Eingeladenes städtebaulich-hochbauliches Workshopverfahren | 09/2023
Wohnbau Mundsburger Damm in Hamburg
©Studio Honig
Blick Uhlenhorster Weg
2. Preis
Preisgeld: 5.000 EUR
STUDIO HONIG - Hoffmeister Niepel - Partnerschaft von Architekten mbB
Stadtplanung / Städtebau, Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Erläuterungstext
Der Entwurf macht sich die prägnante Grundstücksform zu eigen und schlägt einen weiteren, eleganten und selbstbewussten Stadtbaustein als finalen Baukörper des südwestlichen Blockrands vor. Das zu beplanende Grundstück besitzt trotz der überschaubaren Größe drei sehr unterschiedliche Seiten voller eigener und attraktiver Qualitäten.
Präsentiert sich der Baukörper am Mundsburger Damm als urbanes 6-geschossiges Gebäude mit großzügigem Vorbereich und dem gewünschten Dialog mit dem öffentlichen Raum, entwickelt er sich im Uhlenhorster Weg zu einem identitätsstiftenden Wohnhaus, welches Höhe und Materialität seiner Umgebung assimiliert und im Sinne eines modernen Wohnkonzepts neu interpretiert.
Auf der Westseite bildet sich zwischen dem konkaven Bestandsbau und der zweifach zurückspringenden Fassade die „Uhlentwiete“. Ein pulsierender und doch auch privater Ort voller Nutzungsmischung, an welchem folgerichtig der Eingang der dreißig neuen Wohneinheiten liegt.
Der in den ersten drei Obergeschossen vorgeschlagene 7-Spänner verspricht eine lebendige Nachbarschaft um ein großzügiges, helles Sicherheitstreppenhaus. Dieses bildet den geometrischen Kern des Konzepts und ist im Sinne einer Vielschichtigkeit vom angrenzenden Zugangsflur umflossen. Innerhalb der Wohnungen schließt sich ein ca. 2,40m breiter Funktionsring an, welcher neben den Bädern, auch die Abstell- und minimierten Erschließungsflächen beinhaltet. Konstruktiv wird dieser Bereich durch sichtbare Holzstützen unter einem Unterzugring aus BSH-Elementen definiert. Entlang der Fassaden folgt der äußere, umlaufenden Ring aller Wohn-/ Ess-/ und Kinderzimmer.
Dieses „konstruktive Zwiebelprinzip“ sichert durch die nichttragenden Wohnungstrennwände in Leichtbauweise einen weiteren Nachhaltigkeitsaspekt. Zukünftige Generationen können nämlich innerhalb des Gebäudes durch die Veränderung der Wohnungsgrundrisse flexibel auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen reagieren, ohne dass der Baukörper oder dessen Fassade generell in Frage zu stellen ist.
Der partielle Verzicht auf ein Untergeschoss, die Holzhybrid-Konstruktion sowie die Verwendung von Recyclingmaterialien konnte die CO2-Bilanz auf ca. 5,7kg CO2e/a reduzieren.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Planungsteam hat bei seinem Entwurfsansatz einen deutlichen Fokus auf die Nachhaltigkeit des Gebäudes gelegt, was durch die Jury gewürdigt und als eigenständige Herangehensweise positiv beurteilt wird. Der Gebäudekörper zeichnet sich durch eine leichte Asymmetrie zu den beiden Straßenseiten aus. Das Gebäude reagiert durch Rückstaffelung in den oberen Geschossen auf den angrenzenden Stadtraum am Uhlenhorster Weg, was in Teilen positiv wahrgenommen wird. Das Erdgeschoss des Gebäudes wird hingegen als überfrachtet wahrgenommen.
Da die Verfasser:innen sich zu einer reduzierten Teilunterkellerung entschieden haben, müssen viele Funktionen im Erdgeschoss untergebracht werden, was zu Zwängen führt, die die Qualität der Organisation beeinträchtigen. Die Regelgeschosse werden grundsätzlich positiv bewertet und die umlaufende Funktionszone bündelt die Installationsebenen, wodurch konstruktive Vorteile im Holzhybridbau entstehen und flexible Ausgestaltungen ermöglicht werden.
Im Außenraum wird die Qualität der Freiflächen durch die Positionierung der Müllstandorte erheblich eingeschränkt. In dieser prominenten Lage an der Magistrale wird dieser Ansatz grundsätzlich abgelehnt. Dadurch steht auch weniger Raum für Nutzungen und die Kinderspielfläche zur Verfügung.
Die Jury beurteilt die Fassadengestaltung generell positiv und erkennt verschiedene interessante Themen, die an die Umgebung anknüpfen. Die horizontale Gliederung und der zusätzliche Einsatz der Metallelemente werden in Teilen hinterfragt. Die Loggien zum Kreuzungsbereich als Gesicht zur Stadt werden kontrovers diskutiert und in Teilen als fremdartig wahrgenommen. Es wird gewürdigt, dass der Einsatz von Recyclingmaterialien vorgeschlagen wird.
Im Allgemeinen wird der Entwurf als sehr interessant wahrgenommen und der nachhaltige und differenzierte Ansatz durch die Jury wertgeschätzt. Insbesondere die städtebauliche Positionierung und Gestaltung der Fassade zeigt viele gute Aspekte, wird jedoch auch in Einzelaspekten kritisch hinterfragt. Zudem kann der Entwurf auch durch Defizite in der inneren Organisation die Jury nicht in Gänze überzeugen.
©Studio Honig
Blick Mundsburger Damm
©Studio Honig
©Studio Honig
Grundriss Erdgeschoss
©Studio Honig
Grundriss Obergeschosse
©Studio Honig
Gebäudeschnitt
©Studio Honig
Fassadendetail / LCA