modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Verhandlungsverfahren | 03/2024

Planungsleistung SĂ€belfechthalle mit Schwimmbad und Einfeldsporthalle

Zuschlag

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

ErlÀuterungstext

StÀdtebauliche Idee
Das Kloster stellt sich als Gesamtensemble durch seine Architektur und die Freianlagen im Kontext mit den angrenzenden Landschaftsschutzgebiet und Feldern als ein besonderer Ort dar. Betritt man das Areal ĂŒber die barocke Pforte, welche von einer Baumallee begleitet wird, gelangt man in einen Klosterbereich, welcher sich von der Umgebung in seiner Wahrnehmung stark differenziert und eine spannende introvertierte Kulturlandschaft im rĂ€umlichen Kontext darstellt. Durch das Norbert-Gymnasium mit seiner bestehenden Sporthalle sowie dem Internat fand innerhalb dieses historischen GefĂŒges eine nachtrĂ€gliche bauliche Erweiterung statt.
Die rĂ€umliche Leitidee fĂŒr den Entwurf beschĂ€ftigt sich in diesem Kontext mit einem neuen Ensemble aus Bestand, der neuen SĂ€belfechthalle, der Schwimmhalle sowie der Einfeldsporthalle. Durch die vorgeschlagene Körnigkeit mit einem gemeinsamen Sockel und begrĂŒnten Innenhöfen entsteht eine rĂ€umliche Beziehung zwischen dem Neubau, der bestehenden Schullandschaft und dem historischen Kloster. Im Zentrum der unterschiedlichen Architekturen entsteht ein gut proportionierter und gefasster Raum. In seiner MaterialitĂ€t spielt der Neubau mit seiner detaillierten, zeitgenössisch hellen Ziegelfassade mit der bestehenden MaterialitĂ€t der Schule. Gestaltungsabsicht ist hier, das Neue reprĂ€sentativ ablesbar zu halten und zugleich eine Verbindung mit den Bestand zu schaffen, damit das Ensemble innerhalb seines GefĂŒges gestĂ€rkt wird.
Die SĂ€belfechthalle ist dabei im nördlichen GrundstĂŒcksbereich positioniert und erhĂ€lt einen reprĂ€sentativen Eingang im Osten. Über einen ĂŒberdachten Bereich betritt man einen Vorhof der in das GebĂ€ude leitet. Vom östlichen Parkplatz kommend, erreicht man die SĂ€belfechthalle ĂŒber den ausgebauten nördlichen Weg entlang des Pletschbachs. Hier sind auch die barrierefreien StellplĂ€tze angeordnet. Eine weitere Option bildet die fußlĂ€ufige Durchquerung ĂŒber die bestehende Wegeverbindung durch die Obstbaumplantage. Entlang der AußensportflĂ€che gelangt man auch hier zum Haupteingang des GebĂ€udes.
Die ebenerdig liegende Schwimmhalle und die darĂŒberliegende Einfachsporthalle erhalten ihren Eingang im sĂŒdlichen Bereich und können hier auf kurzem Weg vom Gymnasium erreicht werden.
Architektur
Die Neubauten erhalten eine differenzierte Fassade aus hellen Ziegeln in Anlehnung an den Bestand, um das rĂ€umliche Ensemble zu stĂ€rken. Durch unterschiedliche Ausrichtung der Ziegel im Sockelbereich und einer lisenenartigen AusprĂ€gung im oberen GebĂ€udeteil entsteht eine filigrane detailreiche Gestaltung. Im Kontext zur historischen Bebauung entsteht dadurch ein feinsinniges und erhabenes Wechselpiel der MaterialitĂ€ten und der Körnigkeit der Baukörper, welches sich fĂŒr Ankommende bereits in der Sichtachse auf das Kloster aus nordöstlicher Richtung erschließt.
Im Sockelbereich befinden prĂ€zise eingelassene Fensterausschnitte, welche Ein- und Ausblicke in die unterschiedlichen Funktionsbereiche zulassen. Die SĂ€belfechthalle erhĂ€lt ebenfalls einen markanten Einschnitt in der Nordseite, hin zum begrĂŒnten Freiraum in Richtung Pletschbach. Bei Bedarf verfĂŒgt diese zusĂ€tzlich ĂŒber einen blickdichten innenliegenden Blend/Sichtschutz. Alle anderen Fensterbereiche erhalten zudem einen außenliegenden Sonnenschutz.

