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Offener Wettbewerb | 01/2017

Wohnbebauung Zeughausareal

2. Anerkennung

NERMA LINSBERGER ZTGMBH

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Die Bebauung versucht eine Antwort zu geben auf die heterogene Struktur der Umgebung. Die Baukörper Südosten-Nordwesten orientiert lassen die halboffenen Höfe entstehen die als verbindendes Element zwischen Zeughaus und der Wohnbebauung im Norden fungieren. Die Freiräume die dazwischen entstehen bieten sowohl Durchgangsmöglichkeiten als auch ausreichend Intimität für die angrenzenden Wohnungen.

GEBÄUDESTRUKTUR
Die freifinanzierten Wohnungen sind in einem Dreispänner untergebracht.
Sehr flächenökonomisches Stiegenhaus dass aber durch den Einschnitt beim Aufzug ausreichen belichtet ist.

WOHNUNGSSTRUKTUR
Das bewegliche Raumgewebe bietet eine Offenheit und Dynamik die der Vielfalt des Wohnens begleiten kann (Startwohnung, wechselnde Wohngemeinschaften, wachsende Familienstruktur…)
Die Modulare, ökonomisch optimierte Struktur, ermöglicht große Vielfalt.
Zuschaltbarkeit des Zimmers zwischen B und C Wohnungen sowie auch Koppelung der B und C für Bedürfnisse des betreuten Wohnens ist gegeben.
Die Wohnungen sind sehr kompakt bzw. flächenökonomisch optimiert.
Weniger Nutzfläche bei gleicher Qualität und Kategorie

FASSADE
Zwei unterschiedlicher Fassadenstrukturen begleiten zwei Inhalte dahinter
Der„Vorhang“, die Transparente Haut beim Laubengang mit großen und kleinen Öffnungen die verschiedene Blicksequenzen ermöglichen sowie ausreichend Licht durchlassen.
Raummodule mit oder ohne Loggia, unterschiedlich der Grundrissfunktion zugeordnet, an der Fassade einfach als unregelmäßiges aber in sich stimmiges Muster ablesbar.

HAUSTECHNIK


ENERGIE - BAUÖKOLOGIE
Ein besonders energieeffizientes Gebäude mit kontrollierter Wohnraumlüftung ohne Wärmerückgewinnung.
Es wird auf den Einsatz von langlebigen und wartungsarmen Materialien geachtet sowie Verbundkonstruktionen ausgeschlossen und allgemein eine zu große Materialvielfalt konsequent vermieden. Der hohe Vorfertigungsgrad unter Einsatz von Fertigteilen kommen dem Projekt auch aus ökologischer Sicht entgegen, verkürzt die Bauzeit und bewirkt einen geringeren Material- und Arbeitseinsatz sowie Müllvermeidung auf der Baustelle - Fertigteilbauweise.
Zur Qualitätssicherung dieser ökologischen Vorsätze dient die Zertifizierung mittels IBO-Gebäudepass, eine Thermographiemessung und Blower-Door-Tests.
Einen besonderen Beitrag zur weiteren Senkung der Betriebskosten stellt die am Dach befindliche ca. 250 m2 große Photovoltaikanlage dar, die mit 32 kWpeak so konzeptioniert ist, dass der Strombedarf aller Allgemein- und Gemeinschaftsräume abgedeckt wird. Zusätzlich kann noch der Strombedarf für die geplanten Elektrotankstellen für Elektrofahrzeuge und Pedelecs gemindert bzw. sogar gedeckt werden. Der Einsatz von Solarenergie kommt somit jedem einzelnen Bewohner direkt zugute und reduziert die CO2- Emissionen um rund 6.363 kg pro Jahr.


