Wo heute eine monofunktionale Anlage steht, sollen sich in Zukunft Arbeiten und Wohnen rund um kleinere Höfe auf verschiedenen Niveaus begegnen. Die Nutzungen werden in fĂŒnf unterschiedlich hohen GebĂ€udekörpern mit polygonaler GrundflĂ€che untergebracht. Um diese stĂ€dtebauliche Konzeption zu erreichen ist es notwendig, den oberirdischen Bestandsbau mit umfangreichen Eingriffen aufzulösen; ihn âwie einen Felsen aufzubrechenâ.
In enger Verflechtung von Volumen und Freiraum entsteht durch HinzufĂŒgen und Entfernen des âtopographischen Stadtbodensâ eine so komplexe, wie spannende Raumfolge auf verschiedenen Höhenniveaus. Daraus ergibt sich ein differenziertes und vielfĂ€ltiges Angebot an Freiraumtypologien, vom Eingangsplatz und dem Stadtplateau in ErgĂ€nzung der St. Alban-Anlage, ĂŒber verschiedene Höfe bis zu den grĂŒnen Aufenthaltsbereichen der angrenzenden Erdgeschosse.
Allerdings ist diese hohe rĂ€umliche KomplexitĂ€t baulich aufwĂ€ndig und steht teils im Widerspruch zum vorgesehenen Ăffentlichkeitsgrad der FreirĂ€ume. Am Aeschenplatz entsteht zwischen den GebĂ€uden eine öffentliche Platzsituation, der âCity Squareâ, welcher als Adresse und EntrĂ©e je nach Erdgeschossnutzung gut funktionieren kann. Von hier aus jedoch sind die Verbindungen ins Innere des Areals teils schwierig: Das Auf und Ab mit Treppen, Rampen, DurchgĂ€ngen, verschiedenen Ebenen und Verwinkelungen ist fĂŒr einen urbanen öffentlichen Raum sehr komplex. Orte wie die beiden Höfe und die verschiedenen AufenthaltsplĂ€tze bilden zwar durchaus attraktive RĂ€ume, deren Belebung in dieser Konzeption als öffentliche und halböffentliche RĂ€ume aber schwierig werden dĂŒrfte. Positiv hervorzuheben ist die SubstratmĂ€chtigkeit und die hohe Zahl an BĂ€umen.
Ein hoher Stellenwert wird der Verbindung St.Alban-Anlage / Gartenstrasse beigemessen. Die Durchwegung des ganzen Areals mit den Abgrabungen auf mehreren Ebenen vervielfachen jedoch die ErdgeschossflĂ€che, wodurch das Risiko von Leerstand in den Erdgeschossen ebenfalls erhöht wird. Die rĂ€umliche KomplexitĂ€t der AussenrĂ€ume, sowie die Ausgestaltung der Fassade lĂ€sst die Frage offen, ob der urbane Kontext und das vorhandene stĂ€dtebauliche Umfeld genĂŒgend berĂŒcksichtigt wurden, um einen adĂ€quaten Umgang zur Transformation des neuen, multifunktionalen Stadtbausteines an seiner exponierten Lage zu finden. Die fĂŒnf Baukörper sind in eine einheitliche, neue Fassade aus hinterlĂŒfteten Terracottaplatten mit Holz-Metallfenstern und roten Textilmarkisen gekleidet.
Durch dieses ĂberstĂŒlpen einer komplett neuen IdentitĂ€t, in welcher der ursprĂŒngliche Bau nicht wiedererkennbar ist, tritt der GebĂ€udekomplex nahezu als Neubau in Erscheinung.
Die Nutzungsverteilung ist insgesamt plausibel und die Grundrisslösungen in den Wohngeschossen bilden die Basis fĂŒr eine lebendige Mischung von vielfĂ€ltigen LebensentwĂŒrfen. Es werden Ideen formuliert, wie Wohnen und Arbeiten im 21. Jahrhundert funktionieren könnte: ĂŒber Konzepte wie âEnfilade am Lichtâ, das âatmende Hausâ oder Wohnungen mit einem âĂŒbrigen Zimmerâ entstehen Grundrisse mit ĂŒberraschenden Momenten: Die erreichte DiversitĂ€t an Wohnungen ist beachtlich, hier wurde sehr viel Zeit investiert, um innovative Lösungen fĂŒr heutige Wohnsituationen zu finden.
Die Aspekte des nachhaltigen Bauens werden zurĂŒckhaltend aufgenommen. Obwohl grosser Wert daraufgelegt wird, das Projekt im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen zu denken, vermag die lose Anwendung der Konzepte einer Schwammstadt nicht zu ĂŒberzeugen; SubstratmĂ€chtigkeit in den Höfen, die begrĂŒnte Dachlandschaft mit grosser PV-Anlage, GrĂŒnflĂ€chen, WasserflĂ€chen zur VerdunstungskĂŒhle und RetensionsflĂ€chen, können die mehrgeschossige bestehende Unterbauung, die eine direkte Versickerung verunmöglicht, nicht kompensieren.
In Anbetracht der umfassenden Eingriffe in den oberirdischen Bestand ist die bauliche Eindringtiefe hoch. Selbst wenn das GebĂ€ude nicht unter Denkmalschutz steht und heute auch nicht als Bereicherung des Stadtraums wahrgenommen werden kann, so ist es dennoch ein Zeugnis der Stadthistorie. Dessen blosse Ăberdeckung durch ein neues Gewand löscht diese erzĂ€hlte Geschichte lediglich aus und wirkt nicht ĂŒberzeugend genug weiterentwickelt. Insgesamt wĂŒrdigt das Gremium die guten und vielseitigen AnsĂ€tze, mit denen die Verfassenden einen eigenstĂ€ndigen und wichtigen Beitrag leisten, der letztendlich nicht vollstĂ€ndig ĂŒberzeugen konnte.