Innere ErschließungsablĂ€ufe SĂ€belfechthalle
Die neue SĂ€belfechthalle wird ĂŒber eine reprĂ€sentative, portalartige Situation im östlichen GrundstĂŒcksbereich erschlossen. Über den begrĂŒnten Vorhof gelangt man in ein großzĂŒgiges Foyer. Hier erhĂ€lt man durch die angebotene Verglasung eine schöne Blickbeziehung zur SĂ€belfechthalle. Direkt an das Foyer schließen der Seminarbereich, Aufenthaltsbereiche und BĂŒrorĂ€ume an. Entlang des Erschließungsflures sind die notwendigen NebenrĂ€ume (Videoraum, Analyse etc.) zur SĂ€belfechthalle hin angeordnet. Optional kann von dem Flurbereich aus auch das Foyer der Schwimm- und Einfeldsporthalle bei Bedarf flexibel angeschlossen werden. Am Ende dieses Flures befinden sich der Kraftraum und der Multifunktionsraum, welche sich zum 2. Innenhof durch eine Verglasung öffnen. Die SĂ€belfechthalle erhĂ€lt an dieser Erschließungsachse und im Foyerbereich ihre ZugĂ€nge. Die UmkleiderĂ€ume, Trockenraum, Waffenkammer, Saunabereich und sonstige Nebenfunktions- und TechnikrĂ€ume werden kompakt im Untergeschoss ĂŒber ein zentral im Foyer angeordnetes Treppenhaus erreicht.
Innere ErschließungsablĂ€ufe Schwimm- und Einfeldsporthalle
Die Schwimm- und Einfeldsporthalle erhalten einen gemeinsamen Eingang im sĂŒdlichen GrundstĂŒcksbereich. Im zentralen Foyer hat man durch die vorgeschlagene Verglasung einen schönen rĂ€umlichen Bezug zur Schwimmhalle. An das Foyer schließen die kompakt angeordneten Umkleiden, Duschen und SanitĂ€rbereiche sowie ein Treppenhaus mit Fahrstuhl an, welches die Einfeldsporthalle mit ihren NebenrĂ€umen im Obergeschoss erschließt. Zur Belichtung der Sporthalle sind Oberlichter vorgesehen.

Freiraum
Die beiden, dem Ensemble gewidmeten Innenhofsituationen haben unterschiedliche GestaltungsansĂ€tze. Der Vorhof zur SĂ€belfechthalle hat einen reprĂ€sentativen Charakter. In einer NatursteinflĂ€che befindet sich hier ein intarsienartig eingelassener Cortenstahlring mit einem Bodendecker als Bepflanzung (ImmergrĂŒn/Alba weiß) sowie einem Ahornbaum als SolitĂ€rgehölz.
FĂŒr den, dem Multifunktions- und Kraftraum zugeordneten Innenhof, ist eine RasenflĂ€che mit japanischen Zierahorngehölzen angedacht. Dieser Freiraumbereich lĂ€dt zum Verweilen, Yoga im GrĂŒnen, Meditation etc. ein.
Das neu anzuordnende Ersatzspielfeld wird im östlichen Bereich vorgeschlagen, wo es sinnvoller Weise die bestehenden SportflÀchen ergÀnzt.
Die DachflĂ€chen sollen extensiv begrĂŒnt werden und bieten zudem AufstellflĂ€chen fĂŒr Photovoltaikelemente.
Zur Versickerung des Niederschlagswassers werden Mulden und Versickerungsanlagen auf dem Areal vorgesehen.

