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Offener Wettbewerb | 08/2021

Neubau Wohnsiedlung Salzweg in Zürich-Altstetten (CH)

Visualisierung Grünraum

Visualisierung Grünraum

6. Preis

Preisgeld: 24.000 CHF

BoA atlaa GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

atelier tp tijssen | preller landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die 240 Wohneinheiten generieren sich über die Repetition eines immergleichen Moduls. Auf quadratischem Fussabdruck ordnen sich kammerartige Grundrissfiguren über fünf Geschosse an.
Durch das Eliminieren jeglicher Verkehrsfläche kann die Wohnfläche um ein ganzes Zimmer erweitert werden, ohne die m2-Anforderungen zu überschreiten. Sternförmig statt linear erschliessen die Lauben vom Treppenhaus ausgehend jeweils nur eine Wohnung und werden Teil der Nutzungseinheit, sowie gleichzeitig Adresse, Entrée und privater Aussenraum.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Zielsetzung einer besonders kostengünstigen und zugleich ökologisch nachhaltigen Siedlung beantworten die Verfassenden mit klaren Prinzipien: Suffizienz, strukturelle Einfachheit und Repetition. Ein fünfgeschossiges Punkthaus mit ca. 14 Metern Kantenlänge bildet das Grundmodul für die «modulare Stadt» als Strategie zur Verdichtung nach Innen. Zwei bis drei Häuser verbinden sich jeweils zu einem Cluster und legen sich zueinander versetzt in den Hang. Dies schafft eine wohltuende Gliederung innerhalb der Wiederholung, führt aber gleichzeitig zu einer Unentschlossenheit zwischen dem einzelnen Modul und der Gesamtheit. Die komplexe Dachform ist schlüssig aus den baurechtlichen Vorgaben abgeleitet, vermag in serieller Anwendung mit vorgelagerten Lauben und Spaliergittern jedoch keine überzeugende Silhouette auszubilden. Im Freiraum entsteht ein verbindender Siedlungsweg auf mittlerer Höhe sowie hangauf- und hangabwärts fliessende Zwischenräume, die von einer wildwachsenden Vegetation eingenommen werden. Das Preisgericht schätzt das zusammenhängende, starke Stimmungsbild und die Identität des Freiraums. Die Kleinteiligkeit erzeugt spannende, intime Aussenräume und Raumsequenzen, in der Wiederholung wird das Grundstück dennoch eher eintönig besetzt, wodurch die Grosszügigkeit des Ortes und Blicke in die Tiefe verlorengehen. Die topografische Einbettung gelingt weniger gut, als dass es die Körnigkeit verspricht, und die Adressbildung der Cluster wird zu schwach ausgebildet. Die Kaskade von kleinen Plätzen wirkt sinnlich, rückt jedoch allzu nah an die Privatsphäre der Wohnungen heran. Die Jury vermisst eine Hierarchisierung des Aussenraums, die den unterschiedlichen Alltagsbedürfnissen der Bewohnenden entspricht. Gemeinschaftliche Zusatznutzungen und Keller werden konsequent entlang der Rautistrasse gebündelt und als Cluster mit dreiseitig gefassten Höfen und einer Laube als Filterschicht zum Strassenraum organisiert. Diese funktionale Verdichtung entlang der Strasse ist nachvollziehbar und wirtschaftlich attraktiv, jedoch erzeugen weder Modell noch Visualisierung Vertrauen in die Aufenthaltsqualität und Interaktionsfähigkeit der Hofräume. Die Wohnungserschliessung erfolgt aussenliegend zwischen den Bauten, wobei im Dreier-Cluster das mittlere Haus an die beiden anderen angebunden wird. Über grosszügige, vorgelagerte Lauben wird jede Wohnung individuell betreten – sie sollen Adresse, Entrée und privater Aussenraum zugleich sein. Innerhalb der Wohnung schliesst eine umlaufende Raumschicht unmittelbar an die Bäder im Kern an und bindet die Küchen als Verteilräume ein. Die effiziente Raumstruktur zeigt eine erstaunliche Vielfalt in der Kombinatorik von 1- bis 9- Zimmerwohnungen. Dennoch wird die Wohnqualität des radikalen Ansatzes bezweifelt: Wo ist die Garderobe? Stehen die Schuhe auch im Winter immer draussen? Werden die Lauben als Lagerplatz vollgestellt, weil Abstellraum innen fehlt? Die Essküchen als Verteilraum mit direkt angrenzendem Bad wirken allzu beengt für eine hohe Belegungsdichte und ein entspanntes Miteinander. Das austarierte Verhältnis zwischen Innen und Aussen sowie zwischen dienenden Zonen und Aufenthaltsräumen ist zentral im Wohnungsbau. Der Verzicht auf Schwellenräume jeglicher Art opfert zu viel und läuft den Bedürfnissen bei steigender Dichte zuwider. Die Themen des ökologischen Bauens bezüglich Stadtklima, die effiziente Ausnutzung einer kompakten Hüllfläche, die konsequente Lastabtragung mit CO2- optimierter Bauweise und einfache technische Installationen werden durch die Verfassenden mit grosser Ernsthaftigkeit und schlüssigen Antworten behandelt – leider entwickelt die Architektur dabei zu wenig zukunftsweisende Strahlkraft. Auch wenn Einfachheit und Repetition adäquate Strategien für eine kostengünstige Erstellung und robuste Siedlungsstrukturen sind, bezweifelt das Beurteilungsgremium, dass der modulare Städtebau mit kleinmassstäblichen Punkthäusern ohne artikulierte Schwellenräume Antworten auf die Komplexität der städtischen Realität liefern kann. Zu schwach reagiert das System an den Rändern, um anschlussfähig zu sein und Stadträume zu prägen. Die Zwischenräume im Feld besitzen zu wenig Hierarchie, um über die einzelne Wohneinheit hinaus eine Siedlungsgemeinschaft zu fördern.
Visualisierung Laube

Visualisierung Laube

Situation

Situation

Grundriss EG 1_200

Grundriss EG 1_200

Grundriss OG 1_200

Grundriss OG 1_200

Grundriss Dachgeschoss

Grundriss Dachgeschoss

Grundrisse Möbliert

Grundrisse Möbliert