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Award / Auszeichnung | 10/2023

Architekturpreis Aachen 2023

Miteinander im Wiesental

DE-52068 Aachen, Burggrafenstraße

Auszeichnung

office 03

Architektur

3PLUS FREIRAUMPLANER Kloeters I Müller I Kastner PartGmbB Landschaftsarchitekten + Architekt

Landschaftsarchitektur

Walter+Reif Ingenieurgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

TP3 Planungsgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Schöner Wohnen im Wiesental GbR

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 06/2023

Projektbeschreibung

Die Wohngemeinschaft „Miteinander im Wiesental“, besteht aus 16 ganz unterschiedlichen Haushalten, die unter der Dachgenossenschaft Ko-Operativ eG Bochum das Gebäude im Aachener Wiesental von 2019–2023 initiiert, finanziert und den Planungs- und Bauprozess bis zur Fertigstellung begleitet haben.

Ziel des Projektes war es ein generationenübergreifendes, sozial nachhaltiges und klimagerechtes Haus für die Gemeinschaft entstehen zulassen. Das Grundstück befindet sich zwischen des sich verändernden Stadtgebietes an der Jülicher Straße und dem Kleingartenverein Wiesental an der Wurm und ist Teil einer städtebaulichen Nachverdichtung von ehemaligen Brachflächen.

Der Baugemeinschaft wurde das Grundstück von der Stadt Aachen im Erbbaurecht übergeben. Damit verbunden ist die feste Quote von 30 Prozent sozial geförderten Wohnungen. Um langfristig bezahlbaren Wohnraum sicherzustellen, wurde der Bau und Betrieb des Wohnprojektes zusätzlich in der Geschäftsform einer Genossenschaft umgesetzt. Damit orientiert sich das Projekt an den Bewohner*innen selbst statt an einer Maximierung der Rendite (dauerhaft geringe Mieten durch Kostenmietprinzip). Alle Entscheidungen werden nach Vorbereitung in Arbeitskreisen im Konsens der Gruppe gefällt. Durch eine einkommensabhängige Staffelung der Einlagen wird der Einstieg für Haushalte mit einem WBS-Schein möglich. Im Haus wird Nachbarschaft gelebt und Kontakte gepflegt, gegenseitige Hilfe ist Grundlage des Zusammenlebens. Nach Abschluss der Bauphase beginnt nun die Phase der gemeinsamen Aneignung des Gebäudes.

Durch die polygonale Geometrie des Gebäudes, wird das Grundstück trotz der schrägwinkligen Grenzen und weiteren Festlegungen aus dem B-Plan optimal ausgenutzt. Weiter wird durch die Polytonalität und geschossweise Staffelung des Hauses auf den Sonnenverlauf reagiert und vielfältige sonnige Terrassen geschaffen.

Die schräge Geometrie setzen sich im Inneren des Gebäudes weiter fort und erzeugen für die einzelnen Wohnungen eine Individualität, die im Dialog zwischen Planenden und den zukünftigen Bewohner*innen weiterentwickelt wurde. Alle Wohnungen orientieren sich zu den Grünflächen auf der West-, Süd- und Ostseite und haben an diesen Seiten die privaten Außenräume in Form von (Dach-)Terrassen oder einer Kombination aus Loggia und Balkon, mal mit Blick zum Gut Kalkofen, zur Schrebergartensiedlung, zum Europaplatz oder in die umliegenden Bäume.

Kompaktheit erhält das Gebäude vor allem durch das zentral gelegenes Treppenhaus, welches die Gebäudetiefe optimale ausgenutz. Über einen geschützten Außenbereich erschlossen verbindet es die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss, die Wohnungen als auch die gemeinschaftliche Dachterrass miteinander.

Die auf dem Grundstück stehende geschützte Birke bleibt erhalten und wird durch neue Bäume ergänzt. Zwischen diesen Pflanzungen wurde eine Rasenfläche zur freien Nutzung geplant, die mit einem Sandkasten und Spielgeräten ergänzt wurde. Die erdgeschossigen Wohnungen und der Gemeinschaftsbereich erhalten Terrassen. Zusätzlich sind die Dachflächen zum Großteil mit Dachbegrünung versehen.

Für die Bewohner*innen stehen zusätzlich zu den Wohnungen ein Gemeinschaftsraum, ein Multifunktionsraum, eine Gästewohnung und eine gemeinsame Dachterrasse zur Verfügung. Der Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss ist mit seinem angrenzenden Außenraum der Treffpunkt und Kommunikationsort der Gruppe an der Schnittstelle zwischen Eingang und Treppenhaus.

Erklärtes Ziel schon zu Beginn der Planung war es, den Gemeinschaftsraum so zu positionieren, dass auch in den Abendstunden die Sonne den Raum trotz der umliegenden Bebauung noch mit Licht durchflutet. Bei Bedarf kann der Gemeinschaftsraum wegen seiner zentralen und öffentlichen Lage auch für externe Veranstaltungen genutzt werden und trägt dadurch auch zu einer Belebung des ganzen Stadtviertels bei. Gäste der Hausgemeinschaft können in der kleinen Gästewohnung direkt angrenzend an den Gemeinschaftsraum übernachten. Im Multifunktionsraum finden die Fahrrädern Platz sowie die gemeinschaftlich genutzten Waschmaschinen und eine Werkbank. Auf dem Dach bietet eine Dachterrasse Platz für alle Bewohner*innen des Hauses mit Blick auf das Gut Kalkofen und die Umgebung.

Das zentrale Treppenhaus erschließt das gesamte Gebäude und ist Begegnungsraum der Hausgemeinschaft. Ein großzügiges Treppenauge und ein Oberlicht versorgen das innenliegende Treppenhaus mit Licht von oben. Die Betonoberflächen im Treppenhaus sind bewusst brut gehalten und stehen im Kontrast zu den farbigen Geländern.

Aus dem Wunsch der Baugemeinschaft nach einem möglichst Ressource schonenden Gebäude resultiert die Materialwahl Holz für die Errichtung des Gebäudes und der Einsatz von nachhaltiger Technik für den Betrieb des Hauses. Lediglich das Erdgeschoss und das Treppenhaus wurden aus statischen und brandschutztechnischen Gründen in Massivbauweise errichtet. Alle anderen tragenden Bauteile, wie Außenwände, tragende Innenwände und Decken sind in Holzrahmenbauweise bzw. als Brettstapeldecken ausgeführt. Die Holzbauweise ermöglicht es bei der Errichtung des Gebäudes die graue Energie im Vergleich zu einem herkömmlich erstellten Gebäude in Massivbauweise deutlich zu reduzieren, erhöht beim Rückbau des Gebäudes den Anteil an wiederverwertbaren Stoffen und schafft mit seinen Holzdecken in den Wohnungen eine angenehme Wohnatmosphäre. Der Holzbau wird durch die vorgehängte Holzfassade auch nach außen hin sichtbar gemacht; unbehandelte, unterschiedlich breite Profilbretter betonen die einzelnen Geschosse.

Auch in Technischer Hinsicht wurde ein möglichst Ressourcenschonender Betrieb des Gebäudes angestrebt. Hierfür sorgt eine Wärmepumpe mit Geothermie Nutzung und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Durch den Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und den guten Dämmeigenschaften der Außenbauteile erfüllt das Haus so den Passivhausstandard.