Der Projektperimeter schafft zusammen mit den angrenzenden Bauten einen eigenstĂ€ndigen Lebensraum mit vielfĂ€ltigem Freiraumangebot und klar definierten RĂ€ndern. An beiden Schmalseiten prĂ€gen zwei hohe HĂ€user gute AnschlĂŒsse ans Quartier, vier weitere 5-6-geschossigen GebĂ€ude ergĂ€nzen den Rand und gliedern den Binnenraum. Diese stĂ€dtebauliche Grundlage ist so einfach wie ĂŒberzeugend. Sie lĂ€sst im Inneren eine aufeinander bezogene Nachbarschaft entstehen und schafft gegen Aussen Mehrwerte fĂŒrs Quartier.
Als identitĂ€tsstiftendes HerzstĂŒck der Siedlung wird in LĂ€ngsrichtung ein abwechslungsreich gestalteter «GrĂŒner Korridor» definiert, der sĂ€mtliche HĂ€user erschliesst und vielfĂ€ltige Nutzungsmöglichkeiten fĂŒr das soziale Leben aller hier Wohnenden anbietet. In der Mitte des Areals beginnt dieser Begegnungsraum zu mĂ€andrieren und verliert dabei leider viel von seiner ordnenden Klarheit. Hangseitig der GebĂ€udegruppe wird ein terrassierter Gartenraum vorgeschlagen, der mit seinen vielen StĂŒtzmauern und den erheblichen Eingriffen in das GelĂ€nde ĂŒbergestaltet und labyrinthisch wirkt.
Die SĂŒdostecke wird mit einem 15-geschossigen Haus betont, welches mit seinem öffentlichen EG und der vorgelagerten Emil-OberhĂ€nsli-Anlage den heute nur angedeuteten Schwerpunkt in Seebach sehr schön aufwertet. Auf den darĂŒberliegenden Wohngeschossen finden sich auf 14 Geschossen SAW-Wohnungen unterschiedlicher Grösse, die sich um einen attraktiven und beidseits belichteten Erschliessungsraum gruppieren. ErgĂ€nzend findet sich im 6. Obergeschoss eine GemeinschaftskĂŒche mit Terrasse. Dieses Haus bietet zwar nicht die erwĂŒnschte Mischung von Familien- und Alterswohnungen, aber ein ĂŒberzeugendes Angebot fĂŒr eine aktive Nachbarschaft fĂŒr Menschen in Ă€hnlicher Lebensphase.
Auf der Westseite wird der Quartierbaustein mit einem 10-geschossigen GebĂ€ude abgeschlossen, welches den vom Buhnrain hinunterfliessenden GrĂŒnraum begrenzt, mit einem kleinen Park ergĂ€nzt und die neue UnterfĂŒhrung betont. Hier sind die gemeinschaftlichen Wohnformen fĂŒr das Alter, sowie Wohnungen der SAW zusammengefasst. In den unteren Geschossen finden sich die Pflegewohngruppen, die ungĂŒnstig im Sockel ĂŒber den Verwaltungsbereich erschlossen sind. Der zugehörige Demenzgarten liegt ein Geschoss höher rĂ€umlich etwas abgegrenzt. DarĂŒber ist in einer - der Pflegewohngruppe Ă€hnlichen Struktur - die Clusterwohnung platziert, die allerdings etwas wenig Gemeinschaftlichkeit erwarten lĂ€sst. Im 4. bis 9. Obergeschoss finden sich gut proportionierte Wohnungen, die vielfĂ€ltig nutzbar sind. Der lange Gang wird durch eine nutzungsoffene Raumnische visavis des Treppenhauses angemessen belichtet. Gut denkbar, dass sich in diesem Haus ein reges eigenes Leben entwickeln kann, da die ganze Bandbreite von Betreuungsangeboten unter einem Dach versammelt sind und Alle von gemeinsamer Inhouse-Infrastruktur profitieren können.
Die ĂŒbrigen niedrigeren GebĂ€ude sind volumetrisch so gegliedert, dass sie möglichst vielen Wohnungen zwei bis drei Ausrichtungen ermöglichen. Die Mischung von Familienund Kleinwohnungen ist auf jedem Geschoss um eine attraktive Treppenhalle herum gruppiert; auch hier schaffen 2-geschossige WaschkĂŒchen Fenster zum Aussenraum und leisten einen Beitrag zur Nachbarschaftsbildung. Die zehn erdgeschossigen Wohnungen liegen alle abgewandt von den Hauptwegen.
Der architektonische Ausdruck der GebÀude kann nur erahnt werden, aber der Vorschlag, mit einfachen Materialien und umlaufenden Balkonen und BÀndern einen offenen Ausdruck zu erzeugen, wird mit Zustimmung zur Kenntnis genommen.
Aus sozialrĂ€umlicher Sicht ĂŒberzeugen die Diversifizierung der AussenrĂ€ume, die AnknĂŒpfungspunkte zum weiteren Quartier und die Anordnung der Nutzungen fĂŒr eine Vielfalt an Bevölkerungsgruppen. Die Durchmischung und Anordnung der Wohnungen sind plausibel. Als besonders positiv erachtet wird das Konzept zum sozialen Betrieb, das solide Ideen zu Prozessgestaltung und -moderation vorschlĂ€gt. Der Aussenraumstandort des Kindergartens ist wegen des zu erwartenden LĂ€rms problematisch.
Die Wirtschaftlichkeit des Projektes ist gegeben, nicht zuletzt dank dem guten VerhÀltnis von HNF zu GF. Allerdings wird die deutlich unter dem Soll befindliche Wohnungsanzahl sehr bedauert. Die Ersatzneubauten verfolgen das Prinzip einer ökologischen Bauweise, dies jedoch mit einer vergleichsweise grossen Unterbauung und grosser Fassadenabwicklung.
Insgesamt ist das Projekt «miteinander» von grosser konzeptioneller Klarheit und es bespielt sowohl die gemeinschaftlichen wie die privaten Bereiche voller sozialer Fantasie. Das gekammerte Raumsystem der Wohnungen zieht sich durch alle HĂ€user hindurch und erzeugt damit eine eigene SiedlungsidentitĂ€t. Es schafft trotz den knapp bemessenen Quadratmetern sehr schönen, rĂ€umlich vielseitigen und dicht bewohnbaren Wohnraum fĂŒr alle Altersgruppen. Das Projekt bietet im Hausinneren und im Eingangsbereich attraktive BegegnungsrĂ€ume, die als Mittler zwischen Privat- und Siedlungsraum eine wichtige Rolle spielen können. In der Schlussbeurteilung fielen aber letztlich die etwas unspezifische Bebauungstypologie in der Mitte des Areals mit unklarer WegfĂŒhrung in der LĂ€ngsrichtung und die Unterbindung der Achse der Jungholzstrasse negativ ins Gewicht.