Einladungswettbewerb | 02/2024
Neubau Analytikgebäude Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects
Perspektive
Anerkennung
Preisgeld: 11.000 EUR
Architektur
Architektur
Landschaftsarchitektur
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Verfasser wählen den Untertitel „a living structure for sustainable tomorrow“ und setzen sich konsequent mit der konstruktiven Bestandsstruktur auseinander. Die Einsparung von CO² - Äquivalenten wird als notwendige zeitgemäße Zielstellung definiert und mit diesem funktional geeigneten Gebäudeentwurf als erreichbar nachgewiesen.
Die Verfasser weisen in nachvollziehbarer Weise auf zu erwartende Notwendigkeiten bezüglich der Ertüchtigung der konstruktiven Struktur hin, was von der Jury gewürdigt wird, zugleich aber erhebliche Projektrisiken beschreibt, die hinsichtlich eines anschließenden Planungsprozesses kontrovers besprochen werden.
Die Hinzufügung von Bauteilen an drei Gebäudeseiten des bestehenden Grundrisses führt zu einem städtebaulich gut dimensionierten Baukörper, der mit seiner unveränderten Fassadenflucht zur Lembkestraße und aufgrund seines raumbildenden Umgangs mit dem Haupteingang am Hörsaalgebäude positiv beurteilt wird. Die Ausbildung der Gebäudefuge zum Laborhochhaus geschieht in Anlehnung an den Bestand. Die ebenerdige Zugänglichkeit zum Innenhof wird positiv diskutiert, die Ausbildung einer Glasbrücke im 1. Obergeschoss wird als Verknüpfung täglicher Arbeitswege nur als ausreichend bewertet.
Die architektonische Idee, das Gebäude über eine kommunikative Mitte zu gliedern kann in weiten Teilen überzeugen. Die Querbarkeit des Gebäudes wird dadurch in überschaubare Einheiten gegliedert und erlaubt eine gute visuelle Orientierung. Der Versuch das Gebäude als Bindeglied zu entwerfen ist gelungen. Das im Erdgeschoss betonte und über den großen Treppenraum in die Etagen fortgesetzte Wohnzimmer weist mit zweigeschoßigen Elementen erkennbar Qualität auf. Die Anordnung der Besprechungsräume an dieser Mitte ist nachvollziehbar, erfüllt die gewünschte Repräsentativität nur teilweise. Die breite Öffnung zur Hofseite im Erdgeschoss wird als großzügige Geste verstanden, die glaubhaft macht, dass hier die grüne Mitte für die Nutzerinnen gut nutzbar wird. Allerdings ist der räumliche Zusammenhang mit der gegenüber liegenden geschlossenen Laborfassade nicht nachvollziehbar. Ob diese Qualitäten der gemeinschaftlichen Flächen allerdings den sehr hohen baulichen Aufwand mit erheblicher Überschreitung des Raumprogramms begründen, wird kontrovers diskutiert.
Die gartenähnlichen Teilräume des Campus fügen richtige Funktionsbereiche hinzu und integrieren die notwendigen Erschließungen, lassen jedoch die notwendige Auseinandersetzung mit der Topografie vermissen.
Die Anordnung der Labore in den Geschossen Untergeschoss und Erdgeschoss ist funktional, die Laborbereiche haben gut und flexibel nutzbare Flächengrößen, die Deckenhöhen sind geschickt zugeordnet. Die vertiefte Bodenplatte im Anschluss an den Bestandskeller wird als aufwändig erachtet. In den Obergeschossen sind Büros nach Westen und Laborzonen nach Osten in einem asymmetrischen Dreibund angeordnet. Zusammen mit den zweiseitigen Erschließungs- und Belichtungsmöglichkeiten überzeugt diese Anordnung und verspricht gute Nutzbarkeit. Ein schwerwiegender Mangel wird in der deutlichen Unterschreitung der Analyse- und Messtechnikflächen erkannt.
Die Ausbildung eines soliden Sockels erlaubt einen guten Umgang mit den unterschiedlichen Geländeanschlüssen. Die drei darauf aufbauenden Ebenen mit hohem Glasanteil werden als angemessen diskutiert, besonders die plastischen umlaufenden Fassadenbänder. Die Begrünung erlaubt einen wichtigen Beitrag zum sommerlichen Wärmeschutz. Dass dabei Bestandsstruktur und neu aufgesetzter Leichtbau gleich behandelt werden ist gut, denn im Ergebnis fügt sich die Fassade angemessen in die sehr unterschiedlichen Architekturen entlang der Lembkestraße ein.
Insgesamt wird der Beitrag neben seiner hohen Innovationskraft im Umgang mit dem Bestand auch deswegen gewürdigt, weil die Anordnung der Funktionen gut gelungen ist und der Entwurf auch als Neubau einen guten Beitrag zur Entwicklung des Campus leisten könnte. Aus dem Konzept des Re-Use erwachsen jedoch schwer einzuschätzende Projektrisiken.
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects, Modellfoto: BÄUMLE Architekten I Stadtplaner
Modell
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects
Lageplan
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects
EG
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects
1. OG
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects
2. OG
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects
3. OG
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects
Dach
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects
Schnitt AA'
©Meyer Architekten / Henning Larsen Architects
Schnitt BB'