Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022
Neubau Forum Konstanz für die Universität Konstanz
©heinlewischer
ein 4. Preis
Preisgeld: 50.000 EUR
Architektur
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
Philipp Jenckel, Luis Wagenführer, Artem Melashvili, Diyar Ünlücay, Hägi Gutbrod
Mayer-Vorfelder und Dinkelacker
Tragwerksplanung
Renz Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG
TGA-Fachplanung
Sachverständigengesellschaft Dr. Portz mbH
Brandschutzplanung
Erläuterungstext
Das Forum in Konstanz soll als offenes und interaktives Gebäude zwischen der Forschung und der Öffentlichkeit fungieren. Multifunktionale Flächen, die zu unterschiedlichen Szenarien zusammengefasst werden können, bieten die Plattform für Austausch und Präsentation. Das Sockelgeschoss, mit seiner transparenten und identifikationsstiftenden Adresse, bildet den Auftakt für das neue Forum. Über eine Freitreppe, die als Herzstück das Gebäude aus dem Erdgeschoss erschließt, werden die Common Center Bereiche und die Veranstaltungsräume in den oberen Geschossen erreicht.
Analog zur Funktion des Gebäudes, bildet sich die Konstruktion wieder ab. Die Seminarräume, Cafeteria und das Foyer im Erdgeschoss sind als Stahlbeton konzipiert sowie auch nutzungsbedingt die Laborbereiche. Die öffentlichen Bereiche sind als Holzkonstruktion geplant und fügen sich klar und einfach zusammen. Den Abschluss bildet das Ost-West gerichtete und als Holzbau geplante Solardach, welches sich mit seiner Farbigkeit in die Struktur der Universität Konstanz einbettet und das Motto der „ Universität unter einem Dach“ aufnimmt.
Das Forum Konstanz wird als städtebaulich prägnanter Baustein entwickelt und formuliert zusammen mit dem südlich angrenzendem Gebäude W eine klare Adresse. Der südöstlich entstehende Freiraum schafft neue Begegnungsmöglichkeiten. Die Vorgehängte Stahlkonstruktion legt sich wie ein Filter auf das Gebäude und schließt die Raumkante weich ab ohne mit dem Gebäude W in Konkurrenz zu treten. Der Hauptzugang öffnet sich Richtung der neu geplanten Haupterschließung, die als Ringstraße konzipiert ist, und ein adäquates Erscheinungsbild schafft.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Forum wird als Solitär an der neu geplanten Ringstraße angeordnet. Der Entwurf überzeugt mit einer kompakten städtebaulichen Grundstruktur. Mit der Kubatur wird an der Ringstraße ein öffentlicher Raum erzeugt, der im Dialog steht mit dem bestehenden Gebäude P. An diesem neu konzipierten öffentlichen Raum liegt der Hauptzugang. Die Lage und Ausrichtung greift das Rasterthema der bestehenden Campusstruktur auf.
Allerdings respektiert der topografische Eingriff insbesondere auf der Nordseite den Bestand in keiner Hinsicht. Eine bessere Einbindung in die Topografie wäre wünschenswert, insbesondere um einer Öffnung des Open Space in den Außenbereich eine höhere Aufenthaltsqualität zu ermöglichen. Die unmittelbare Nachbarschaft zwischen Gastronomieterrasse und Anlieferung wird kritisch gesehen.
Den Entwurf zeichnet die gelungene Unterbringung aller Funktionen unter einem Dach aus. Die Verfasser*innen entwickeln eine enge funktional und räumlich gelungene Struktur, die kurze Wege und zwangloses Zusammenkommen ermöglichen. Die Modularität und einfache Kubatur des Gebäudes werden ebenso wie die funktionale Aufteilung und Anordnung anerkannt. Diese spiegelt sich in einer differenzierten Materialität wider. Der Vorschlag der Einfügung einer zentralen Holzkonstruktion zwischen zwei Laborspangen aus Stahlbeton wird vom Preisgericht baukonstruktiv hinterfragt.
Die gewählte Architektursprache der Dachform wurde vom Preisgericht kontrovers diskutiert. Das expressive Dach wird als Erkennungsmerkmal nachvollzogen, es ist allerdings kein überzeugendes gestalterisches Element der beabsichtigten Adressbildung. Kritisch wird gesehen, dass ein technisches Element als wesentliches Gestaltungsmerkmal herangezogen und damit, trotz des hohen PV-Anteils, das gesamte Erscheinungsbild geschwächt wird. Die künstlerisch geformte Dachhaut korrespondiert auch nicht mit der strukturell gestalteten Fassade. Gleichwohl wird der Ansatz, die architektonischen Besonderheiten der bestehenden Campusarchitektur aufzugreifen anerkannt.
Insgesamt würdigt das Preisgericht den Entwurf trotz gestalterischer Mängel und nachteiliger topografischer Einbindung aufgrund seiner insgesamt schlüssig umgesetzten Grundrisse, die ein hohes Maß an funktionaler Qualität erreichen.
©heinlewischer
©heinlewischer
Dächer auf dem Campus
©heinlewischer