Award / Auszeichnung | 03/2024
nrw.landschaftsarchitektur.preis 2024
©Markus Schürmann
Serpentinenweg | barriere- und diskriminierungsfreier Zugang | 3,5 m Höhendifferenz | artenreiche Staudenpflanzung
Revierparks der Metropole Ruhr - Revierpark Vonderort
DE-46117 Oberhausen, Bottroper Str. 322
Ein Sonderpreis
ST-FREIRAUM Landschaftsarchitekten
Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau, Projektsteuerung
Landschafts- / Umweltplanung
Buteo Landschaftsökologen | Bednarz, Bednarz & Winter GbR
Landschafts- / Umweltplanung
Lichtplanung
Asmus + Prabucki Beratungsgesellschaft mbH
Bauingenieurwesen
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Landschaft und Freiraum
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Projektgröße:
keine Angabe
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 01/2022
Fertigstellung: 09/2023
Projektbeschreibung
Ein Park im Revier - zwischen Denkmalschutz und Ökologie
Der in den 1970ger Jahren errichtete Revierpark Vonderort wurde im Sinne einer ökologischen Aufwertung revitalisiert und barrierefrei gestaltet. Unter Beachtung der wertvollen Strukturen des bestehenden Buchenwaldes sowie Vorgaben des Denkmalschutzes wurde ein attraktives Erholungs- und Freizeitangebot geschaffen. Sport- und Bewegung, Umweltbildung, Wiederverwendung von Bausubstanz, Belebung der Teichanlagen sowie Versickerung von Niederschlagswasser sind Inhalte, die auf 32 ha Fläche umgesetzt wurden. Die Maßnahmen folgten konsequent dem Gedanken der ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit.
Der Revierpark Vonderort ist einer von fünf Parks in der Metropole Ruhr, die im Rahmen "Grüne Infrastruktur" aufgewertet wurden.
Die Vorplätze
Eine wesentliche Maßnahme liegt in der Aufwertung der Vorplätze. Die Erschließung des Nordteils sowie der südlich gelegenen Parkbereiche erfolgt vorwiegend über diese beiden Platzflächen.
Sie verbinden die Zugänge der unterschiedlichen Aktionsräume, bilden den Auftakt zwischen Bottroper Straße, Parkplatz, Solbad, dem Freizeithaus und den jeweiligen Parkeingängen. Mit einer Flächenbefestigung mit versickerungsfähigen Pflasterbelägen wird sichergestellt, dass Niederschlagswasser vollständig vor Ort versickert. In der Gestaltung zeigen sich die Plätze mit hellgraufarbenen Pflasterbändern im Wechsel mit anthrazitfarbenen Binderzeilen, die die Haltelinien für langformatige, naturbelassene Holzsitzblöcke darstellen. Rechtwinkelige Pflastermatten akzentuieren den Raum an Zugängen und Verbindungsflächen.
Den östlichen Raumabschluss und gleichzeitig den gestalterischen Parkauftakt bildet eine ebenflächige, mit Blauglockenbäumen überstandene Rasenfläche. Sie nimmt das alle Revierparks verbindende Parkauftaktelement „R“ auf. An seinen nördlichen und östlichen Kanten wird das Rasenkarree von einer wallartigen, mit Hochstaudenfluren gestalteten Überhöhung gefasst.
Analog zum Vorplatz Nord erfolgt eine Gestaltung des südlichen Vorplatzes. Hier wurden die bestehenden und unter Denkmalschutz befindlichen Hochbeete erhalten und mit einer artenreichen Staudenpflanzung versehen.
Das Wegesystem
Die im Revierpark bestehenden Wegeflächen wurden grundsätzlich in Ihrer Ausprägung erhalten. Jedoch erfolgte im Sinne einer Flächenentsiegelung ein Rückbau von nicht frequentierten befestigten Plätzen. Die unversiegelten Waldwege wurden mit einer wassergebundenen Wegedecke versehen.
Nordteil:
„SPORT UND BEWEGUNG“ ist das Leitmotiv der Gestaltungsmaßnahmen innerhalb der Teilfläche Nord.
