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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Neubau Justizzentrum Köln

Anerkennung

Preisgeld: 73.733 EUR

HENN

Architektur

LATZ+PARTNER LandschaftsArchitektur Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Teuber & Viel GmbH

TGA-Fachplanung

Sailer Stepan Tragwerkteam München GmbH

Tragwerksplanung

Görtzen Stolbrink & Partner mbB, Beratende Ingenieure für Brandschutz

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Grundkonzept
Die Kombination aus 5 Gebäuderingen wird durch die diagonale
Justizbrücke geordnet. Es entsteht trotz seiner Teilung in
2 Bauabschnitte ein zusammengehöriges Ensemble. Vor- und
Rücksprünge folgen durch die maßgebende Justizbrücke einer
geordneten Logik, die spannende Außenräume für die Öffentlichkeit
definiert. Norden: hier entstehen 2 Eingangssituationen
für beide BA’s, die sich klar zum Grüngürtel orientieren. Der BA
1 vereint Gerichtssäle u. Staatsanwaltschaft. Der 2.BA kombiniert
das Land- und Amtsgericht.

Für eine maximale Vernetzung mit dem Grüngürtel wird der 1.
BA auf das gleiche Geländeniveau von 51 m angehoben. Somit
ist der Haupteingang ebenerdig u. barrierefrei. Dem zweiten
BA bleibt diese Anpassung (Verkehrserschließung) verwehrt.
Eine großzügige Platzsituation bietet dem Eingang trotz der bestehenden
Tunnelausfahrt genug Raum zum Atmen. Ein sanfter
Geländeverlauf vermittelt zwischen den BA’s. Süd: 3 Rücksprünge
mit Außenräumen für den städtebaulichen Kontext.

Nutzungsverteilung
Die Grundrissstruktur wird durch die Justizbrücke gegliedert
und ermöglicht eine einfache Orientierung für alle Mitarbeiter
und Besucher. Sie schafft ein Gebäude der kurzen Wege. Dieser
Erschließungsweg der Justizbrücke öffnet sich immer wieder
nach außen und schafft Ein- und Ausblicke. Die Diagonale wird
auch in den Untergeschossen als Ordnungsprinzip herangezogen,
um eine Durchfahrung des Gebäudes zu ermöglichen und
gleichzeitig Funktionsbereiche zu gliedern.

Freiraum
Alle räumlichen Barrieren, die Stützmauer und das Parkhaus
werden entfernt und durch topographische Übergänge und
Baumstellungen ersetzt. Perspektivische Bezüge und Wegebeziehungen
ohne Treppenanlagen zwischen Parkanlage, Justizgebäude
und Quartier betten das Gelände in die Raumfolgen
zum Volksgarten ein. Die östlichen Bereiche an Staatsanwaltschaft,
Land- und Strafgerichten wird auf das Parkniveau angehoben.

