modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 05/2024

Aufstockung und Sanierung von Wohngebäuden in Nürnberg

Blick in den Wohnhof

Blick in den Wohnhof

ein 2. Preis

Preisgeld: 17.500 EUR

raum.land architekten und stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Valentin Maier Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

Sting Planungsbüro GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Die vorgefundene freiräumliche Situation zwischen den Zeilen zeichnet eine geringe Akzeptanz und Nutzung ab, weist jedoch auch einige Potentiale auf, die durch verschiedene Interventionen eine Neuordnung sowie eine Aufwertung der Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit der Fläche erlauben.

Zur Zollhausstraße hin werden die Höfe mit einer Lärmschutzwand begrenzt und vom Straßenlärm abgeschirmt. Diese weicht Bestandsbäumen aus, integriert das Müllhäuschen und wird hofseitig begrünt. Am Gensfelderweg erfahren die vorhandenen Gargagengebäude eine Umnutzung und bespielen mit ihren neuen Funktionen den Hof mit. Zwischen den beiden Begrenzungen spannt sich der grüne Hof auf, der neben Gemeinschaftsterrasse und Spielbereich eine Rasenfläche zur individuellen Aneignung bietet. Vereinzelt werden an geeigneten Stellen weitere Bäume eingestreut, um ausreichend natürliche Verschattung und eine angenehme Atmosphäre zu generieren. Entlang der Südfassaden erstreckt sich in geschwungener Form das Biodiversitätsband, eine intensiv artenreich bepflanzte Zone, die in Kombination mit einigen Hügeln einerseits einen Filter zu den angrenzenden Loggien der unteren Geschoße bildet und zudem in ihren Buchten Mulden einbettet, die bei trockener Witterung als Entspannungszonen mit Liegen ausgestattet sind. Zeitweise kann sich hier, wie auch in der südwestlichen Retentionsmulde, bei Starkregen Wasser einstauen und versickern bzw. verdunsten.

Der Erschließungsweg entlang der Nordfassade wird in seiner Lage erhalten, jedoch durch einen Belag mit Fugenanteil ersetzt, welcher zur Rasenfläche hin in ein Rasenfugenpflaster übergeht, sodass der Versiegelungsanteil im Hof auf das erforderliche Minimum reduziert wird. Die Grünflächen werden artenreich und standortgerecht bepflanzt. Die Fassaden der Treppenhäuser werden begrünt und so in ihrer Vertikalität untermalt. Ausreichend Fahrradständer finden sich entlang der Wege an geeigneten Stellen.

Neben den Höfen spielen auch die Dächer eine wichtige Rolle. Die Garagen und Müllhäuschen erhalten ein extensives Gründach in Leichtbauweise. So tragen sie zur ökologischen Aufwertung bei und verschönern durch ihr Grün den Anblick des Hofes aus den oberen Geschoßen. Die Dächer der Wohngebäude werden ebenfalls begrünt und mit einem Retentionsdach ausgestattet, welches Regenwasser in Gänze zurückhält. Der Überschuss wird zeitverzögert abgeleitet und in Mulden im Biodiversitätsband eingespeist, wo es sowohl pflanzenverfügbar ist und über die Biomasse verdunstet wird als auch versickern kann. Ein weiterer Teil des Dachwassers wird in einer Zisterne gespeichert und steht somit zur Bewässerung des Gartens in Trockenperioden zur Verfügung.

Die Dächer der beiden Parkhäuser werden gleichermaßen in das grüne Bild des neuen Quartiers eingebettet, zugleich aber auch für die gemeinschaftliche Nutzung ausgestattet. So werden auf dem nördlichen Parkdeck künftig neben einem Saum aus artenreicher, retentionsfähiger Dachbegrünung Flächen zum Gärtnern etabliert werden. Das Angebot wird ergänzt durch Arbeitstische unter einer schattenspendenden Pergola und einem kleinen Gewächshaus. Überschüssiges Dachwasser wird in einer Zisterne gespeichert und zum Bewässern der Gemüsegärten genutzt. Das östliche Dach bietet mit einem Streetballfeld Raum für sportliche Betätigung und lädt unter einer schattenspendenden Pergola zum Verweilen und Pausieren ein. Auch hier wird die Nutzung in ein breites und artenreiches Vegetationsband eingebettet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine zweigeschossige Aufstockung mit einer kleinen Abstaffelung im südöstlichen Bereich vor. Die Erschließung der neuen Geschosse wird geschickt an und in das Bestandsgebäude integriert, damit wird eine zusätzliche Inanspruchnahme der wertvollen Hofflächen weitestgehend vermieden. Der Vorschlag, an den Südwestenden neue Treppenhäuser und Aufzüge
anzuordnen, überrascht und bietet einige Vorteile. So mag es gelingen, dem Quartier und den Einzelgebäuden neue Adressen zu geben. Dadurch ist es auch möglich, im Außenraum alle vier Gebäude neu zu verbinden, eine neue Achse wird aufgespannt. Dies könnte ein identitätsstiftender Beitrag sein, der durch den kleinen Nachteil verknüpft ist, dass einzelne Fenster verlegt werden müssten. Andererseits besteht die Möglichkeit, diesen Wohnungen einen Anschluss an den neuen Aufzug zu bieten. Bemängelt wird jedoch, dass alle weiteren Bestandswohnungen eine barrierefreie Erschließung verwehrt wird.