 
Nachhaltigkeitsaspekte

Konstruktion, Materialwahl, Fassade
Die Konstruktion des Neubaus ist in Hybridbauweise geplant, dabei sind das Untergeschoss und die AußenwĂ€nde als Stahlbetonbauteile angedacht. Die GebĂ€udeaussteifung erfolgt ĂŒber die Erschließungs- und Technikkerne sowie die scheibenartig ausgefĂŒhrten DachflĂ€chen.
Die Dachkonstruktionen sind als Holz-Beton-Verbunddecken vorgesehen, wobei die weit gespannten Dachkonstruktionen der Hallen aus einem sichtbaren Tragwerk mit BSH-VollwandtrÀgern (PrimÀr- und SekundÀrtrÀger) besteht. Die Anordnung der Oberlichter und die vorgesehenen PV-Elemente folgen der Tragstruktur der DÀcher.
Die Decke ĂŒber dem Schwimmbad ist als Stahlbetonkonstruktion geplant, um die Lasten der darĂŒber angeordneten Turnhalle sicher aufnehmen zu können. Unterseitig wird die Schwimmbaddecke mit einer raumakustisch wirksamen HolzoberflĂ€che (z.B. aus Lignotrend) bekleidet.
Die Gliederung der Fassade ist aus dem Konstruktionsraster abgeleitet.
Die FassadenflĂ€chen sind hochgedĂ€mmt und werden mit einer hinterlĂŒfteten Ziegelvorsatzschale bekleidet.
Der helle Ziegel orientiert sich dabei an bereits bei der Nachbarbebauung zur Verwendung gekommene Materialien. Im Zuge einer kĂŒnftigen Fassadensanierung der Bestandssporthalle, ist die Verwendung des gleichen Materialkanons wĂŒnschenswert, um den Sporthallenstandort auf dem Areal als Gesamt-GebĂ€udeensemble abzubilden.
Die InnenrĂ€ume sind durch einen Materialwechsel aus SichtbetonoberflĂ€chen, hell lasierten HolzflĂ€chen und Glas geprĂ€gt. Im Zusammenspiel mit hellen BodenbelĂ€gen und einem abgestimmten Farb-Materialkonzept entstehen lichtdurchflutete RĂ€ume, die sowohl eine einfache Kommunikation, als auch konzentriertes Trainieren und Arbeiten im GebĂ€ude unterstĂŒtzen. In den InnenrĂ€umen angeordnete Fenster und GlasflĂ€chen schaffen Transparenz und einen attraktiven, kommunikativen Trainingsort.
Alle FensterflĂ€chen erhalten einen außenliegenden Sonnenschutz, die Oberlichter können von innen verschattet werden.
Zur SchalldĂ€mpfung werden Lignotrend-OberflĂ€chen vorgeschlagen die sich mit hell lasierten HolzoberflĂ€chen in den Materialkanon einfĂŒgen.
GrundsĂ€tzlich sollen Materialien dort eingesetzt werden, wo es sinnvoll/wirtschaftlich ist. Zur Verwendung kommen schadstofffreie Materialien, die am Ende des Lebenszyklus sortenrein trennbar sind. Dabei werden die Materialien in die Kategorien – kompostierbar, wiederverwendbar, weiterverwendbar, energetische Verwertung – deklariert.
 
Ökologisch-energetisches Konzept
Analog zum GebÀudekonstruktionskonzept, bei dem die Materialien dort eingesetzt werden, wo es sinnvoll/wirtschaftlich ist und sowohl die Vorteile des Massivbaus als auch die des Holzbaus genutzt und miteinander kombiniert werden, basiert auch das Haustechnikkonzept darauf, bei minimiertem Einsatz technischer Systeme eine hohe Gesamteffizienz zu erreichen (Low-Tech vor High-Tech).
Das GebÀude ist so konzipiert, dass es CO2-neutral betrieben und mit lokalen, bzw. erneuerbaren Energien versorgt wird. Auf der Basis - Verwendung kreislauffÀhiger Materialien und Baustoffe, Energieeffizienz und Low-Tech kann ein nahezu klimaneutrales GebÀude realisiert werden, welches einen vorbildlichen Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Folgende Parameter sind zugrunde gelegt

