Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023
Neuentwicklung RathausQuartier in Kühlungsborn
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Anerkennung
Preisgeld: 5.910 EUR
STADT+HAUS Architekten und Ingenieure GmbH & Co. KG
Architektur, Stadtplanung / Städtebau
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Verfasser:
hannes hamann landschaftsarchitekten
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Das neue Rathausquartier gibt eine zukunftsfähige Antwort auf die Integration der geforderten Baumasse in das kleinmaßstäbliche heterogene Ensemble, den denkmalgerechten Umgang mit den Bestandsbauten an der Ostseeallee, den behutsamen Nachweis von an diesem Standort überproportional vielen Stellplätzen, der Errichtung eines funktionalen und zeitgemäßen Verwaltungsstandortes und der Schaffung eines freundlichen Zentrums und eines Kulturquartiers für Bürger und Gäste des Ostseebades mit hoher Aufenthaltsqualität.
Beurteilung durch das Preisgericht
Hochbau
Den Anforderungen der Auslobung folgend werden im Rückraum der Häuser Laetitia und Rolle zwei neue Baukörper vorgesehen.
Freistehend südlich des Hauses Laetitia ein 3-geschossiger Erweiterungsbau für das Rathaus mit Verwaltungsfunktionen sowie durch einen schmalen gläsernen Verbinder an Haus Rolle angebunden ein zweigeschossiger Baukörper mit Bibliothek und Ratssaal.
Unterlagert werden beide Neubauten durch ein Untergeschoss, in dem sich eine Tiefgarage sowie maßgebliche Flächen der Bibliothek befinden.
Die funktionale Aufwertung des denkmalgeschützten Rathauses kommt ohne einen oberirdischen Anbau aus. Ergänzt wird einzig eine Freitreppe an der Ostseite des Hauses.
Die Baumassenentwicklung ist angemessen und hält sowohl in Höhe und Abstand respektvoll Distanz zu den Bestandsbauten. Die Gebäudezugänge sind richtig gewählt. Erschließungskonzept und Wegeführungen sind funktional gut gelöst.
Die Neubauten sind in gleicher Sprache entwickelt, wirken in ihrer konventionellen Gestaltung allerdings wenig identitätsstiftend für den Ort. Die weißen Putzfassaden, liegende Fensterformate sowie knappe Attikafassungen wirken austauschbar und greifen die örtliche Typologie nicht auf. Die Ensemblewirkung ist den Bestand respektierend, fügt jedoch keine neue markante architektonische Haltung hinzu.
Die Grundrisse erfüllen die Anforderungen an eine moderne Verwaltung sehr gut. Großes Manko ist allerdings die Verlegung großer Bibliotheksflächen ins Untergeschoss, was von der Jury insgesamt sehr kritisch bewertet wird. Die Barrierefreiheit ist nach erster Prüfung in den Neubauten durchgängig gegeben.
Das Material- und Konstruktionskonzept der Bauten bleibt leider konventionell. Besondere Ansätze zum nachhaltigen Bauen sind ebenfalls nicht erkennbar.
Das Konzept scheint ohne größeren Anpassungsbedarf wirtschaftlich gut realisierbar, lässt aber leider jegliche Innovation in Bezug auf Zukunftsfragen vermissen.
Landschaftsarchitektur
Die Verfasser:innen wollen durch die Gestaltung der Freiflächen im neuen RathausQuartier die in zwei Hälften zerschnittenen Waldflächen des Küstenwaldes wieder miteinander in Beziehung setzen. Dies gelingt ihnen durch Baumgruppen aus Neupflanzungen sowie grünen Schneisen in den bebauten Flächen. Mittels axialen Wegen werden die Teile miteinander sinnvoll verknüpft. Positiv bewertet wird die Idee durch einheitliche Platz- und Wegeflächen einen ´Teppich´ zu bilden, auf dem die Solitärbauten ruhen. Der Bodenbelag aus großformatigen Betonplatten (1, 2 x 1,2 m) wurde einmütig kritisiert. Die Anordnungen der südlichen Freiflächen vor den Neubauten würden ´getauscht´ sinnvoller sein.
Attraktive Pflanzflächen aus heimischen, standortgerechten Stauden und Gräsern sowie Sitzmauern aus Ortbeton fangen die erhöhten Pflanzflächen auf der Tiefgarage ab oder begrenzen die Versickerungsmulden außerhalb der bebauten Bereiche. Alle vorgeschlagenen Materialien zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit und Robustheit aus. Den Verfasser:innen gelingt es mit dieser Arbeit, aus überörtlichen Verbindungen, großzügigen/ multifunktionalen Platzflächen sowie einem einheitlichen Gestaltungsbild mit Wiedererkennungswert entscheidend zur Entstehung eines richtungsweisenden neuen RathausQuartiers beizutragen.
Denkmalpflege
Ein konsequent moderner und zurückhaltender, aber auch etwas austauschbarer Entwurf, der die Denkmale respektiert und insgesamt als zustimmungsfähig aus denkmalpflegerischer Sicht angesehen wird.
Hervorzuheben ist die Lösung der Barrierefreiheit ohne größere Anbauten am Rathaus.
Kritikwürdig ist die Gestaltung der Freiflächen.
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