Award / Auszeichnung | 11/2022
Heinze ArchitektenAWARD 2022
©Johannes-Maria Schlorke
Die ehemalige Zehntscheuer in der historischen Umgebung (alte Schule, Backhaus).
Zehntscheuer Tübingen-Derendingen
DE-72072 Tübingen, Sieben-Höfe-Str. 147
ein 3. Preis / Nachhaltiger Wohnungsbau
Architektur
Felix Mildner Tragwerksplanung
Bauingenieurwesen
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Wohnungsbau
-
Projektgröße:
865m² (geschätzt)
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Baubeginn: 01/2018
Fertigstellung: 01/2020
Projektbeschreibung
Eine Gruppe von drei Familien erwarb das Gebäude und ließ sich auf das Wagnis einer Baugemeinschaft in einem Kulturdenkmal ein. Es entstanden zwei Familienwohnungen, eine vermietete kleine Wohnung und Räume für unser Büro.
Bei der grundlegenden Umnutzung der Scheune, die keine nennenswerten Veränderungen im 20. Jahrhundert erfahren hatte, war der überlieferte Bestand die entscheidende Leitschnur. Dabei ging es neben dem Erhalt der Substanz des bauzeitlich Eichenfachwerks (inkl. seiner diversen historischen Reparaturen) genauso um die Erlebbarkeit der alten Raumwirkung.
Die spiegelsymmetrischen Tennen sind mit ihrer Höhe in den Wohnhallen erhalten und die ehemaligen Scheunentore erlauben eine großzügige Belichtung.
Im Büro und den Dachräumen der Wohnungen erkennt man, dank einer Aufsparrendämmung, den großzügigen Lagerraum unter dem historischen Dachstuhl. Die Dachfensterbänder, die über den erhaltenen Sparren durchlaufen, geben zu erkennen, dass das Gebäude nachweisbar nie Dachgauben hatte.
Das Sichtfachwerk bleibt durch einen kapillar aktiven Innendämmputz und eine angepasster Baukonstruktion im Ortsbild sichtbar. Neue Fassadenöffnungen sind zurückhaltend in rechteckige Gefache eingefügt. Die Sonderkonstruktion der Fenster liegt versteckt hinter den Balken in der Dämmputzebene.
Unter den gegebenen Randbedingungen wurde energetisch ein KFW-Denkmal-Niveau erreicht. Grundlage waren die denkmalpflegerisch und baukonstruktiv intensiv abgestimmten Maßnahmen wie eine Dach- und Bodenplattendämmung in Neubauqualität, eine bauphysikalisch maximierte Innendämmung, hochgedämmte 3-Scheiben-Wärmeschutzfenster, eine kontrollierte Belüftung und eine Flächenheizung mit niedrigem Vorlauf und Vorrichtung zum Anschluss an zukünftige Fernwärme.
Ergänzend sind der Erhalt der grauen Energie der erhaltenen Konstruktion und die intensive Verwendung von neuem Holz zu beachten.
An heißen Sommertagen gewährleistet eine Nachtlüftung, auf Basis von thermischer Höhenunterschiede, ein sehr angenehmes Raumklima.
Es wäre wünschens wert, wenn diese Sanierung Anregung zur Umnutzung anderer Scheunen ist, anstatt diese durch ortsbildzerstörende Neubauten zu ersetzen, was zu oft geschieht.
Beurteilung durch das Preisgericht
©Johannes-Maria Schlorke
Die ehemaligen Scheunentore belichten die Wohnräume der beiden Familienwohnungen.
©Johannes-Maria Schlorke
Die kleine Wohnung wird über den Fahrradschuppen erschlossen.
©Johannes-Maria Schlorke
Nachtansicht
©Johannes-Maria Schlorke
Die Familienwohnungen haben einene Ausgang in den rückwärtigen Garten.
©Johannes-Maria Schlorke
Der Eingang in die kleine Wohnung.
©Johannes-Maria Schlorke
Ein Wohnraum in der ehemaligen Tenne.
©Johannes-Maria Schlorke
Ein Steg erschließt die Kinderzimmer.
©Johannes-Maria Schlorke
Einbaumöbel sorgen für Stauraum.
©Johannes-Maria Schlorke
Die Fliesen wurden von der Bauherrin selber glasiert und nach selber gestaltetem Fliesenspiegel verlegt.
©Johannes-Maria Schlorke
Im Büro, im Dachstuhl, kann man gut den ehemaligen großflächigen Lagerraum erleben.
©Johannes-Maria Schlorke
Die Treppe ist abgehangen...
©Johannes-Maria Schlorke
...und hängt frei über dem geglätteten Estrich.
©Johannes-Maria Schlorke
Die senkrechte Holzschalung streckt die Räume im historischen Eichendachstuhl.