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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023

Zukunftsplan Wissenschaftscampus für das Naturkundemuseum Berlin

Engere Wahl

GINA Barcelona Architects

Architektur

SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH

Architektur

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Werner Sobek Green Technologies GmbH

TGA-Fachplanung, Bauphysik

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Ein neuer Campus als Konzept
Die zugrundeliegende Leitidee ist die Transformation des historischen Museums für Naturkunde in einen zukunftsfähigen Museums- und Wissenschaftscampus. Die Neuordnung und Vernetzung erfolgen durch die funktionale und energetische Aktivierung der Zwischenräume und der Schaffung vielfältiger Erlebnis- und Begegnungsräume für Besucher und Beschäftigte.
Sämtliche Interventionen verstehen sich als respektvolle Qualifizierungsmaßnahmen, lesbar in ihrer zeitlichen Schichtung und in dem Bewusstsein, nicht in Konkurrenz zu dem historischen Bestand zu treten.

Aktivierung der Höfe und Zwischenräume
Die thematisch unterschiedlich besetzten Höfe erweitern die Themen- und Nutzungsvielfalt des Museums für Naturkunde.
Der Willkommenshof: Der derzeitige Sauriersaal dient künftig als dem Besucherbereich vorgelagertes, großzügiges Foyer. Als öffentlicher Bereich bietet es einen imposanten Raum für Info-Counter, Wartebereiche und Sammelpunkte für Gruppen. Die Verlegung der Exponate und neue Nutzung als Foyer verringern die klimatischen Anforderungen und ermöglichen eine effiziente Konditionierung des Bestandsraumes. Unmittelbar anschließend befinden sich im Hauptbau Ost - ebenfalls öffentlich - das Café und der Museumsshop, die über den vorhandenen Aufzug optimal mit den Service- und Lagerbereichen im UG verbunden sind, und im Hauptbau West der separate Bereich für temporäre Sonderausstellungen mit unabhängigem Ticketing.
Der Biodiversitätshof: Im Hof 1 wird durch eine Terrassierung mit Rampen ein barrierefreier Anschluss von der Museumsebene zum Museumsgarten geschaffen. Hof 1 und der Museumsgarten bilden ein Ensemble, welches sich vorwiegend der Museumspädagogik zuwendet. Die Naturwerkstatt als Lehrgarten und das grüne Klassenzimmer als Bildungsgarten ermöglichen Partizipation, Dialog und das Sichtbarmachen wissenschaftlicher Prozesse. Der geschützte und ruhige Museumsgarten bietet neben der Durchführung von Ausstellungen einen qualitativen Aufenthalt und Raum für Rückzug und Ruhe. Hof 1 wird stark entsiegelt und mit neuem Wassermanagement zur Aufnahme und Nutzung des Dachregenwassers ausgebaut sowie durch Bäume und

Vegetation verschattet.
Der Lichthof: Der neue Sauriersaal in Hof 2 erhält eine als Podium eingestellte neue Plattform, deren Podest den Fußabdruck des alten Kesselhauses zeigt, dessen schützenswerten Bestandteile unter der neuen Ebene erhalten bleiben. Flachgeneigte Rampen entlang des Podestes überbrücken die Höhendifferenz zwischen Hauptbau und Nordflügel. Die Ost-West-Querung bleibt unterhalb der neuen Ebene erhalten. Dieser zentrale Ausstellungshof wird im Bereich des Hauptbaus mit einem neuen, energetisch effizienten Tageslichtdach ausgestattet, das farbtreues Tageslicht in die Halle lässt. Im Bereich des Nordflügels entsteht über einer neuen Gewölbedecke ein begrüntes Atrium, das der Belichtung und Belüftung der im Nordflügel befindlichen Labor- und Büro räume dient.
Der Agorahof: In Hof 3 entsteht eine museumsinterne Agora mit Raum für Außengastronomie und großzügigen Sitzstufen als künftiger Treffpunkt. Es entsteht ein multifunktionaler Außenraum, der sowohl formell als auch informell bespielbar ist: Ein Raum für den Austausch zwischen der Welt der Forscher und der Welt der Besucher. Offenheit und Transparenz werden durch die großzügige Öffnung gestalterisch übersetzt, die Verknüpfung mit der darunterliegenden Ebene und der lockeren Gehölzsetzung schaffen einen einzigartigen Freiraumcharakter und Wiedererkennungswert.
Der Wasserhof: Im Nordhof zwischen Hörsaal und dem Forschungsneubau entsteht die zeitgenössische Interpretation eines Institutsgartens mit offenen Experimentierflächen und Grünen Sitzkissen für Publikum. Die Wasserlinse oder auch „Himmelsspiegel“ steht sinnbildlich für die Agglomeration von Wissen an diesem Ort und erzeugt mit einer bewegten Wasserfläche zusammen mit den Vegetationsflächen und den Gehölzen eine Verbesserung des Mikroklimas. Die Erdgeschosszone des Neubaus ist mit Sitznischen als weiche Platzkante ausgebildet, die sowohl für Pausen als auch den wissenschaftlichen Diskurs nutzbar sind.
Der Campushof: Entlang der Zufahrten zwischen Museums- und Thaerbau sowie den Neubauten im Norden werden klare und übersichtliche Strukturen geschaffen, die eine gute Orientierung gewährleisten. Entlang der Hauptzuwegung erfolgt vorrangig die Anordnung der notwendigen Stellflächen für PKW, Fahrräder und das Abfallmanagement. Die großzügigen Freiflächen vor dem Mittelbau der HU werden vorgehalten als Picknickwiese und Außengastronomie für die künftige Bebauung. Die klaren Wegestrukturen und die Nutzungsverteilung begünstigen eine Vernetzung des Museums mit den umliegenden Gebäuden zu einem künftigen Campus.

