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Workshopverfahren | 12/2023

Quartiersentwicklung Areal Braui in Worb (CH)

Teilnahme

Büro B Architekten und Planer AG

Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Beurteilung und Würdigung
Architektur und Freiraum: Das Areal und seine Umgebung wurde durch das Planungsteam eingehend untersucht und analysiert. Dabei würdigt es insbesondere die Vielfalt der Bauten und Räume mit ihren unterschiedlichen Identitäten und die Mischnutzung. Das Team beschreibt eine räumliche Zonierung, welche aus einer definierten Zone im Westen und einem zu klärenden Übergang im Osten besteht. In der Analyse setzt sich das Team sorgfältig mit der Topografie und der Einbindung in die Umgebung auseinander. Sie lokalisierten den Handlungsbedarf insbesondere in der fehlen-den Durchlässigkeit und dem Umgang mit der Topografie.

Aus dieser Analyse entwickelten sie eine klare Haltung für ihre Entwicklungsansätze. Die genannten Punkte umfassen soziale Überlegungen, Identität, Städtebau bis hin zur Nachhaltigkeit.

In welche Richtung diese zielen können, zeigt das Team bereits in einem ersten städtebaulichen Konzept. Sie legen in Ihrem Vorschlag "Gott erhalt's" Wert auf die Klärung der Platz- und Gassen-räume mit ihren vielfältigen Verknüpfungen an die umliegenden Strassen. Ein Netz von kleinräumigen, differenzierten Freiräumen bindet das Areal zusammen. Im Westen, getreu ihrer Analyse, mit eher bestehenden Bauten mit neuen Wohnnutzungen oder halböffentlichen Räumen und befestigten Oberflächen. Das Ziel, dass die Umnutzung auch im Westen spürbar wird, führt auch hier zu markanten baulichen Eingriffen. Im Osten dominieren eher grüne, durch neue Wohnbauten ge-fasste Räume. Alle Bauten sind vom Areal erschlossen und stärken dadurch die Gemeinschaft und Identität. Liegen sie an umliegenden Erschliessungswegen wie dem Zelgweg, haben sie auch zu diesen Zugänge und Gesichter und verbinden und öffnen so das neue Ensemble wohltuend mit dem Kontext. Als Bereicherung werden dadurch nicht nur die neue Durchlässigkeit des Areals, sondern auch die vorgeschlagenen vielfältigen Wohnnutzungen wahrgenommen.

Der Ansatz im Freiraum sucht eine atmosphärische Kontinuität, die den gesamten Perimeter als Areal Braui Worb erkennbar macht. Ein urbaner, gestalterischer Rahmen, fasst das Areal und schafft damit auch im Osten einen harten Übergang zur Nachbarschaft. Innerhalb des gestalterischen Rahmens sollen die Freiräume differenzierte Charakter erhalten.

Das Team erkennt eine Qualität der Anlage darin, dass die Freiräume verwinkelt und nicht auf den ersten Blick überschaubar sind. Diesen Charakter nehmen sie auf und führen ihn weiter. Dies erscheint im Osten noch weniger stimmig gelöst. Die vorgeschlagene Achse wirkt lange und Endet hier abrupt. Der Umgang mit der Topographie wird als weiteres charakteristisches Element aufgeführt. In ihrem gezeigten Ansatz überwindet das Team die Höhendifferenz mit Mauern. Damit wird die Topographie explizit und gebaut hervorgehoben. Zwischen den zwei Neubauten entsteht damit ein abgesenkter Hof, dessen Qualität noch geprüft werden müsste.

Bewahren und Weiterbauen sind weitere wichtige Themen dieses Vorschlags. Einzelne Bauten wer-den rückgebaut (Brauereiweg 2a und 2b), andere bleiben unverändert (Brauereiweg 2 und 5), wieder andere werden umgebaut (Brauereiweg 1 und das Sudhaus) und drei Bauten kommen im Südosten neu hinzu. Dadurch erzielt der Vorschlag eine Dichte von GFZo 1.2. Aus Sicht des Begleitgremiums verliert aber das Sudhaus durch die vorgeschlagene Vergrösserung des Fussabdrucks und der Höhe seine Eleganz und seinen identitätsstiftenden Ausdruck. Er wird um zwei Geschosse erhöht, die Fassade wird stark verändert und die Beschriftungen gehen verloren. Er wird das Ensemble überragen und daraus herausstechen. Diesen Effekt beurteilt das Begleitgremium kritisch. Ebenfalls kritisch beurteilt wird die Grösse des neuen Gebäudes am Zelgweg.

Mobilität: Die vorgeschlagene Aussenraumgestaltung und Wegeführung schafft differenzierte Räume und erhöht die Durchlässigkeit für den Fussverkehr. Bis auf die Anlieferung und einzelne Besucherparkplätze soll der Autoverkehr möglichst aus dem Areal herausgehalten werden. Folge-richtig wird als primäre Variante die Erschliessung der Einstellhalle von Süden her vorgeschlagen. Es wird an die bestehende Einstellhalle des ehemaligen Coop angedockt und deren Zufahrtsrampe mitgenutzt. Das Braui-Areal muss nicht befahren werden. Da diese Lösung nur unter Mitwirkung der betroffenen, benachbarten Grundeigentümerschaft realisierbar ist, werden als Rückfallebene zwei Alternativen aufgezeigt. Beide weisen jedoch deutliche Nachteile auf.
Die Einstellhalle ist für eine autoarme Siedlung mit reduzierter Anzahl Parkplätzen dimensioniert. Dies erscheint angesichts der zentralen Lage im Ort angemessen und mittels der skizzierten An-sätze für ein Mobilitätskonzept realistisch und bewilligungsfähig. Die kleine und kompakte Einstell-halle dürfte sich ausserdem positiv auf die Baukosten auswirken. Die Veloabstellplätze werden dezentral im Aussenraum angeordnet.

Die verkehrsplanerische Expertise ist im Beitrag des Teams klar ersichtlich. Die Pläne zeugen von einer Ehrlichkeit, indem mit den oberirdischen Anlieferflächen und Besucherparkplätzen auch unbequeme Aspekte dargestellt sind. Die verkehrsplanerischen Themen werden stufengerecht behandelt. Es werden vielversprechende Ansätze aufgezeigt, welche integraler Bestandteil des Vor-schlags sind.

Fazit
Der umfassende, sorgfältig und weit ausgearbeitete Vorschlag weist inhaltlich auf allen Ebenen von der Analyse, über die konzeptuellen Überlegungen zu Städtebau, Freiraum und Mobilität bis hin zu den konkreten Gestaltungsvorschlägen die beschriebenen Qualitäten auf. Der Umgang mit der Topographie, die Schaffung von Freiräumen und das Zusammenspiel zwischen den Gebäuden und den umgebenden Frei- und Aussenräumen wirken weitgehend stimmig. Der strenge gestalterische Rahmen vermag aber nicht zu überzeugen. Die Hauptkritik betrifft den Umgang mit dem Sudhaus, das mit der Aufstockung und der Umgestaltung seinen ursprünglichen Charakter verliert und eine neue, zu wichtige Stellung im Ortsbild erhält. Auch die Auswirkungen des aufgestockten Sudhauses auf die dahinterliegenden Räume und Bauten und folglich auf die Wohn- und Aufent-haltsqualität werden kritisch beurteilt.