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Einladungswettbewerb | 06/2020

Dienstwohnungen Carinagasse in Feldkirch (AT)

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

DI Simone Burtscher – freischaffende Projektarchitektin

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Unterschiedlichkeiten der Nachbarschaft des für die Neubauten der
Personalwohnungen sowie der öffentlichen Parkierungsanlage zur Verfügung stehenden Grundstücks könnte nicht grösser sein. So dominieren auf der Südseite des leicht ansteigenden Hanges die grossmassstäblichen Dimensionen des Krankenhauses mit dem Bettenhochhaus im Zentrum der Anlage und als Gegensatz läuft das Grundstück auf der Nordseite in den grosszügigen Landschaftsraum des Margatethenkapfs aus, der im Randbereich mit kleinmassstäblichen Punktbauten locker besetzt ist. Der Projektvorschlag besticht durch seinen Ansatz mit einer einfachen und grosszügigen Bebauungsstruktur aus vier länglichen, leicht abgeknickten Baukörper, die in Nord-Süd Richtung in die Falllinie in des Hangs gesetzt werden, eine stimmige Massstäblichkeit und Ausdruck für die unterschiedlichen Charaktere des stadträumlichen Umfeldes zu schaffen. Mit dem ansteigenden Hang verlieren die fünfgeschossigen Stirnfassaden, die als gegenüber zum Krankenhaus und seinem neu gestalteten und mit einem Flugdach akzentuierten Ankunftsplatz einen präzisen und stimmigen Stadtraum aufspannen, an Gebäudehöhe und formen so mit ihren hangseitigen Stirnfassaden einen massstäblichen Kontext zu den erwähnten kleinteiligen Bebauungsstrukturen der Nachbarschaft im Übergang zum Landschaftsraum. Die Längsbaukörper werden in der Länge leicht versetzt zu einander angeordnet und bilden so an ihren Enden grosszügige Aussenräume, die hangseitig den direkt anstossenden und denkmalgeschützen St. Antonius Kapelle und Bauernhof genügenden Freiraum lassen. Auf der gegenüberliegenden Seite an der Carinagasse wird der neue Eingangsplatz des Krankenhauses räumlich aufgenommen und weitergeführt sowie mit den vorgeschlagenen Dienstleistungsflächen und dem Eingang zu einem qualitätsvollen Ankunftsort verdichtet. Wie selbstverständlich erscheint der Umgang mit der Topografie und der Sichtbarmachung des durchfliessenden Hanges mit den so möglichen Blicken in den Landschaftsraum entlang der Carinagasse. Mit einem ansteigenden Wegenetz werden die Tiefen des Grundstückes beidseitig erschlossen und führen in die qualitätsvollen Aussenräume, die in ihrer Nutzbarkeit und ihrem Charakter je tiefer hangwärts im Grundstück gelegen immer privater werden und den Bewohner der Wohnsiedlung vorbehalten bleiben, ohne jedoch in unschöne und ungewünschte privatisierte Gartenbereiche rund um die Gebäude zu zerfallen. Mit zwei öffentlichen Gebäudedurchgängen in Querrichtung, die gleichzeitig auch die Hauseingänge der höherliegenden Gebäude aufnehmen, werden die unterschiedlichen Freiräume parallel zum Hang vernetzt und schaffen so eine
grosszügige Aussenraumsituation und Gemeinschaftlichkeit. Die Wohngebäude sind in einer Laubengangtypologie strukturiert, die gegen den Erschliessungsgang mehrheitlich kleinere Wohnungsgrössen anordnet und an den Gebäudeenden jeweils mit grosszügigen, durchgehenden Kopfwohnungen ergänzt werden. Zum Teil erscheinen die Wohnungen grundrisslich noch nicht optimal gelöst. Vor allem die mittleren Wohnungen, die zum Teil auch auf die Engstelle des durchfliessenden Aussenraums ausgerichtet sind, könnten mit einer zweiten Vertikalerschliessung von einer vollwertigen doppelseitigen Orientierung profitieren. Alle vertikalen Erschliessungen der vier Wohnbauten sind an die zweigeschossige, gut organisierte Tiefgarage angeschlossen, erhalten aber ebenso stimmige erdgeschossige Eingangsbereiche, die eine gewünschte und identifikationsstiftende Adressbildung innerhalb der Wohnsiedlung ermöglichen. Eine barrierefreie Erschliessung aller Wohnungen wird so gewährleistet. Die Gestaltung der Fassaden nimmt mit ihren horizontalen Gliederungen das Thema des Entwurfes auf die langen Gebäude in einer topographischen Schichtung mit dem leicht fallenden Hangverlauf zu entwickeln. Die bandartige Struktur aus Faserbetonplatten mit den dazwischenliegenden hölzernen Fensterbereichen, die sich auch zu innenliegenden Loggien aufweiten oder die Laubengänge aufnehmen können, wird konsequent um die Baukörper geführt. Hier würde man sich wünschen, dass die Stirnseiten der Gebäude, die jeweilig auf unterschiedliche städtebauliche Aussenräume zu reagieren haben etwas differenter gestaltet würden. Der Entwurf zeigt einen überzeugenden Beitrag zur Lösungsfindung der Bauaufgabe an diesem speziellen Ort. So entsteht mit der einfachen Geste von vier gleichartigen Baukörper, die in einer präzisen und sensiblen Setzung den ansteigenden Hang besetzen, ein unverwechselbares Passstück, dass die
unterschiedlichen Potentiale des Genius Loci optimal aufnimmt und stärkend weiterentwickelt.