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3. Rang 4 / 4

Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 10/2022

CircularTower – Kreislauffähiges Bauen in Burgdorf (CH)

Ankauf

Preisgeld: 2.000 CHF

Piertzovanis Toews

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Torre Transloco besticht durch den innovativen Ansatz, Beton bereits vor der Weiterverarbeitung zu Recyclingbeton weiterzuverwenden. Das Projekt erkennt die Problematik des grossen Anteils an Stahlbeton unter den Abbruchmaterialien. Als Kompositmaterial lässt er sich nicht ohne Weiteres in seine Ausgangsbestandteile zerlegen und die Weiterverwendung der Zuschlagsstoffe in geschredderter Form als Recyclingbeton ist mit enormen Energieaufwänden verbunden.

Ziel des Projekts ist es, Betondecken und -wände direkt weiterzuverwenden. Das Gebäude selbst ist Versuchslabor, um Verhalten der Betonscheiben und Bewehrung im exponierten Aussenraum zu beobachten. Aus Abbruchbauten sollen geeignete Betonplatten in entsprechender Grösse zugeschnitten und diese zu vier Erschliessungstürmen gestapelt werden. Das Projekt schlägt eine neuartige Konstruktionsmethode vor, bei der die gestapelten Betonplattentürme über allseitig angebrachte Zugkabel vorgespannt und mit einem am Boden liegenden Grid verbunden werden, um die statische Funktion zu garantieren. Der Grid soll punktuell mit Verpressankern im Boden verankert werden, ein Aushub wird daher nicht nötig. Die Jury erachtet die Konstruktionsweise als äusserst interessant, in der statischen Beurteilung wird aber darauf hingewiesen, dass die Anwendung dieses Prinzips zwar in den ersten Geschossen unproblematisch, die Erstellung in der Höhe allerdings immer kritischer wird.

In ihrer Nutzung dienen die Betontürme den Transportwegen, Sanitäranlagen und der technischen Erschliessung und erfüllen gleichzeitig die Aufgabe der vertikalen Lastabtragung. Zwischen die vier Betontürme werden drei hölzerne, auf das Containermass abgestimmte Brückenkonstruktionen gespannt, die kein fixes Layout an gedämmten Räumen vorgeben und damit grösstmögliche Flexibilität garantieren. Zwischen den Brücken ergeben sich zwei stützenfreie Geschosse. Die Projektverfassenden schlagen schliesslich drei Konstruktionsarten für mögliche Wandaufbauten vor, die aber im Projekt nicht konkret angewendet werden. Insbesondere die pneumatischen Hüllen für die Ausstellungsräume werden sehr schematisch im Grundriss dargestellt und es fällt schwer, sich deren Umsetzung vorzustellen. Gleichzeitig scheint der Einsatz von Kunststoff nicht die richtige Signalwirkung für eine ökologische und zirkuläre Bauweise zu vermitteln, allenfalls hätte sich hier der Einsatz einer einfachen Rahmenkonstruktion und wiederverwendeten Fenstern besser geeignet. Die geforderte autarke Wasserversorgung wird im Projekt nicht aufgezeigt, die Wärmegewinnung mittels Luft-Wasser-Wärmepumpe nur zaghaft erwähnt, planerisch aber nicht umgesetzt.

Der Ausdruck des Projekts ist sehr kraftvoll und roh belassen, was durchaus der Funktion als Forschungstower und einer möglichen Ästhetik der zirkulären Architektur entsprechen kann, im vorliegenden Fall aber als zu polarisierend und abweisend empfunden wird. Der Turm soll Reallabor sein, gleichzeitig hat das TecLab den Auftrag, die Bevölkerung, Kinder und Jugendliche für MINT-Fächer zu begeistern. Daher muss der CircularTower auch einladenden Charakter haben, was mit dem vorgesehenen offenen Erdgeschoss zwar versucht, durch die Dimensionen und den Ausdruck mit viel rohem Beton aber in Frage gestellt wird.

Das Projekt vermag in seinem Ausdruck nicht zu überzeugen, gleichzeitig wird eine zu wenig tiefe und detaillierte Bearbeitung bemängelt. Da die Grundidee zur Wiederverwendung von Betonplatten mittels einer innovativ entwickelten Konstruktionsweise und deren radikale Umsetzung aber wertvolle und neue Beiträge zum zirkulären Bauen sind, hat die Jury entschieden, das Projekt mit einem Ankauf auszuzeichnen.
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