Die besonderen Qualitäten der Wegeführungen und Raumfolgen
des Quartiers im Süden, werden direkt an das Gebäude
herangeführt und in eine umfassende, zeitgemäße Gestaltung
eingebunden, die vielfältige Treffpunkte für alle Generationen
anbietet. Dazu zählt auch die Anlage attraktiver, ökologisch
hochwertiger Retentionsteiche und Terrassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden der Arbeit 1011 entwickeln den Grundgedanken der 5 Ringe des vorangegangenen städtebaulichen Wettbewerbes weiter. Durch ein Versetzen der Kubaturen entstehen Räume, die eine Verzahnung mit dem Grüngürtel und den südlich angrenzenden Bebauungen bzw. Freiräumen unterstützt. Über eine diagonale „Justizbrücke“ – so wie die Verfassenden diese benennen- werden möglichst kurze Wege angeboten und vor allem eine gute Orientierung gegeben. Über einen Eingangsvorplatz / Foyer gelangen die Nutzenden und Besuchenden über 3 Sicherheitsbereiche in die Sitzungssäle und in die Staatsanwaltschaft. Dieses stellt ein erhöhtes Sicherheitsrisiko und einen verhältnismäßig hohen Mehraufwand durch Wachpersonal dar – aus Nutzersicht wird dieses sehr kritisch gesehen. Insgesamt sind in dem Entwurf gute Innenraumqualitäten und Belichtungen zu erkennen. Die Diagonale erlaubt Blicke in die grünen Höfe und umgebenden Nachbarschaften. Die Fassaden bauen auf ein Raster auf und sollen durch ein leichtes Spiel in den schräg gestellten Elementen mit integrierten Lüftungselementen aufgelockert werden. Dieses gelingt aber nur bedingt und erfüllt in seiner - auch perspektivischen Betrachtung nicht den Wunsch nach einem freundlichen und bürgernahen Justizzentrum. Die größere Geste der Kolonnade leitet nicht zum Hauptzugang - dieser erscheint eher untergeordnet und sollte sich wünschenswerterweise einladend und gut auffindbar darstellen. An der nördlichen Seite des Gebäudeensembles ist ein langgezogener Platzraum vorgeschlagen, der größtenteils bis zur Gebäudekante heranführt. Er übernimmt sowohl Verbindungs- als auch Aufenthaltsfunktionen. Der Platzraum verzichtet weitestgehend auf pflanzliche Intarsien und wirkt daher sehr befestigt. Die Baumstellung versucht den Park auf den Platzraum zu ziehen, überzeugt räumlich jedoch nicht gänzlich. Insgesamt hätte die Aufenthaltsqualität auf dem Platzraum besser herausgearbeitet werden können. Der Übergang Richtung innerer Grüngürtel ist mit einer geschwungenen Kante formuliert. Die im Grundriss weich geshapten Rasenflächen ermöglichen einen guten Übergang der Parkwege auf die Platzfläche und zum Gebäude. Die Arbeit schlägt am Eingangsvorplatz eine Anhebung des Bestandsniveaus um ca. 2 Meter vor. Der verbleibende Höhenunterschied von einem Meter wird über eine Modellierung der Oberfläche mit integrierten Rampen geschaffen. Im Süden sind die Freiräume kleinteilig gestaltet. Es fehlt eine klare Hierarchisierung des Wegesystems, das eine intuitive Orientierung im Raum ermöglichen würde. Kritisch diskutiert werden der sehr hohe Fensterflächenanteil in den Innenhöfen sowie die massiven Elemente zur natürlichen Lüftung in Kombination mit einer Festverglasung. Die Effektivität der Lüftung v.a. vor dem Hintergrund der gewünschten natürlichen Bürobelüftung über Fenster und die Möglichkeit des Ablüftens von Stauwärme ist fraglich. Gleichwohl dies in Bereichen mit Lärmbelastung eine Lösung sein kann, wäre eine höhere Differenzierung notwendig. Die fehlende Kohärenz der vorgeschlagenen Alternativen der Solarisierung in der Fassade mit der dargestellten architektonischen Ausgestaltung in den Ansichten wirft Fragestellungen hinsichtlich der angestrebten Gesamterscheinung auf. Das Gerichtsgebäude wird als Stahlbetonkonstruktion vorgesehen, für alle anderen Gebäudeteile wird eine Holzhybridkonstruktion ab dem 1. Obergeschoss vorgeschlagen. Die Fassade besteht hingegen aus Natursteinen (in Kombination mit PV-Modulen) und könnte ein hochwertiges End-of-Life Szenario abbilden, wenn die Fassade durch eine lösbare Fügung ohne Beschädigung zurückgebaut werden kann. Die Auswahl und der Umfang der Verwendung von Naturstein ist kein explizierter Beitrag zum ressourcenschonenden Bauen mit Reduktion des Treibhausgaspotentials. Die Arbeit stellt einen guten Ansatz in ihrer Struktur dar, jedoch erfordert die inhaltliche Bedeutung und die stadträumliche Lage eine sensiblere Differenziertheit in dem architektonischen Ausdruck.
Außenperspektive - Blick vom Inneren Grüngürtel

Außenperspektive - Blick vom Inneren Grüngürtel

Lageplan

Lageplan

Modellfoto - Blick von Nordosten auf das Justizzentrum

Modellfoto - Blick von Nordosten auf das Justizzentrum