SOZIALE NACHHALTIGKEIT

ALTAGSTAUGLICHKEIT

Flexibilität und Alltagstauglichkeit sind ein zentraler Bestandteil der Planung. Dies wird durch die Grundrissgestaltung (flexibler, zusammenlegbarer Wohn-Essbereich, nutzungsneutrale Wohnräume, zuschaltbare Zimmer, zusammenlegbare Wohnungen) und weitreichende und frühzeitige Möglichkeiten der Einflussnahme der BewohnerInnen auf ihren Grundriss ermöglicht.
Es sind gut erreichbare Fahrrad- und Kinderwagenabstellplätze sowohl im EG als auch in den Wohngeschossen vorgesehen. Barrierefreiheit in allen Gemeinschaftsbereichen ist eine Selbstverständlichkeit. Auf spezielle Wohnbedürfnisse von Behinderten oder Pflegebedürftigen wird in den Erdgeschoßwohnungen durch Kombinationsmöglichkeiten der Wohnungen eingegangen.
Die Vielfalt der Gemeinschaftsbereiche reicht von einer Gemeinschaftsküche zur Bewirtung einer größeren Anzahl an Gästen, bis zu betreuten Indoor- und Outdoorflächen für spielende Kinder
Übersichtliche Erschließung, gute Beleuchtung und vielfältige Blickbeziehungen schaffen angstfreie Wege und Aufenthaltsorte. Jede Wohnung hat eine eigene Loggia mit vorgeschaltetem Balkon, die gut nutzbare Proportionen aufweist.

Wohnen in Gemeinschaft

Das Projekt weist ein differenziertes System von Begegnungs- und Kommunikationsräumen unterschiedlicher Privatheitsgrade auf. Gemeinschaftsräume, eine Gemeinschaftsküche sowie Kräuterbeete, „community gardens“ oder die zugänglichen Höfe der Atrienhäuser bieten ein breites Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten.

Aufgrund der Erschließungsystematik der Wohnhausanlage werden kleine, überschaubare Nachbarschaften ermöglicht. Die Identifikation der BewohnerInnen mit ihrer Wohnanlage wird durch diese vielfältigen Mitbestimmungs- und Gemeinschaftsangebote gestärkt. Zusätzlich unterstützt die Einbindung der sozial schwächeren Gruppen in den betreuten Wohnungen des Erdgeschoßes das soziale Gefüge und soll Berührungsängste aufbrechen und überwinden helfen.

Wohnen für wechselnde Bedürfnisse

Der kompakte Achsraster und die optimal positionierten Nasszellen ermöglichen eine große Flexibilität der Grundrisse bei sich ändernden Lebensbedürfnissen. Veränderungen innerhalb der Wohnung sind mit überschaubarem Aufwand möglich und bieten so Gelegenheit den unterschiedlichsten Wohnbedürfnissen der BewohnerInnen in nahezu allen Lebensphasen Raum zu geben. Die Räume werden zum Ruhen, Arbeiten, Spielen, Lernen, Pflegen, Gäste Beherbergen u.v.m. genützt. Zusätzlich sollen anmietbare Ateliers und ein Modell für eine Kinderbetreuung angeboten werden.


FREIRAUM

Als Reaktion auf die städtebauliche Öffnung der Wohnbebauung nach Süden zum Zeughaus, werden die Grenzen am gegenständlichen Grundstück aufgegriffen, mittels zeilenförmiger Baumpflanzungen neu interpretiert und in den Wohnhof hineingezogen. Die Markante Verschränkung die gleichzeitig abgrenzendes und verbindendes Element darstellt.

Erschließung
Die Erschließung intendiert eine funktional intensive Vernetzung zwischen dem neuen Wohnquartier und dem Zeughaus, den Wohnbaustrukturen i Norden und der Sill Promenade. Während die Freiräume zwischen den Baukörper einen hohen Durchgrünungsgrad aufweisen, lassen großzügig formulierte Eingangszonen Platz für Aufenthalt, Kommunikation und Spiel vor der Haustüre.

