Award / Auszeichnung | 09/2022
Bayerischer Denkmalpflegepreis 2022
©Nicolas Felder Fotografie
Wohnstallhaus nach der Sanierung - Ansicht von Osten
Wohnstallhaus Nesselwang
Private Bauwerke | GOLD
Architektur
Fotografie
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Wohnungsbau
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Projektgröße:
keine Angabe
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Status:
Realisiert
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Termine:
Fertigstellung: 01/2020
Projektbeschreibung
Das Bauwerk und die baulichen Maßnahmen
Das ca. 20 x 9,6 m große Gebäude mit flach geneigtem Satteldach ist in Längsrichtung in drei Nutzungen unterteilt: Wohnteil, Stall und Tenne. Das Tragsystem ist analog einem spätgotischen Ständerbau mit Bohlenausfachung aufgebaut. Die Dachkonstruktion ist ein Pfettendach mit sehr großen Sparrenabständen.
Weil das Haus unmittelbar an der Dorfstraße stand, wurde bei der Verlegung der Straße vor einigen Jahren die Nordwestecke des Gebäudes gekappt. Durch gleichzeitiges Anheben der Straße ist die Nordostecke um etwa einen Meter unter Gelände »versunken«. Dies führte zusammen mit der auf das Gebäude gerichteten Straßenentwässerung, Schneeanhäufungen und Hangwasser dazu, dass ständig Feuchtigkeit in die Konstruktion eindrang und die Nordwand stark geschädigt hat. Durch den von Norden nach Süden abfallenden tragfähigen Baugrund kam es auf der Südseite zu starken Setzungen von bis zu 7 cm.
Im Laufe der Jahre wurden immer wieder tragende und aussteifende Bauteile wie Bundstützen, Kopfbänder, Unterzüge herausgeschnitten. Die Gesamtaussteifung des Gebäudes war deshalb nicht mehr gewährleistet.
Die erheblichen Mängel der Gründung und der Holzkonstruktion sowie zahlreiche Schäden an der erhaltenen Substanz, machten einen unkonventionellen Lösungsansatz notwendig: das horizontale Verschieben des gesamten Gebäudes um ca. vier Meter, sodass die Nordwand auf der nördlichen bestehenden Kellerwand zu stehen kam. Südlich davon, unterhalb des Stalls und der Tenne wurde im Vorfeld der neue Keller auf einer tragenden Fundamentplatte betoniert.
Für die Verschiebung des Hauses wurde das gesamte Gebäude mit einer Holzkonstruktion abgestützt und Schienen eingezogen, die sich über eine Gleitschicht aufeinander bewegen konnten. Mittels hydraulischer Pressen und Equipment aus dem Brückenbau wurde das Haus horizontal verschoben. Die Schäden an der Holzkonstruktion wurden handwerklich saniert und fehlende Bauteile wieder ergänzt, wie auch die „abgeschnittene“ Ecke. In der Tenne wurde ein nachträglicher, baufälliger Anbau durch einen neuen, modernen Baukörper ersetzt
Denkmalpflegerisches Konzept
Die historische Holzkonstruktion wurde gemäß dem Original wieder ergänzt und saniert. Es wurden nachträgliche Veränderungen, die zu Schäden am Bauwerk geführt haben (Ausmauerungen, Güllegrube) wieder rückgebaut. Die Nutzungen blieben in den drei Zonen weitestgehend erhalten (Wohnen/Technik). Die Kassettendecken und Vertäfelungen wurden belassen und aufgearbeitet.
Um die Gründungssituation und den ständigen Feuchteeintrag auf der Straßenseite dauerhaft in den Griff zu bekommen und die verbliebene Substanz nachhaltig zu schützen, wurden drei Optionen durchgespielt:
Optionen 1 und 2 - das Anheben des gesamten Hauses und Erhöhen des Sockelmauerwerks oder das Sichern der Nordwand mit einer vorgesetzten Betonwand - wurden verworfen, da die Gründung auf der Südseite durch Nachgründung mit Pfählen hätte verbessert werden müssen bzw. das Erdgeschoss hinter einer Betonwand verschwunden wäre.
Durch die Verschiebung des Gebäudes konnte das Gebäude dauerhaft gesichert und in seine ursprüngliche Form zurückgeführt werden. Die maroden Kellerwände wurden durch Stahlbeton ersetzt und das Gründungsproblem konnte mit einer konventionellen Bauweise gelöst werden.
Die Sanierung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Architekturbüro Hofmann und Dietz aus Irsee.
Beurteilung durch das Preisgericht
©Martin Hofmann
Wohnstallhaus nach der Sanierung - Ansicht von Norden
©Martin Hofmann
Ansicht von Süden
©Nicolas Felder Fotografie
©Nicolas Felder Fotografie
©mbi
Zustand vor der Sanierung
©mbi
Zustand vor der Sanierung mit abgetrennter Gebäudeecke wegen Straßenführung
©mbi
Verschiebevorgang - Gebäude wird richtung Süden auf neuen Keller geschoben.
©mbi
Verschiebevorgang
©Martin Hofmann
Innenansicht ehemalge Tenne
©Martin Hofmann
Sanierungsdetail
©Martin Hofmann
Innenansicht ehemalige Tenne
©mbi
Bestandsaufnahme
©mbi
Bestandsaufnahme
©mbi
Verschiebevorgang
©mbi
Sicherungskonstruktion für Verschiebung
©mbi
Sicherungskonstruktion für Verschiebung