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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Ersatzneubau der Schule am Webersberg in Homburg (Saar)

Ankauf

Preisgeld: 19.090 EUR

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Einbindung und Kontext
Ziel des Entwurfes ist es das Gebäude optimal zu erschließen und aus möglichst vielen Räumen einen direkten Zugang ins Freie zu ermöglichen. Durch den großformatigen monolithischen Baukörper, der sich großflächig in die nicht einfach zu bewältigende Topographie schiebt, gelingt dies nur durch nicht unerhebliche Geländemodellierungen sowohl im nördlichen und südlichen Bereich des Gebäudes und dies auch nur zum Teil. Beide Gebäudeebenen haben eigene Eingangssituationen mit einem Eingang im EG für den Hol- und Bringverkehr sowie einem weiteren, öffentlichen Eingang im OG für die Öffentlichkeit. Im Hinblick auf die Adressbildung und Identifikation mit der Schule wird dies kritisch diskutiert. Mit der Schaffung einer Vorfahrt von Norden, die das Erdgeschossniveau mit einer zentralen Vorfahrt erschließt, wird zwar auf das Gelände eingegangen, dieser Vorteil wird aber mit funktionalen Optimierungsnotwendigkeiten im Schulalltag erkauft.

Architektur und Gestaltqualität
Obwohl in Hangrichtung zweigeschossig konzipiert, entsteht in der Anlage durch die leichte und transparente Holzkonstruktion, filigranen Balkone und der von der Erschließungsseite weitgehend eingeschossigen Bauweise ein pavillonartiger Eindruck.

Erfüllung des Raumprogramms
Das Raumprogramm ist weitgehend erfüllt, allerdings gibt es eine Reihe von Räumen die erheblichen Abweichungen (>< 20%) von den Sollvorgaben aufweisen und diese massiv über- oder unterschreiten, sowie wenige vollständig fehlende Räume sowie fehlende funktionale Bezüge.

Gebrauchs- und Nutzungsqualitäten
Durch die vorgesehene überdachte Hol-Bring-Situation kann davon ausgegangen werden, dass beim Ein- und Aussteigen ein Witterungsschutz gelingt. Die Andienung selbst, durch eine Stichstraße im Gegenverkehr ohne Wendemöglichkeit in Senkrechtaufstellung lässt allerdings erhebliche Probleme bei der zeitlich geballten Ankunft und Abfertigung der Schulbusse erwarten. Die Hauptwegeführung - im EG in von Norden kommend, im OG von West nach Ost – führt in der Ableitung zu einer zumindest weniger übersichtlichen Situation im EG. Die einzelnen funktionalen Bereiche sind gut ablesbar, die Cluster sind klar erkennbar. Alle Cluster sind größtenteils talseitig orientiert und die Klassen- und Differenzierungsräume haben Sichtbezüge in die Landschaft, was eine Stärke der Arbeit ist. Allerdings haben einzelne Klassen- und Differenzierungsräume sowie die Gemeinschaftsflächen lediglich eine Orientierung zu Lichthöfen, was insbesondere bei Cluster 1 (EG, Süden) kritisch gesehen wird und was angesichts der freien Lage in der Landschaft als eine vertane Chance angesehen wird.

Funktionalität, insbes. Barrierefreiheit
Gravierender wird jedoch die Aufteilung der Cluster auf zwei Ebenen angesehen. Hierdurch muss die Hälfte der Schülerinnen und Schüler im Alltag immer über Aufzüge zu den jeweiligen Bereichen transportiert werden. Hierfür wird ein zentral im Gebäude verorteter vertikaler Erschließungskern mit vier Aufzügen angeboten. Die fassadenseitig orientierten Clusterbereiche im EG haben alle unmittelbare Austritte ins Freie, was ausdrücklich begrüßt wird. Im Obergeschoss gibt es jedoch lediglich die Möglichkeit auf einen schmalen Balkon zu treten, der auch als Fluchtbalkon dieser Ebene dienen soll und an zwei Punkten eben an das Gelände anschließt. Angesichts der nutzerspezifischen Anforderungen einer Schule mit mobilitätseingeschränkten Kindern, der großen Gebäudelänge, betroffenen Schülerzahl und der angebotenen Dimension dieser Balkone, muss die Funktionalität und Geeignetheit dieser Lösung jedoch erheblich in Zweifel gezogen werden.

Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit
Das Gebäude erscheint technisch gut realisierbar. Es hat aufgrund der Kompaktheit gute energetische Werte.

Ressourcen und Energie
Die Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte des Beitrages – Fensterflächenanteile, Kompaktheit, Energiebedarf und Eigenstromproduktion – liegen insgesamt im durchschnittlichen bis günstigen Bereich. Trotz des hohen Gesamtfensterflächenanteils werden die Klassenzimmer durch die hohen Raumtiefen infolge der tiefen Auskragungen und der teilweise vorhängenden Netzstruktur mit Fassadenbegrünung nur mäßig mit Tageslicht versorgt. Der hohe Fensterflächenanteil der Klassenzimmer wirkt sich ungünstig auf die sommerliche Überhitzung aus. Über Lüftungskamine soll eine effiziente Querlüftung der Räume erzielt werden. Durch die Holzbauweise weist der Beitrag einen hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen auf und erfordert wenig „Graue Energie“.