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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Neubau Kindertagesstätte Lindenstraße in Hirschlanden Ditzingen

1. Preis

Preisgeld: 23.000 EUR

walter huber architekten gmbh

Architektur

k3 LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Städtebau

Die neue Kita wird als 3-geschossiger Baukörper geplant. Der winkelförmige Baukörper nimmt die Raumkanten der Umgebung auf und ist wie eine Puzzelstück in den zu erhaltenden Baumbestand integriert. Der Baukörper fügt sich sensibel in die Umgebung ein. Es entsteht ein spezifisches Gebäude das Typus, Topos und Tektonik in Einklang bringt und daraus sein Selbstverständnis bezieht.
Durch die Gebäudeform und Verortung im nördlichen Grundstücksteil entstehen 2 Freibereiche. Der geschützte Hortus dem Gebäude direkt zugeordnet bildet den Spielbereich für die unter 3-jährigen. Der südliche naturnahe gestaltete Bereich ist für die über 3-jährigen bestimmt.

KITA

Ankommen
Der Vorplatz an der Ecke Blumenstrasse / Lindenstrasse bildet die neue Adresse der Kita. Unterstützt durch den Gebäudeeinschnitt entsteht ein geschützter Vorbereich der ein sicheres Ankommen ermöglicht.

Gebäudestruktur / Erschliessung
Im Erdgeschoss sind die Allgemeinräume und die U3-Gruppe angeordnet. Essraum und Mehrzeckraum lassen sich je nach Bedarf zusammenschalten und ermöglichen so unterschiedliche Nutzungen vom Rumtollen bis zum Kindergartenfest. Durch die offene und transparente Gestaltung entsteht ein fliessender Übergang in den Aussenbereich.

Obergeschoss
Die Gruppenräume mit direkt zugeordneten Nebenräumen sind modulartig organisiert. Die gleichwertige Anordnung aller Gruppenräume erzeugt ein hohes Mass an Flexibilität. Durch das Wechselspiel aus geschlossenen und transparenten Räumen entsteht eine offene Atmosphäre. Den Gruppenräumen sind offene Spielterrassen angegliedert. Diese dienen als zusätzlicher Freibereich mit hohem Aufenthaltscharakter sowie als 2. Fluchtweg.

Wohnen
Die Erschliessung der Wohnungen im 2. Obergeschoss erfolgt über einen Laubengang. Grosszügige Aufweitungen (Hof) sorgen für Privatheit und erweiterten Wohnraum. Die Struktur der Wohnungen ist flexibel und lässt sich durch Zuschalten von Räumen anpassen. Das Resulat ist innerhalb einer einheitlichen Struktur unterschiedliche Wohnungsgrössen zu ermöglichen.

Architektur/Ausdruck
Das Gebäude mit seiner klassischen Formensprache fügt sich in die umgebende Bebauung ein, ohne auf einen eigenständigen Charakter zu verzichten. Unterstützt wird dies mit seiner architektonischen Ausprägung und Materialwahl. Die sachliche, unaufgeregte, aus der Logik des Holzbaus abgeleitete Einfachheit bestimmt die äußere und innere Anmutung des Gebäudes.

Die Aussenansichten vermitteln eine spannungsreiche und einladende Anmutung. Mehrschichtige und feingliedrige Fassaden der Gruppenräume, grosszügige Fensterflächen und geschlossene Fassaden mit vertikaler Holzverschalung geben dem Gebäude Identität.

Getreu dem Motto „keep it simple” entsteht durch die Kompaktheit und einfache Bauweise mit immer wiederkehrenden Bauteilen und dem Verzicht auf aufwändige Konstruktionen und Haustechnik ein wirtschaftliches Gebäude sowohl im Bau als auch im Betrieb.

Freianlagen
Durch die intelligente Formensprache des Gebäudes entsteht eine harmonische Verbindung zur Umgebung und ein großzügiger Freiraum, der vor allem den Baumbestand berücksichtigt und eine natürliche Atmosphäre bewahrt. Der Eingangsbereich wird mithilfe von Sitzbänken zu einer kommunikativen Hol-Bring Zone. Um den Kindern einen vielseitigen und interaktiven bespielbaren Raum zu bieten, wird mithilfe von Sitzstufen der Höhenunterschied im Gelände abgefangen. Daraus resultierend fügt sich die Gliederung zwischen dem U3 und Ü3 Bereich wie selbstverständlich in das Gelände ein.

Gebäudenah sind für den Hort Terrassenbereiche vorgesehen, die sich dann in den Freiraum entwickeln. Die großzügige Spielzone ist speziell auf die Bedürfnisse der U3 Kinder zugeschnitten.
Der Übergang zum Ü3 Spielbereich ist durch die Sitzstufen und eine Hangrutsche funktional eingebunden. Eine Terrasse lädt, zum Verweilen im Freien ein, während der weiträumige Spielbereich eine freie Entfaltung der Persönlichkeit fördert. Hier haben die Kinder nun viel Platz zum Rennen, Toben und können ihre Motorik sowie die Sinne schärfen.
Auf der Dachterrasse befindet sich ein Sitzbereich für künstlerische Aktivitäten, der die kreative Entwicklung der Kinder fördert. Zudem gibt es Hochbeete, in denen die Kinder gärtnern können, sowie eine EPDM Fläche, die zum Turnen, Spielen und Toben einlädt. Zusätzlich sind auch intime Räume angedacht, die Orte zum Verstecken (Weidentipis, Weidentunnel) entspannen und ausruhen anbieten.
Das Grünkonzept ist so ausgelegt, dass die verschiedenen Jahreszeiten wie buntes Blattwerk und Blühphasen für Groß und Klein erlebbar gemacht werden. Natürliche Materialien, die auch zum Basteln (Kastanien, Eicheln) dienen können, fördern ebenfalls den Umgang mit der Natur. Diese vielfältigen Elemente schaffen eine anregende Umgebung, in der die Kinder spielerisch lernen und sich entfalten können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser:innen schlagen für die neue Kindertagesstätte einen winkelförmigen Baukörper an der Nordwestecke des Grundstücks mit baukörperlichem Schwerpunkt auf dessen Nordseite vor. Damit kann im geschützten und gut proportionierten Freibereich ein großer Teil des erhaltenswerten Baumbestandes gehalten werden. Der direkt vor dem Gebäude liegende Freibereich für die kleinen Kinder wird durch die großkronigen Bäume vor Sonne geschützt und der südlich anschließende Bereich kann naturnah gestaltet werden.