Die Trend- und Funsportarena
Herzstück der Parkerneuerung Nord ist die Errichtung einer ellipsenförmig gestalteten Trend- und Funsportarena. Inmitten der aus Robinienstämmen gebildeten Arenawände besteht ein vielfältiger Kletterparkour aus Boulderfelsen mit Angeboten für Ungeübte und Fortgeschrittene. Unterschiedliche Kletterrouten, die durch Felsgriffe sowie durch farbmarkierte Klettergriffe gebildet werden, lassen eine vielfältige Nutzung zu. Als zentrales Element stellt der mit einem Terrassendeck ausgestatte Multirock höchste Ansprüche an Kletterkunst und Fitness. In Verbindung mit geschicklichkeitsfördernden Angeboten wie Outdoor-Trampolinen, Balancier-Mikado und einem Inklusions-Sitzpodest besteht ein Hotspot für Spaß- und Bewegungstraining. Die Anlage ist jederzeit öffentlich zugänglich.
Die Bouleanlage
Ergänzt wird das Sportangebot durch eine seitlich an die Arena angrenzenden Bouleanlage. Mit zwei Boulebahnen, barrierefreien Sitzbänken, Wetterschutz und Sitzmauern erhält das seit vielen Jahren praktizierte Boulespiel eine beständige Verortung.
Die Krautschicht
In der Krautschicht bieten artenreiche Pflanzengesellschaften aus Stauden und Geophyten vielfältige Räume mit hoher Biodiversität und sich jahreszeitlich wandelnden Bildern.
Im Sinne des Erhalts der ökologisch wertvollen Strukturen sowie der denkmalschutzwürdigen Gestaltung erfolgte die Neugestaltung unter dem Leitmotiv: „ERHALTEN UND AUFWERTEN“.
Die Zugänge
Während der durch die Treppenanlage westlich des Freizeithauses gelegene Zugang in seinem Bestand erhalten wurde, erschließt ein neuer, serpentinenhaft geführter Fußweg mit einer maximalen Neigung von 4% den tiefer gelegenen südlichen Parkbereich barriere- und diskriminierungsfrei. Durch eine bewegte Topografie mit intensiv und artenreich gestalteten, Staudenflächen, Trittplattenwegen und wertvollen Aussichtspunkten führt der Weg unterhalb der Café-Terrasse zur Promenade. Hier vereinen sich Treppenweg und Rampe und ermöglichen eine weitere Fortbewegung auf gewohnten Wegen.
Die Promenade
Die Promenade als zentrales Erschließungs- und Gestaltungselement wurde mit den bestehenden Angeboten aus Sitzelementen, Tischtennisplätzen und Schachtischen in ihrem Bestand erhalten und Sinne des Denkmalschutzes aufgewertet. Zur Rückhaltung des Niederschlagswassers wurden die Wegeflächen aufgenommen und mit versickerungsfähigen Pflasterbelägen wiederhergestellt. Das bestehende Klinkerpflaster wurde dazu vollständig wiederverwendet, während Betonsteinpflasterbeläge durch versickerungsfähiges Pflaster ersetzt wurde. Durch den Erhalt der Einfassungen aus Betonsitzblöcken wurde die Gliederung des Raumes erhalten.
Die Gehölzkulisse
Gesäumt wird das zentrale Wiesental durch eine intensive Gehölzkulisse, die im Osten mit einem dichten Band aus Strauchgehölzen beginnt. Der waldartige Bestand, der sich nach Süden zunehmend verdichtet und letztendlich die Teiche umschließt, wurde als wertvoller Lebensraum mit Saumgehölzen ergänzt und bietet eine artenreiche Kulisse für eine Galerie aus Sitzbänken.
Die Teichanlagen
Zur Stärkung des ökologischen Systems wurden die zwei getrennt bestehenden Teiche miteinander verbunden. Dazu wurde der trennende Damm in Teilbereichen aufgehoben und durch eine Brücke ersetzt. In Verbindung mit einer Entschlammung, der Anlage von nährstoffzehrenden Pflanzbeständen sowie einer Uferbefestigung aus Schotterwalzen wurde das Ökosystem der Teiche gestärkt.
