Nichtoffener Wettbewerb | 03/2019
Begräbnisstätte und Erinnerungsort auf dem Friedhof Altglienicke
©Franz Reschke Landschaftsarchitektur / Studio Sophie Jahnke
2. Preis
Preisgeld: 3.200 EUR
Kunst
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit nähert sich der Aufgabenstellung in feinfühliger, den Ort sensibel einbeziehender Weise: Die alten Linden werden als Zeugen der pietätlosen und heimlichen Beisetzung der ermordeten Menschen herangezogen. Die Verfasser selber schreiben: “Die Wurzeln sind verwoben mit der seit 80 Jahren durchsetzen Asche des Grabfeldes. Ihre Kronen und ihr Laub schützen das Grabfeld im Sommer und Winter.“
Hieraus leitet sich das Konzept ab: Das eigentliche Grabfeld bleibt mit seiner Rasenfläche unverändert und erhält einen bodenebenen Rahmen aus Klinkersteinen. Der Rahmen dient als Schwelle, den man – wenn gewünscht – bewusst übertreten kann. Grundlegende Informationen sind auf einer auf dem Ziegelrahmen am Eingang aufgebrachten gusseisernen Tafel zu lesen.
An drei Stellen sind schräg herausstehende Klinkerflächen integriert, in die die Namen der bestatteten Opfer und deren Lebensdaten eingeprägt sind. Die Anordnung der Namen erfolgt alphabetisch in acht Zeilen, was deren Auffindbarkeit einerseits garantiert, andererseits - durch das vertikale Lesen - die Rigidität dieses Ordnungsprinzips aufbricht. Die Materialität der geprägten Klinkersteine sowie deren pultartige Anordnung stellen einen gelungenen Bezug zu den bereits vorhandenen Majoliken auf dem Friedhof dar, die die anderen Opfergräber kennzeichnen. Da je ein Klinker mit einem Namen versehen ist, besteht die Möglichkeiten der nachträglichen Korrektur oder Ergänzung (falls Recherchen dies erforderlich machen). Kontrovers wird diskutiert ob die Höhe der Pulte ausreichend ist, um einerseits diesen besonderen Ort erkennbar zu machen, und andererseits zu gewährleisten dass die Namen bei Laubfall und Schnee lesbar sind. Die Verfasser wünschen einen partizipatorischen Aspekt: für die Vermittlung der Geschichte am authentischen Ort thematisieren sie die Pflege der Fläche als gemeinschaftliche Fürsorge durch z.B. Schulklassen: Laub Sammeln oder Mahd der Wiese sollen als gemeinschaftlichen Teil der Erinnerungskultur durchgeführt werden. Dieser Ansatz wird mehrheitlich gewürdigt.
Kontrovers wird diskutiert ob die Zeugenschaft der Linden genug selbsterklärend ist, um den inhaltlich-poetischen Ansatz der Arbeit nachvollziehen zu können. Die Zurückhaltung des Beitrags, mit karger Wiesenfläche im Zentrum, die von den Besuchern als nicht würdevoll genug empfunden werden könnte, wird von Teilen des Preisgerichts als potentielle Schwäche gewertet. Insgesamt stellt die Arbeit jedoch einen angemessenen Umgang mit dem sensiblen Thema dar.
Hieraus leitet sich das Konzept ab: Das eigentliche Grabfeld bleibt mit seiner Rasenfläche unverändert und erhält einen bodenebenen Rahmen aus Klinkersteinen. Der Rahmen dient als Schwelle, den man – wenn gewünscht – bewusst übertreten kann. Grundlegende Informationen sind auf einer auf dem Ziegelrahmen am Eingang aufgebrachten gusseisernen Tafel zu lesen.
An drei Stellen sind schräg herausstehende Klinkerflächen integriert, in die die Namen der bestatteten Opfer und deren Lebensdaten eingeprägt sind. Die Anordnung der Namen erfolgt alphabetisch in acht Zeilen, was deren Auffindbarkeit einerseits garantiert, andererseits - durch das vertikale Lesen - die Rigidität dieses Ordnungsprinzips aufbricht. Die Materialität der geprägten Klinkersteine sowie deren pultartige Anordnung stellen einen gelungenen Bezug zu den bereits vorhandenen Majoliken auf dem Friedhof dar, die die anderen Opfergräber kennzeichnen. Da je ein Klinker mit einem Namen versehen ist, besteht die Möglichkeiten der nachträglichen Korrektur oder Ergänzung (falls Recherchen dies erforderlich machen). Kontrovers wird diskutiert ob die Höhe der Pulte ausreichend ist, um einerseits diesen besonderen Ort erkennbar zu machen, und andererseits zu gewährleisten dass die Namen bei Laubfall und Schnee lesbar sind. Die Verfasser wünschen einen partizipatorischen Aspekt: für die Vermittlung der Geschichte am authentischen Ort thematisieren sie die Pflege der Fläche als gemeinschaftliche Fürsorge durch z.B. Schulklassen: Laub Sammeln oder Mahd der Wiese sollen als gemeinschaftlichen Teil der Erinnerungskultur durchgeführt werden. Dieser Ansatz wird mehrheitlich gewürdigt.
Kontrovers wird diskutiert ob die Zeugenschaft der Linden genug selbsterklärend ist, um den inhaltlich-poetischen Ansatz der Arbeit nachvollziehen zu können. Die Zurückhaltung des Beitrags, mit karger Wiesenfläche im Zentrum, die von den Besuchern als nicht würdevoll genug empfunden werden könnte, wird von Teilen des Preisgerichts als potentielle Schwäche gewertet. Insgesamt stellt die Arbeit jedoch einen angemessenen Umgang mit dem sensiblen Thema dar.
Perspektive © Franz Reschke Landschaftsarchitektur / Studio Sophie Jahnke
©Franz Reschke Landschaftsarchitektur / Studio Sophie Jahnke
Jahreszeiten Zyklus des Lindengrabs © Franz Reschke Landschaftsarchitektur / Studio Sophie Jahnke
Detail Ansicht Namen in Klinkersteinen © Franz Reschke Landschaftsarchitektur / Studio Sophie Jahnke
1000er © Franz Reschke Landschaftsarchitektur / Studio Sophie Jahnke
100er © Franz Reschke Landschaftsarchitektur / Studio Sophie Jahnke