Ein Rücksprung im Gebäude formuliert den Eingangsbereich der Kita. Über einen kleinen Vorplatz betreten die Kinder das zentrale Foyer, das zugleich Ausblick in den Garten bietet. Mehrzweckraum und Mensa lassen sich für vielfältige Nutzungen zusammenschalten. Der Freibereich kann bei schönem Wetter für das Essen mitgenutzt werden. Anlieferung, Leitung und Elternsprechzimmer liegen gut erreichbar an der richtigen Stelle.

Der Bereich für die kleinen Kinder kann durch die Geometrie des Gebäudes separiert werden. Durch die angebotenen Fluraufweitungen sind die Bereiche für U3 und Ü3 auch autark als qualitätvolle Einheiten erleb- und nutzbar. Die Versorgung der tiefen Gruppenräume mit Tageslicht sollte überprüft werden.

Im Obergeschoss können die Kinder die Dachfläche des eingeschossigen Gebäudeflügels als Spielfläche nutzen - als Auftakt eines schönen Rundwegs für die Kinder in den Gartenbereich. Ein vorgelagerter Balkon dient als direkte Verbindung aller Gruppenräume in den Garten. Die Entfluchtung aller Aufenthaltsräume der Nordseite ist noch nachzuweisen.

Das Gebäude ist klar strukturiert und basiert in der Logik der Holzkonstruktion auf einem einheitlichen Gebäuderaster. Auch das Wohnen im zweiten Obergeschoss folgt diesem Prinzip. Die Erschließung der Wohnungen von der Nordseite führt auf einen Laubengang mit Ausweitungen. Mit einem Aufzug können beide Bereiche bedient werden. Die Vorbereiche der Wohnküchen sind über einen Dachausschnitt belichtet und lassen einen qualitätvollen privaten Vorbereich entstehen. Die nach Süden orientierten Wohn- und Schlafräume mit vorgelagertem Balkon sind sehr knapp dimensioniert. Eine großzügigeres Raumangebot wäre hier wünschenswert.

Die Gestaltung der Fassaden folgt zwar differenziert den unterschiedlichen Nutzungen, führt aber in der Jury zu einer kontroversen Diskussion. Das Preisgericht sieht hier ein erhebliches Steigerungspotenzial was Ordnung und Gliederung angeht. Das mit dem Entwurf vorgeschlagene Gesamtbild ist unausgewogen und wurde deutlich kritisiert. In Teilen wirkt die Fassade zur umgebenden Bebauung zu geschlossen.

Die Arbeit liegt aufgrund ihrer Flächeneffizienz und der daraus resultierenden niedrigen Flächenund Volumenzahlen im günstigen Bereich.

Der Entwurf ist konsequent auf einem holzbaugerechten Raster unter dem baulich-konstruktiven Motto «keep it simpel» aufgebaut. Der Rückbaubarkeit und der weitgehenden Vermeidung von Klebstoffen wird ein hoher Stellenwert eingeräumt. So sind Wandaufbauten und der Aufbau der Geschossdecken mit Diagonalschalungen als Ersatz der heute üblichen Holzwerkstoffplatten ausgebildet. Raumseitige Lehmbauplatten an den Aussenwänden und Lehm-Heizestriche im Fussbodenaufbau sorgen für ein verbessertes Raumklima.

Weitgespannte Decken mit bis zu 7.90 m Spannweite erfordern leistungsfähiges Holzbausysteme. Die vorgeschlagene Balkendecke wird dem nicht gerecht. Hier ist insbesondere die notwendige Kompaktheit hinsichtlich der Einhaltung der FFH von 7.00 m zu berücksichtigen.

Die Auskragung der Obergeschosse im Eingangsbereich wird selbstbewusst als gelöst dargestellt. Wandartige Träger und eine zusätzliche Abstützung im Aussenbereich werden als hilfreicher Lösungsansatz gewertet.

Leider liegt die Aussentragachse des Obergeschosses ausserhalb der Gebäudehülle. Hier sind die Tragenden Stützen bewittert. Dies ist nicht akzeptabel. Eine neue Lösungsansatz zur Abtragung der Vertikallasten muss hier gefunden werden.

Auch bei den vorgestellten Balkonen und Vordächer muss der bauliche Holzschutz überprüft und die Materialwahl überdacht werden.

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine städtebauliche Setzung und innenräumlichen Qualitäten und bietet den Kindern ein vielfältiges Angebot. Für die Wohnungen schlägt die Arbeit eine intelligente Typologie vor, deren Dimensionen aber noch zu überprüfen sind.
Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 02

Abgabeplan 02

Abgabeplan 03

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