Zonierung
Die Ausbildung klarer Schwellenzonen zwischen der erforderlichen Intimität privater Erdgeschosswohnungen und dem halböffentlichen Freiraum innerhalb der Wohnhausanlage erfolgt mittels Differenzierung zwischen Gebrauchsrasen und mehrmahdige Wiesenflächen, die durch eine klare Kante (Holzsitzstufen) voneinander abgegrenzt werden. Diese Grenzziehung dient einerseits der Pflege, gleichzeitig kann sie die Funktion eines Spiel- und Sitzelementes übernehmen.
Die Entwicklung der Wiesenflächen, Gehölze und Gräserstreifen im Jahresverlauf trägt wesentlich zur sinnlich naturnahen Atmosphäre. Die Grünstrukturen werden so gewählt, dass langfristig ein vergleichsweise geringer Pflegeaufwand anfällt.

Spiel
Der Kleinkinderspielplatz im Baumschatten angeordnet, der sich in die Rasenflächen räumlich erweitert. In den überdachten Bereichen der Baukörper ergeben sich zahlreiche Spiel- und Aufenthaltsflächen. Der EPDM- Belag, Möblierung und Spielgeräteauswahl (Kletternetz, Wippen, Sitzwelle) sollen die Kinder zum Aufenthalt im Freien einladen. Ebenso bietet der nutzungsoffen formulierte Kinder- und Jugendspielbereich Raum für alle Alters- und Nutzergruppen. Hier ist die Möblierung und Auswahl der Geräte (Schaukeln, Balancieren, Nischenbildung durch Sträucher etc.) besonders auf die Bedürfnisse von Mädchen abgestimmt.

Gemeinschaftsnutzungen
Neben den Gemeinschaftseinrichtungen in den Gebäuden bietet auch der Freiraum eine Variation an Aufenthaltsmöglichkeiten an. In unmittelbarem Blickkontakt zum Kinder- und Jugendspiel liegt die dem Gemeinschafts- und Kinderspielraum zugeordnete Terrasse/überdachte Bereich. Sämtliche der großzügig vorhandenen Freibereiche in Form Spielplätzen, „community gardens“, einem Waschplatz für Fahrräder, werden im Zuge des Partizipationsprozesses gemeinsam mit den Bewohnern gestaltet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Fünf höhendifferenzierte Häuser unterschiedlicher Volumetrie sind innerhalb eines orthogonalen Ordnungssystems derart gesetzt, dass sowohl eine klare räumliche Fassung des Binnenraumes zum Zeughaus im Süden als auch eine hohe Durchlässigkeit in Nord-Süd-Richtung angeboten wird.
Die drei Wohnhäuser im Westen weisen als Referenz an das Zeughaus eine zurückhaltende Höhenentwicklung auf.

Der Präsenz und Bedeutung des Zeughauses entsprechend ist der westliche Auftakt der baulichen Sequenz bewusst auf die Zeughausflucht zurückgesetzt.
Als Ausgleich für die geringe Baumasse im sensiblen Bereich des künftigen Museumsparks mit Vorplatz werden die beiden Objekte an der Sill entsprechend Lage und baulichem Umfeld mit einer markanten Höhenentwicklung versehen.
Trotz gleicher Trakttiefen wird durch die unterschiedliche Baumassengliederung eine Monostruktur vermieden. Alle Wohnungen sind als Folge der spannenden Grundsatzidee, die Stirnseiten der Wohnhäuser zu Park und Zeughaus geschlossen zu halten, ausschließlich zu den Binnenräumen orientiert.

Hervorzuheben ist die präzise, dem gewählt kleinkörnigen Maßstab entsprechende bauplastische Durchbildung aller fünf Objekte im Dialog zueinander und zur Umgebung.
Das serielle Angebot der schmalen Querverbindungen von der Kapuzinergasse in den Park als Begleitwege zwischen den erdgeschossigen Privatgärten erzeugen keine, dem Gesamtauftritt entsprechende Adressbildung.

Das vielfältige Angebot von Wohnungsgrößen und Grundrisszuschnitten mit solider Alltagstauglichkeit entspricht durchaus dem ausgeschriebenen Anforderungsprofil. Die Gliederung in fünf Einzelobjekte berücksichtigt die gewünschte Aufteilung auf mehrere Bauträger und Rechtsformen.