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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 02/2024

Neubau Wohn- und Mittagsgruppengebäude Zentrum für Gehör und Sprache Zürich (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Architekt Jürgen Haidacher

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

«MORANDI» schreibt die Anlage mit einem kubischen Körper weiter, der sich mit adäquatem Abstand parallel zur Sporthalle orientiert und an der westlichen Fassadenflucht anknüpft. Mit dieser Setzung wird im Übergang zur Freihaltezone eine klare Haltung formuliert. Hingegen entsteht zum Schulhaus Hesenloo eine empfindliche Nähe, die kritisch beurteilt wird. Eine grosszügige Treppe mit hoher Aufenthaltsqualität verbindet die beiden Ebenen und stellt die Durchwegung sicher. Das neue Gebäude positioniert sich am Hof und erhält dort eine klare Adresse. Im Grundsatz bleiben der grüne Hof und seine umlaufenden Hecken erhalten und behalten ihre ausgewiesene Freiraumqualität. Die Zugangswege werden an die neue Situation leicht angepasst, an den Rändern kleine platzartige Situationen geschaffen und die Rasenfläche mit Lichtkörpern für die Tiefgarage versehen. Alles in allem bleibt die Freiraumgestaltung schematisch. Angaben zu Aufstellflächen für «Schutz & Rettung», Aufenthaltsmöglichkeiten wie Bänke und Spielmöglichkeiten sind nicht ersichtlich, hitzemindernde Massnahmen werden vermisst. Die Vorfahrt und die Garageneinfahrt werden durch eine Hecke vom übrigen Aussenraum des Areals abgetrennt. Die Abfahrtsrampe sollte untergeordneter in Erscheinung treten und besser in die Aussenraumgestaltung integriert sein. Der notwendige Zaun ist nicht durchgehend ersichtlich und es bleibt unklar, wie er in die freiräumliche Gestaltung eingebettet werden soll.

Obwohl die erforderlichen Raumhöhen von drei Metern in den Obergeschossen nicht eingehalten werden, scheint der Baukörper im Kontext etwas zu hoch. Unterstützt wird diese Wirkung durch ein umlaufendes Vordach über dem gedrungenen Erdgeschoss. Es erzeugt eine Massstabsebene, die die Adressierung akzentuiert und den Bezug zum Freiraum betont. Auf der Nordseite ist die Nähe zur Turnhalle allerdings nicht überzeugend und im Verhältnis zu niedrig, die Allseitigkeit wirft Fragen aufgrund der unterschiedlichen Bezüge zur Umgebung und zur Funktionalität auf.

Überzeugender ist die Eingangssituation. Insbesondere zur Essenszeit ist der Personenfluss hoch, der doppelgeschossige, eingezogene Eingang ist ausreichend dimensioniert und könnte mit einem Windfang ausgestattet werden. Von der zentralen Halle sind die lateral angeordneten, gut proportionierten Essräume direkt erreichbar. Die jeweilige Übereckorientierung generiert willkommene Sichtbeziehungen in den Grünraum und stellt eine optimale Lösung dar. Die Garderobe in der Halle ist ungelöst und die Lage des Ruheraums ist zu exponiert. Die Anlieferung erfolgt vom Hesenlooweg über den internen Lift ins Untergeschoss, wo sich die gut organisierte, etwas überdimensionierte Küche mit den Lagerräumen befindet. Die Anordnung der gastronomischen Zonen in den Untergeschossen lässt einen gut zu organisierenden Betriebsablauf zu. Die zentrale Liftposition ist auf die Prozesse der Produktion sowie auch auf die der Speiseverteilung ausgerichtet. Eine deutlichere Entflechtung der Waren- und Geschirrflüsse wäre zu prüfen. Einzelne Räumlichkeiten (Büro, Abwaschzone) weisen Mängel in Bezug auf die Tageslichtsituation auf.
Alle Geschosse werden über zwei gleichwertige, zentrale Treppen verbunden, die für die Bildung zweier Evakuationsabschnitte nicht ideal ausgebildet sind. Die Wohngruppen im 2. bis 5. Obergeschoss sind mit den Einzelzimmern gegen Osten in einen privateren Bereich und mit der Ausrichtung des Wohnessraums mit Küche gegen Westen in einen gemeinschaftlichen Bereich gegliedert. Eine alltagstaugliche zentrale Eingangszone mit Garderoben und Nebenräumen verbindet die beiden Bereiche. Die Korridore sind dabei zu knapp dimensioniert und weisen zu wenig Tageslicht auf. Eine optimale Einsehbarkeit für Gebärdensprechende liegt mit dieser Grundrissdisposition nicht vor.

Mit dem architektonischen Konzept wird der Versuch unternommen, einen Bezug zur Sporthalle und zum Schulhaus Hesenloo herzustellen. Ein regelmässiges, strukturelles Betonraster prägt den Baukörper, dessen Füllungen im Sturzbereich mit eloxiertem Aluminium ausgebildet und ansonsten verglast sind. Lochbleche bei Treppen und Nasszellen bilden einen Filter. Der anspruchsvollen, lärmbelasteten Lage an der Autobahn begegnen die Projektverfassenden mit architektonischen Massnahmen, die den Ausdruck massvoll, aber bestimmt prägen. An jeweils drei Achsen wird die Kontur so ausgeklappt, dass ein schmaler, lärmabgewandter Lüftungsflügel integriert werden kann. Mit diesen Massnahmen bleiben die Lärmschutzanforderungen allerdings unerfüllt. Das Erdgeschoss und das Obergeschoss sind im Grundriss schlüssig identisch organisiert, was sich weder im Umgang mit dem Vordach noch in der Fassadengestaltung ausdrückt. Während die Ausarbeitung der Fassade schematisch bleibt und der Ausdruck nicht einer kindergerechten Wohngruppe entspricht, ist die Visualisierung der Mittagsgruppe atmosphärisch.

Das Projekt weist im Grundsatz eine wirtschaftliche Konstruktion in Hybridbauweise Beton-Holz auf. Jedoch ist der Flächenkonsum hoch. Zusätzlich erhöht das geplante 2. Untergeschoss, welches sich im Felsbereich befindet, die Erstellungskosten. Ebenso wirkt sich die grosse Fassadenfläche bedingt durch das grosse Gebäudevolumen und den hohen Fensteranteil negativ auf die Erstellungskosten aus. Im Quervergleich der Projekte wird dieses Projekt als dasjenige mit den höchsten Erstellungskosten eingeschätzt.

Zusätzlich wirkt sich der hohe Flächenverbrauch auch nachteilig auf die Nachhaltigkeit aus. Die beiden Untergeschosse und die aufwendige Materialisierung führen zu hohen Treibhausgasemissionen in der Erstellung. Der Dämmstandard ist viel zu tief gewählt und die Dämmung ist nicht umlaufend. Konzeptionelle Überlegungen zur Gebäudetechnik und insbesondere zur Lüftungsanlage fehlen. Die Nasszellen sind nicht übereinander angeordnet. Die geforderten Energie-Standards können nicht erreicht werden.

Das Projekt MORANDI weist in der entspannten Grundrissdisposition Potenzia mit interessanten Aspekten auf, welches das Preisgericht würdigt. Insgesamt bleibt das Projekt jedoch schematisch. Es ist nicht gelungen, das Projekt schlüssig auszuarbeiten und daraus einen überzeugenden Entwurf als Ganzes zu formen. Zusätzliche Mängel aufgrund der Überschreitung der Gebäudehöhe sowie der Lärmvorschriften würden zu umfassende Anpassungen erfordern.
4. Rang 5 / 5