiführen. Der Zwischenbereich wird mit einer Rippenkonstruktion auf die Längsträger abgetragen. Technisch bieten sich mit diesem Entwurf Chancen. Die hydraulischen Vorgaben können durch das Weglassen einer Pfeilerscheibe sehr gut erfüllt werden; es kann sogar davon ausgegangen werden, dass auf eine Sohlenabsenkung verzichtet werden kann. Dies müsste allerdings unter Berücksichtigung der vorgeschlagenen - aus hydraulischer Sicht nicht idealen - Pfeileranordnung am hydraulischen Modell verifiziert werden. Die Anforderung an eine glatte Untersicht wird teilweise verletzt. Aufgrund der optimierten hydraulischen Verhältnisse kann dies jedoch akzeptiert werden. Die Fundation des Hauses zum Schwert wird geschont, da keine Pfahlarbeiten in unmittelbarer Nähe erfolgen. Die Entwässerung erfolgt in Brückenlängsrichtung, mit dem Hochpunkt über der Pfeilerscheibe 2. Das Wasser wird rechtsufrig mit Schächten und um das Haus zum Schwert mit einer abnehmbaren Metallrinne gefasst. Der Tiefpunkt entlang des konstruktiv anspruchsvollen Übergangs zum Haus zum Schwert ist nicht optimal gewählt. Der Belag besteht aus einem dauerhaften Gussasphalt. Bei der geschliffenen Oberfläche muss ein besonderes Augenmerk auf die Rutschfestigkeit gelegt werden. Die Erstellung erfolgt mit einem obenliegenden Lehrgerüst in zwei Etappen und ist schlüssig dargestellt. Die Erstellungskosten sind im Vergleich mit den anderen Projekten tief.
Fazit
Die Brücke will eine Brücke sein – elegant in ihrer Form und gekonnt über den Fluss gespannt. Sie versucht aber den Anforderungen an diesen Ort gemäss auch ein Platz zu sein – und dies gelingt nicht. Im Spannungsfeld des Flussübergangs versus Aufenthaltsqualität und dem Schaffen von Raum für vielfältige Nutzungen obsiegt die Brückenfunktion. Selbst wenn eine andere Lösung für die Beleuchtung gefunden wird als die drei Stelen, wird der freie, unbespielte Raum dazwischen nicht zum Sitzen mit mobilen Sitzgelegenheiten einladen. Er bleibt Passage und Weg über den Fluss, der die Bewegung lenkt, aber den geforderten Ansprüchen an eine ruhende Aufenthaltsqualität nicht gerecht werden kann.