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Ankauf 7 / 7

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Ersatzneubau der Schule am Webersberg in Homburg (Saar)

Außenperspektive

Außenperspektive

Ankauf

Preisgeld: 19.090 EUR

v-architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Lernen im Landschaftspark
Die Idee für den Entwurf: - ausnahmslos barrierelos - eine Schule im Landschaftspark. Die neue Schule am Webersberg wird als eigenständige, klare und großzügige Anlage konzipiert und bildet zusammen mit den Gärten und den Einfriedungen einen geschützten Lern- und Entwicklungsort.

Leitgedanken des Entwurfs:
  • Lernen auf einer Ebene barrierefrei und offen.
  • Cluster als „Heimat“
  • Orientierung aller Klassen mit Blick in den Landschaftsraum
  • Therapie, Sport und Fachräume als zweites Erdgeschoss und direkter Anbindung an Aussenspielplätze
  • Klare Orientierung des Gebäudes und des Hauptzugangs über vorgelagerte großzügige Pausenfläche

Beurteilung durch das Preisgericht

Der sehr angenehm gegliederte solitäre Baukörper passt sich ganz selbstverständlich in die gegebene Topographie und kommuniziert angemessen mit der ihn umgebenden Landschaft. Die hieraus resultierende überwiegend eingeschossige Bauweise lässt das Gebäude trotz seiner erforderlichen Fläche bzw. Dimensionierung bewusst zurückhaltend erscheinen.

Die grüne Holzlamellenfassade soll den Baukörper gestalterisch harmonisch in seine Umgebung einbetten. Textile Senkrechtmarkisen zwischen Holzlamellen und Verglasung gewährleisten den Sonnenschutz.

Die Gliederung in drei nach Nutzungen getrennte Ebenen macht die Lesbarkeit des Gebäudes und die Orientierung für die Schüler*innen und Lehrkräfte einfach. Dem Entwurf ist es gelungen, alle Cluster barrierefrei auf einer Ebene abzubilden. Durch die Anordnung der Cluster am Ende eines Flurs und nach den Differenzierungsräumen entstehen geschützte Bereiche, die eine Identifikation mit der eigenen Klasse bzw. dem eigenen Cluster sehr leicht machen. Die Differenzierungsräume sollten dennoch in die Cluster integriert werden, anstatt vorgeschaltet zu liegen. Das Zusammenschalten von je zwei Clustern macht eine flexible Nutzung möglich und wird sehr positiv bewertet. Insbesondere die offene, transparente Gestaltung der Cluster überzeugt im Entwurf, allerdings kann die Transparenz je nach Förderschwerpunkt (z.B. bei Wahrnehmungsproblemen) auch negativ wahrgenommen werden. Sehr positiv werden die Waldklassenzimmer bewertet, welche den Übergang zwischen Innen und Außen fließend aufweiten.

Die Therapie-, Sport- und Fachräume sind nur über eine zentrale Aufzugsanlage im zweiten Erdgeschoss auf Schulgartenebene erreichbar. Der direkte Außenbezug bietet den Schüler*innen die Möglichkeit barrierefrei in verschiedene Außenbereiche zu gelangen. Diese sind allerdings dezentral angeordnet und bieten wenig zusammenhängende Flächen.

Die Verwaltung sitzt im Obergeschoss und ist für die Schüler*innen aus Nutzersicht eher zu weit entfernt. Hier wäre eine zentralere Lage in der Nähe des Haupteingangs wünschenswert.

Die Hol- und Bringsituation im vorderen Bereich des Gebäudes funktioniert nur eingeschränkt. Der aktuell skizzierte Ablauf funktioniert noch nicht. Die Qualität der Fläche zur Nutzung als Pausenhof wird im Entwurf ebenso noch nicht differenziert dargestellt. Hier wünscht man sich eine ebenso feinfühlige Gestaltung wie im Innenbereich des Gebäudes, die sowohl der Hol- und Bringsituation gerecht wird, aber auch der sicheren Aufenthaltsqualität der der Schüler*innen dient.

Statt der geforderten 20 Differenzierungsräume finden sich im Entwurf lediglich 16. Hier könnte die Stärke der Gebäudekubatur gleichzeitig eine Schwäche sein, da es nicht ohne weiteres möglich erscheint, fehlende Räume des Raumprogrammes ohne Auswirkungen auf das Gesamtkonzept zusätzlich abbilden zu können. In diesem Zusammenhang fehlen auch Großteile der Technikflächen. Eine weitergehende Prüfung ist hier erforderlich.

Durch die geschickte Gebäudekonzeption ist es den Verfasser*innen gelungen, das Gebäude barrierefrei abzubilden. Auch die Entfluchtung des Gebäudes im Bereich der beiden Erdgeschosse erfolgt barrierefrei über den direkten Ausgang ins Freie – z.T. über barrierefreie Fluchtbalkone. Der Verwaltung im OG fehlt jedoch ein zweiter barrierefreier Rettungsweg.

Der Entwurf arbeitet mit sehr großzügigen Verkehrs- und Bewegungsflächen, die zu Lasten des geforderten Raumprogrammes gehen. Die Lufträume bieten eine angenehme Architektur – für viele Förderschwerpunkte kann die hieraus resultierende visuelle und akustische Lebhaftigkeit des Gebäudes jedoch überfordernd wirken. Die Offenheit des Gebäudes zieht Maßnahmen zur Gewährleistung des Brandschutzes mit sich, Brandschutzverglasungen oder eine Sprinklerung werden die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs absehbar belasten. Aufgrund der sehr reduzierten Plandarstellungen werden auch Konstruktionsflächen vermisst, so dass im weiteren Planungsverlauf mit deutlichem Flächenaufwuchs zu rechnen ist. In Bezug auf die Kompaktheit liegt die Arbeit im oberen Bereich.

Der von den Verfassern ermittelte geringe Gesamtfensterflächenanteil und die mittleren bis hohen Raumtiefen infolge der Auskragungen mindern den Tageslichteintrag ins Gebäude. Auch sind die Schalträume im Bezug zur Tageslichtverfügbarkeit zu prüfen, da die vorgeschaltete Loggia einschränkend wirkt. Zu den Themen natürliche Belüftung und Nachtluftkühlung werden wenige Aussagen gemacht und sind teilweise unklar. Durch die Ausbildung einer Holzhybridkonstruktion liegt der Anteil nachwachsender Rohstoffe im mittleren Bereich. Der geringe Endenergiebedarf und die mittlere potenzielle Eigenstromdeckung lassen geringe Energiekosten erwarten.

Abschließend lässt sich feststellen, dass der Entwurf sehr gute Qualitäten im Erdgeschoss in Bezug auf Raumbezüge, Sichtachsen und die Wechselbeziehungen zwischen Innen- und Außenraum hat, gleichzeitig aber noch Verbesserungsbedarf in Bezug auf die Geschossverbindungen (zweigeschossiges Foyer) besteht. Insgesamt bleibt die Entwurfsdarstellung leider sehr im Schematischen; hier hätte man sich deutlich mehr Aussagekraft gewünscht.
Innenperspektive

Innenperspektive

Modell

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Ankauf 7 / 7