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Einladungswettbewerb | 04/2016

Neubau Wohnen im Paradies

piani nobili

1. Rang

Preisgeld: 43.200 CHF

Niklaus Graber & Christoph Steiger Architekten

Architektur

koepflipartner

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur und Landschaftsarchitektur

Auf der Basis einer sorgfältigen Analyse der Situation entwickeln die Projektverfasser ein ortsbaulich und landschaftsräumlich schlüssiges Konzept. Sie setzten zwei unterschiedlich dimensionierte Volumen in die spezifische Topographie des nach Süden abfallenden Hanges. Ein Längsbau ist nördlich, den Höhenlinien folgend, auf die Luzernerstrasse, ein kleineres Volumen südlich auf die Seestrasse ausgerichtet. Damit wird die Chance genutzt, auf die ortsbauliche Charakteristik des jeweiligen Umfeldes reagieren zu können. So orientiert sich der klar gefasste, strukturierte Längsbau an den für Weggis typischen Bauten am Hang mit ihrer Inszenierung der Aussicht auf See und Alpen, während an der Seestrasse im Süden ein kleineres, präzis geschnittenes Gebäude die Strassenbebauung der Seestrasse komplettiert. Es vermittelt in seiner Dimension gekonnt zwischen den Massstäben der Nachbarsbauten. Dies gilt ebenso für den schematisch dargestellten dritten Baukörper, der unmittelbar am Vierwaldstättersee steht. Sein sorgfältig gewähltes Volumen setzt sich in angemessenem Abstand zwischen die bestehenden Bauten und ermöglicht durch die Zwischenräume den Blick auf den See.

Erschlossen werden die beiden Bauten folgerichtig jeweils von der entsprechenden Strasse: Der Längsbau ab der Luzernerstrasse, charmant geführt über kleine Brücken in das obere Geschoss mit direktem Blick auf See und Berge, der südliche Bau repräsentativ à-niveau ab der Seestrasse. Hier befindet sich auch die Zufahrt zur Tiefgarage. Sie ist ökonomisch organisiert und liegt kompakt direkt unter dem Erdgeschoss des Längsbaues, was sich hinsichtlich der Abgrabungen positiv auswirkt. Für die Querung des Grundstückes als Fusswegverbindung der beiden Strassen wird die besehende Treppe genutzt und angemessen, einladend ausgeweitet.

Situierung, Höhenlage und Geschossigkeit der Gebäude sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Der vorhandene Terrainverlauf wird differenziert sowohl peripher als auch mittig in die Aussenraumgestaltung mit einbezogen. Damit gelingt es, dass die Topographie sichtbar bleibt.

Die Sorgfalt in der Auseinandersetzung mit Ort und Aufgabe widerspiegelt sich auch im Aussenraumkonzept. Es besticht durch wenige, zurückhaltende Massnahmen, die ihre Kraft durch deren präzisen Einsatz und der Selbstverständlichkeit generieren. Der Umgang mit der Topographie ist gekonnt, sodass die Gebäude schlussendlich gelassen im herausfordernden Hang sitzen. Der nordseitige Hof wirkt vertraut, die grosszügige Bepflanzung entlang der Luzernerstrasse ist sowohl für den Strassenraum als auch die Überbauung wohltuend. Das Thema der mediterranen Pflanzen lässt eine spezifische vielseitige Identität erwarten, die sowohl dem Ort uns seiner Geschichte wie auch den Ansprüchen der zukünftigen Bewohner Rechnung trägt.

Über den Aussenraum der seeseitigen Parzelle werden noch nicht viele Aussagen gemacht. Das vorgeschlagene Gebäudevolumen lässt eine sehr gute Auffindbarkeit erwarten. Die versetzten Palmen haben das Potenzial, zum von weit her sichtbaren Identitätsstifter zu werden.

Entsprechend ihrer Höhenlage entwickelt sich die räumliche Organisation der Bauten. In den oberen Geschossen wird die Aussicht priorisiert, in den erdberührten Wohnungsgeschossen der Aussenraumbezug gestärkt. Die freie Sicht für gewisse Erdgeschosswohnungen wird allerdings teilweise eingeschränkt durch das vorgelagerte Gebäude an der Seestrasse. Die Grundrisse sind detailliert erarbeitet. Sie zeigen eine flexible Grundstruktur, die bezüglich Wohnungsmix und Grundriss-Layout unterschiedliche Varianten zulassen. Es können attraktive, gehobene Wohnungen an exklusiver Lage angeboten werden. Insgesamt sind sie jedoch flächenmässig etwas zu grosszügig bemessen.

Weniger zu überzeugen vermag die Nutzungsstruktur des Seestrassen-Gebäudes. Die publikumsorientierten Nutzungen im Erdgeschoss zur Belebung der Seestrasse werden zwar grundsätzlich begrüsst. Hingegen sind die beiden Grosswohnungen in den Obergeschossen kaum standortgerecht und somit schwierig zu vermarkten.

In seinem architektonischen Ausdruck manifestiert sich der kompakte, skulptural geformte und gut proportionierte Längsbau durch die feine Gliederung von Stützen, Wandscheiben, Decken und Brüstungen. Gegen Süden wenden sich grosszügige Verglasungen dem eimaligen Ausblick zu, während die Öffnungen gegen Norden so gewählt sind, dass die Innenräume gefasst bleiben. Die Baukörper vermitteln so eine wohltuende Leichtigkeit und wirken selbstbewusst unaufgeregt. Problematisch für die Wohnungen des Längsbaus ist die seitliche Einsicht im Bereich der Loggias. Sie schmälert die Privatsphäre. Diesbezügliche Massnahmen werden sich jedoch in die übergeordnete Gebäudestruktur integrieren lassen.

Insgesamt stellt das Projekt einen überzeugenden Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Es besticht vor allem in der Balance zwischen seinem ortsbaulichen Konzept, der harmonischen Auseinandersetzung mit der vorhandenen Topographie und der speziellen Identität der Gebäude.

Wirtschaftlichkeit

Die volle Ausnutzung der möglichen Geschossflächen auf dem gegebenen Areal wurde nicht angestrebt. Die Qualität des zum See ausgerichteten Wohnungsangebotes steht im Vordergrund. Die positiven, marktorientierten Ertragspotentiale sind teilweise durch die grossen Wohnungen beeinträchtigt. Es wird ein attraktives markttaugliches, Wohnungsangebot, mit der überzeugenden Architekturausprägung präsentiert. Die Wirtschaftlichkeit erreicht noch nicht Topwerte mit den gegebenen topografischen Gegebenheiten. Diese kann jedoch noch verbessert werden.