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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Neubau Forschungszentrum Keltenwelt am Glauberg in Glauburg

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

habermann.decker.architekten

Architektur

GRUPPE FREIRAUMPLANUNG Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen der Arbeit versuchen, mit der Setzung eines Punktes am nördlichen Waldrand ein städtebauliches Ensemble zwischen Museum, Grabhügel und Forschungbau zu schaffen. In der architektonischen Ausgestaltung wird jedoch eine Verbindung zum Ort vermisst und es stellt sich die Frage, ob der Entwurf die Potenziale des Ortes voll ausschöpfen kann.

Gewürdigt wird die klare Struktur des Baukörpers und die gut organisierten Räume, welche durch eine geschickte Erschließung - getrennt für Gäste und Forschende, eine optimale Funktionstrennung erwarten lassen. Der Vorplatz nimmt die Besuchenden angemessen auf und ermöglicht einen direkten Zugang zum Vortragssaal mit seinen andienenden Räumen. Der Saal selbst schafft mit zweiseitigem Ausblick und guter Teilbarkeit anpassbare Bezüge zur umgebenden Landschaft und zum Museum.

Die Nachhaltigkeit des Entwurfs wird im Preisgericht besonders positiv hervorgehoben. So verspricht die würfelförmige Kubatur mit ihrer Kompaktheit und hohen Flächeneffizienz einen geringen Betriebsenergiebedarf als auch eine wirtschaftliche Umsetzbarkeit. Allerdings wird der Multifunktionsraum als gleichzeitige Erschließungsfläche von den Nutzenden funktional und und brandschutztechnisch kritisch gesehen. Auch die eigentlich gute Tageslichtqualität könnte durch die Verschattung der Rankpflanzen, deren Nutzen für den thermischen Komfort abhängig vom Beschnitt ist, eingeschränkt sein. Gewürdigt wird die nachhaltige und demontable Konstruktion aus größtenteils erneuerbaren Rohstoffen.

Die Einfügung des Baukörpers wird im Kontext einer geplanten Welterbenominierung vom Preisgericht kontrovers diskutiert. Die Fassadenbegrünung soll einerseits das Bauwerk verstecken und mit dem umgebenden Wald verschmelzen lassen, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der dreigeschossige Baukörper die Topografie nicht adäquat nutzt, um sich sensibel in die Umgebung einzufügen. Er wird schließlich als zu prägnant und dominant empfunden, und scheint die visuelle Integrität der potenziellen Welterbestätte zu gefährden.

Der minimale Footprint des Gebäudes verkörpert in sich durch ein hohes Maß an Fassaden- und Dachbegrünung eine grüne Architektur. Genauere Aussagen zur Vegetation, den Klettersystemen und der Bewässerung werden bedauerlicherweise nicht gemacht. Die jahreszeitlichen Aspekte lassen sich nicht ablesen, ebenso wenig die Pflegeintensitäten und die langfristige Offen- und Geschlossenheit vor den inneren Räumen.

Dem „grünen Bauwerk“ entgegen stehen die für den Entwurf notwendigen massiven baulichen Strukturen: die Stützmauer aus Ortbeton im westlichen Gebäudebereich, die großformatige, monofunktionale Vorplatzsituation am Haupteingang, die gebäuderahmenden Stützmauern.

Aufgrund der deutlichen topografischen Interventionen hätten stärkere Bezüge zur Landschaft (des Hügels) aufgesucht werden können. Es wird darüber hinaus eine detailliertere landschaftsarchitektonische Auseinandersetzung gewünscht.

Die Anforderungen des Landes Hessen betreffend Energieeffizienz und Ökologie können mit dem vorliegenden Entwurf sehr gut erfüllt werden. Gemäß der Bewertung mittels SNAP erfüllt der Entwurf in großem Umfang ausgewählte BNB-Vorprüfkriterien. Die Dachflächen des Gebäudes sind mit einer PV-Anlage belegt, was positiv gewertet wird. Die vorgesehene PV-Fläche weist im Teilnehmerfeld ein durchschnittliches Potential an Eigendeckungsgrad auf. Die Technikflächen erscheinen für die vorgesehene Anlagentechnik auskömmlich.

Die mit Ausnahme der Gründungsbauteile vollständige Holzbauweise wird positiv gesehen. Die Stärke des Entwurfes liegt insbesondere in der konsequenten Reduktion energieintensiver Baustoffe sowie der Verzicht einer mechanischen Belüftungsanlage. Insgesamt weist der Entwurf im Teilnehmerfeld einen deutlich niedrigeren Energiebedarf auf als der Durchschnitt.

Der Wettbewerbsbeitrag liegt – bezogen auf den vorgegebenen Kostenrahmen – in der vergleichenden Kostenbetrachtung knapp unter dem Durchschnitt aller Wettbewerbsbeitrage und knapp unter dem Wert der Vorgaben aus dem auf den aktuellen Kostenstand angepassten „0“-Projekt.