Der Platz am See
Am nördlichen Teichufer wurde der Weg zu einem Platz am See erweitert. Sitzbänke unter dem großen Ahorn ermöglichen Ruhe, Landschaftserlebnis und nicht zuletzt die Beobachtung der entfernt jagenden Eisvögel an diesem Lieblingsplatz vieler Besuchenden. Ein über die Uferkante auskragender Betonsteg ermöglicht zudem den Aufenthalt unmittelbar am Wasser.
Das grüne Zimmer
In der Lichtung westlich des Wasserspielplatzes bietet eine kreisförmige Sitzfläche einen Aufenthalts-, Lehr- und Naturerlebnisplatz. Er ist nicht nur zentraler Bildungsort, sondern vielmehr kontemplativer Ort für Kreativität, Erholung und Besinnung. Freie Wiesenflächen für Mandalas aus Naturmaterial, Benjes- oder Totholzhecken sowie ein Barfußpfad bilden einen eigenen individuellen Raum.
Gesamtpark:
Der Naturloop als Naturlehr- und Bewegungspfad
Über die unterschiedliche Gestaltung der Teilflächen Nord und Süd hinweg bildet der Naturloop als Naturlehr- und Bewegungspfad ein wesentliches, die beiden Teilflächen verbindendes Element. Zehn Stationen bilden jeweils individuelle und besondere Orte für eine generationenoffene Natur- und Umweltbildung sowie ein attraktives Bewegungsangebot.
Die Beleuchtung
Die Wegebeleuchtung erfolgt über dimmbare LED-Spots an halmartig gebogenen, anthrazitfarbenen Lichtmasten. Gesteuert wird die Beleuchtung über Präsenzmelder, die eine Beleuchtung einzelner Parkabschnitte jeweils bei Bedarf ansteuern. Somit sind in der Nacht ungenutzte Parkbereiche unbeleuchtet, wodurch die Lichtemission reduziert wird.
In der „farbigen Stunde“ werden die Parkwege in der Farbe „Vonderort-Rot“ beleuchtet.
Die Naturverträgliche, nachhaltige Bauausführung
Die baulichen Maßnahmen folgten konsequent in dem Gedanken ökologischer Nachhaltigkeit.
Aufgenommene Tragschichten und Aushubböden wurden zur Modellierung des Serpentinenfeldes verwendet. In Verbindung mit der Wiederverwendung des bestehenden Klinkerpflasters sowie der Nutzung von wiederverwendbaren Baustoffen konnte ein großer Teil der Substanz auf der Fläche verbleiben. Die zugelieferten Stoffe wurden nach den Kriterien der klimaschonenden Produktion ausgewählt. Zudem wurden sensible Bereiche während der Bauphase z.B. durch den Einsatz von Amphibienschutzzäunen, Baumschutzelementen etc. geschützt.
Der Erfolg der Maßnahme bemisst sich an den hohen Besucherzahlen, dem Ausbleiben von Vandalismus und der uneingeschränkten Präsenz des Eisvogels.
Beurteilung durch das Preisgericht
©Markus Schürmann
ökologische Aufwertung der Teiche | Öffnung der Dammanlage | Brückenbauwerk
©Markus Schürmann
Vorplätze | Verbindung NORD und SÜD | versickerungsfähiger Pflasterbelage aus CO²- neutraler Produktion
©Markus Schürmann
Vorplatz Solebad | Revierparkauftaktelement „R“ | biodiverse Wieseneinsaaten
©Markus Schürmann
Funsportarena | Boulder-Felsenanlage
©Markus Schürmann
Funsportarena | barrierefreie Trampoline
©Markus Schürmann
nördlicher Parkbereich | Natur-, Lehr- und Bewegungspfad
©Markus Schürmann
Serpentinenweg | Beginn des Natur-, Lehr- und Bewegungspfad
©Markus Schürmann
südlicher Parkbereich
©Markus Schürmann
Promenade
©Markus Schürmann
Erneuerung Promenade | denkmalgerechte Gestaltung
©Markus Schürmann
südlicher Parkbereich | Schachspiel
©Markus Schürmann
südlicher Parkbereich | Platz am See
©Markus Schürmann
Mähwege in artenreichen Wiesen
©Markus Schürmann
Buchenwald