Offener Wettbewerb | 04/2022
aspern Seestadt in Wien: Die öffentlichen Räume der Roten Saite Nord (AT)
©YEWO LANDSCAPES
Image - Nelson Mandela Platz
2. Preis
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Beitrag besticht mit seinen klaren Aussagen und gut ablesbaren Haltungen zu den vielfältigen Entwurfsaufgaben. Diese Stringenz ist zugleich die Qualität und der problematische Aspekt dieses Entwurfs.
Als einheitliche gestalterische Elemente zur Umsetzung werden drei verschiedene ‚Inseln‘ vorgeschlagen: Klima-, Innovations- und Urlaubs-Inseln. Diese Inseln sind in der vorgeschlagenen Ausgestaltung und in der vielfältigen Nutzbarkeit sehr überzeugend.
Das Projekt stellt den Versuch dar, die co-kreative Meile vom Ausgang des Bahnhofs im Norden bis zum See möglichst gleichmäßig mittels der zweireihigen Alleebäume zu begleiten. Lediglich im Kreuzungsbereich mit der Sonnenallee und bei den beiden Zwillingsplätzen gibt es größere Unterbrechungen. Genau diese beiden Grundhaltungen werden jedoch auch zur größten Schwäche des Projekts: die co-kreative Meile wird durch dieses maximale Strecken gefühlt sehr lange, die Gestaltung ist teilweise zu ‚einfach‘ gedacht, die Raumbeziehung zu den Platzbegrenzungen westlich (Vinothek) und östlich des Nelson-Mandela-Platzes sind nicht gegeben, dafür reißt die Atmosphäre der co-kreativen Meile insbesondere an der Sonnenallee sehr stark ab. Die Gestaltung der Zwillingsplätze wird auf inspirierende Weise neu interpretiert, deren Offenheit und der vorgeschlagene Einsatz der Wasserflächen können überzeugen.
Die Gestaltung des ÖV-Bereichs mit der identitätsstiftenden Überdachung verspricht zahlreiche Qualitäten wie hohen Witterungsschutz, Kiosk als Nahversorger, guten Komfort. Die Zeichenhaftigkeit des Dachs stellt ein wertvolles Landmark dar. Bei genauerer Betrachtung sind diese Überdachungen jedoch zum einen widersprüchlich in der Darstellung und zum anderen nur wenig funktionell. Begrünte Gleise im Haltestellenbereich und unter der Überdachung sind nicht umsetzbar, die Gehrelationen sind teilweise ungünstig.
Die zahlreichen Radabstellanlagen werden begrüßt, deren Situierung mitten am Platz mit großem Abstand zum Eingang des Bahnhofs jedoch kritisch diskutiert, hier fehlt eine gestalterische Aussage zu diesem relevanten Thema.
Der Eingangsbereich zur co-kreativen Meile wirkt in seiner Kanalwirkung wenig einladend, die Erdgeschoßzone des angrenzenden Hauses wird völlig abgetrennt.
Eine einzigartige Gestaltung weist der Zaha-Hadid-Platz auf. Die Gliederung dieses Platzes durch die großen Grünbereiche schafft einen freien Platz mit adäquater Dimension. Die Idee hier einen ‚Kurzurlaub am See‘ verbringen zu können wird glaubhaft dargestellt. Die Proportionen und die Ausgestaltung, wie z.B. die Situierung der Wasserfläche, sind sehr gekonnt und lassen Verständnis für den Ort erkennen.
In der Jury wird die starke Trennung des Stadtraums vom See sehr widersprüchlich diskutiert. Die klare Haltung und Raumdefinition auf der einen Seite, die mangelnde Offenheit des Stadtraums auf der anderen Seite warfen generelle Fragen zur Entwurfshaltung auf. Einheitlich kritisch wurden hingegen die wenig einladenden, teils schmalen Wege durch das Grün zum See beurteilt.
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Image - Zaha Hadid Platz
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Grundriss
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Grundriss Zaha Hadid Platz
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Grundriss Nelson Mandela Platz