‱ Hybrid-Konstruktion mit hohem Vorfertigungsgrad
‱ Verwendung recyclingfĂ€higer und natĂŒrlicher Baustoffe
‱ sehr gut gedĂ€mmte GebĂ€udehĂŒlle
‱ robuste und nachhaltige FassadenoberflĂ€chen
‱ begrĂŒnte DachflĂ€chen
‱ gute und gleichmĂ€ĂŸige Tagesbelichtung
‱ optimierter sommerlicher WĂ€rmeschutz durch Außenjalousien
‱ Versickerung des Niederschlagswassers
‱ Gute DurchlĂŒftung des GebĂ€udeensembles aufgrund der Anordnung der Baukörper
‱ Anbindung an das NahwĂ€rmenetz und die weiteren vorhandenen WĂ€rmequellen (BHKW)
‱ Einbindung regenerativer WĂ€rmeversorgungs- und Klimatisierungskomponenten (abhĂ€ngig vom Gesamtkonzept)
‱ Einsatz von Photovoltaik und optional Solarthermie
‱ Einsatz effizienter Anlagenkomponenten mit WĂ€rmerĂŒckgewinnung
‱ optional NachtauskĂŒhlung / Nutzung der Massivbauteile als Speichermasse

Die Herstellung des GebĂ€udes mit einem hohen Vorfertigungsgrad lĂ€sst eine wirtschaftliche Errichtung des Bauwerks erwarten. Die vorgesehene Zertifizierung gem. BNB in „Silber“ dokumentiert den Nachhaltigkeitsanspruch an den Neubau.

AuszĂŒge aus dem Preisgerichtsprotokoll:
Die Arbeit 01 lebt auf stĂ€dtebaulicher Ebene von einer Ă€ußerst prĂ€zisen EinfĂŒgung der Volumina in ein sensibles Umfeld. Das sehr umfangreiche Raumprogramm wird kompakt und stimmig angeordnet, nahezu alle gewĂŒnschten FunktionalitĂ€ten sind sehr gut erfĂŒllt. Es gibt zwei Adressen – die Turn-/Schwimmhalle sowie die SĂ€belfechthalle –, die sich eigenstĂ€ndig und signifikant abzeichnen. Nach Osten in der Fuge zwischen Sport- und SĂ€belfechthalle, nach Norden in einem eingeschossigen Sockelbauwerk in der Bauflucht der benachbarten vorhandenen Turnhalle. Diese beiden Eingangsbereiche werden einladend und identitĂ€tsstiftend dadurch pointiert, dass kleine Gartenhöfe eingeschnitten werden und damit das FreiflĂ€chenthema des Klosters aufgegriffen wird. Bei sehr guter Volumengliederung des Entwurfs entsteht dadurch eine geschickte Aufteilung. Einerseits mit Sporthalle und Schwimmhalle, die Ă€hnlich große GrundflĂ€chen haben und zu einem hohen Volumen auf der SĂŒd-Ost Ecke zusammengefasst werden, und andererseits die SĂ€belfechthalle, die als eigener Baukörper auf der Nord-West Ecke aufragt. In Summe wird dennoch eine zusammenhĂ€ngende Erdgeschoss-Ebene geschaffen, die fast idealtypisch die Anforderung der SĂ€belfechter abbildet




Die vorgeschlagene Fassadenanmutung und die gewĂ€hlte MaterialitĂ€t werden vom Preisgericht ausdrĂŒcklich gewĂŒrdigt. Der helle Klinker fĂŒgt sich ĂŒberzeugend in das Klosterensemble ein und verspricht Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. Haltbarkeit und geringe Unterhaltskosten relativieren vermeintlich höhere Erstellungskosten. Es handelt sich um einen wirtschaftlich angemessenen Entwurf, weil er gleichzeitig eine einfache konstruktive FĂŒgung und gute FlĂ€chenkennwerte aufweist. Die gewĂ€hlte Klinkervorsatzschale bietet die Möglichkeit einer bodengebundenen FassadenbegrĂŒnung, die eine sinnvolle ErgĂ€nzung zur gewĂ€hlten DachbegrĂŒnung sein könnte. Die stimmig und kraftvoll gesetzten Fensteröffnungen in den weitgehend geschlossenen Fassaden ĂŒberzeugen, insbesondere auch das BemĂŒhen, mit einer fein plastisch detaillierten Verklinkerung die großen WandflĂ€chen zu gliedern
...

Insgesamt handelt es sich bei der stÀdtebaulichen Setzung und der architektonischen Ausformulierung um einen sehr qualitÀtvollen und wertvollen Wettbewerbsbeitrag
.

Lageplan

Lageplan