Die Gestaltung der Baukörper ist klar und zurückhaltend, die neuen Fassaden zeugen von einer hohen Sensibilität, sie wirken feinsinnig und voller Respekt gegenüber dem Bestand. Die neuen Kopfbauten und die zweigeschossige Aufstockung ergänzen den Bestand in einer wohltuend selbstverständlichenWeise und differenzieren die Baumassen. Höhenstaffelung und Rücksprünge tragen zu einer guten Maßstäblichkeit bei. Die Konstruktion und Materialwahl erscheint plausibel und nachvollziehbar, die Chancen, die eine zweiseitige Orientierung bieten, werden weitgehend genutzt. Die Wohnungsgrundrisse sind klar und gut strukturiert, Individualräume zum Laubengang werden grundsätzlich vermieden. Negativ anzumerken ist die Länge des Laubenganges, der in Teilen auf seine
Erschließungsfunktion reduziert wird. Die Möglichkeit der Anordnung eines zweiten Aufzuges sollte geprüft werden. Positiv ist das Angebot an Gemeinschafts- und Kommunikationsflächen, sowie die großzügigen und wohnungsnahen Abstellräume.

Neben den Terrassen werden im Bereich der Aufstockung auch Pflanzflächen angeboten, diese könnten, sofern sie deutlicher und konsequent weiterentwickelt werden, einen Beitrag zur Durchgrünung leisten. Die Eingriffe in den Bestand beschränken sich weitgehend auf die Erweiterung der Loggien und auf das Angebot zusätzlicher Schallschutzmaßnahmen. Der Mehrwert für das Bestandsquartier liegt insbesondere in der Adressbildung, der weitgehend barrierefreien Erschließung und der Aufwertung der Freiflächen. Die neue Parkierung ist dezentral als jeweils zweigeschossige Quartiersgarage mit dem Angebot von gemeinschaftlich nutzbarer Urban Gardening Flächen vorgeschlagen, ein sympathisches Konzept mit wirtschaftlichen Vorteilen.

In Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist das Motto: Low Tech. Das vorgeschlagene Energiekonzept ist nachvollziehbar, bedarf jedoch einer Konkretisierung.

Obwohl der Entwurf sich hinsichtlich Wohnflächengewinn im untersten Bereich aller Arbeiten bewegt, was u.a. durch die städtebaulich wünschenswerte Staffelung und die Einbeziehung der Laubengänge in den Fußabdruck des Bestandsgebäudes zu erklären ist, sollte auf Grund der klaren und disziplinierten Struktur eine wirtschaftliche Umsetzung möglich sein.

Insgesamt stellt der Entwurf einen sehr guten und entwicklungsfähigen Beitrag zur Lösung der Aufgabe dar.

Freianlagen:
Die Schallschutzmauer zur Zollhausstraße ist ein gelungener Vorschlag zur Abschirmung des Verkehrslärms und Schaffung von Gartenhöfen, die der halböffentlichen Nutzung durch die Anwohner vorbehalten bleibt, jedoch muss die Lage und Konstruktion der Mauer hinsichtlich des Baumbestandes eingehend überprüft werden. Der Umbau und die Umnutzung der Garagengebäude zu gemeinschaftlich genutzten Räumen mit Terrassenflächen zum Garten und zum Gensfelderweg findet die Anerkennung des Preisgerichts. Hinsichtlich ihrer Größe und Form sind sie jedoch verbesserungsfähig. Der Entwurf lässt nicht eindeutig erkennen, ob die dezentral angeordneten Fahrradstellplätze überdacht sind. Die Aussagen zu den Fahrradstellplätzen müssen konkretisiert werden.
Die Entsiegelung von Erschließungsflächen und Feuerwehrzufahrten ohne Funktionseinbußen sind begrüßenswert.
Die vorgeschlagenen Staudenflächen an den Südseiten der Gebäude sind fachlich und funktional richtig angeordnet, weil sie ausreichend besonnt werden und eine gute Abschirmung der Erdgeschoßwohnungen bewirken.
Die im Erläuterungstext genannten Rasenmulden zum Wasserrückhalt sind denkbar, jedoch muss deren Dimensionierung und Gestalt bei einer weiteren Bearbeitung genauer dargestellt und nachgewiesen werden.
Begrünte Fassadenabschnitte und Biodiversitätsdächer stellen eine gelungene Ergänzung der
räumlichen Vegetationsstrukturen aus Bestandsgehölzen und Baumneupflanzungen dar.
Lageplan

Lageplan

Material + Konstruktion

Material + Konstruktion