Vorplatz und Haupteingang
Das neue Entree nimmt die Sprache des Ortes auf, ohne die Erscheinung des historischen Bestandes zu überzeichnen. Während der südliche Teil des Vorplatzes weitgehend in den historischen Zustand zurückgeführt wird, entsteht eine subtile und zugleich raumprägende Intervention um den Haupteingangsbereich:
Begleitet von den raumprägenden Bestandsgehölzen und den neu angelegten Rasenflächen und Blühwiesen entsteht unter dem lichten Blätterdach eine angenehme Aufenthaltssituation. Entlang der Hauptdurchwegung entsteht mit der Abfolge großzügiger Bankelemente ein Ort der Zusammenkunft und des Verweilens.
Eine gefaltete Landschaft aus geneigten Ebenen spannt sich auf zwischen dem Eingangsportal und den Grünflächen des Vorplatzes und gewährleistet künftig den barrierefreien Zugang. Durch die sanfte Höhenstaffelung entsteht eine großzügige Aufenthaltsfläche sowie eine subtile Neu- Inszenierung des Haupteingangs.
Die große Eingangstreppe bleibt erhalten und wird lediglich um zwei Steigungen erhöht, so dass der Niveauunterschied hin zum Vestibül ausgeglichen wird. Um der großen Besucherzahl gerecht zu werden, schlagen wir – wohlweißlich um die denkmalpflegerischen Vorbehalte – die Öffnung der beiden das Eingangsportal flankierenden Fenster als zusätzliche Eingangstüren vor. Dieses Motiv des Dreiklangs setzt sich im Innern des Bestandes fort und ist nur folgerichtig.
Die barrierefreie Überwindung des verbleibenden Höhenunterschieds zu der Erdgeschossfußbodenhöhe des Haupthauses erfolgt in den seitlich des Vestibüls gelegenen Kammern. Die Stufen werden aus den Türlaibungen in den Raum verschoben und um eine zweiläufige Rampe ergänzt. Hierdurch bleibt die klar symmetrische Erscheinung ungestört und die Barrierefreiheit wird selbstverständlich und beiläufig in den ersten Zugang zu Garderobe bzw. WC-Anlagen integriert.

Neubauten
Der neue Nordeingang in Hof 4 führt die begrünte Gewölbedecke über dem nördlichen Teil des neuen Sauriersaals fort. Darunter angeordnet sind neben Treppenanlagen ins Erd- und Untergeschoss ebenfalls ein Aufzug sowohl zur barrierefreien Erschließung als auch zur Anlieferung von Exponaten und Forschungsobjekten direkt in die Eingangsquarantäne im Untergeschoss.
Eine barrierefreie Ausstellungskonzeption mit dem direkten räumlichen Bezug öffentlich zugänglicher Flächen über drei Etagen wird mittels Ertüchtigung der Bestandstreppenhäuser um freistehende Besucheraufzüge als zentrale Vertikalerschließung ermöglicht.
Das eingeschossige Infrastrukturgebäude am Campushof versteht sich als Abschluss und Einfassung des Hofs und nimmt mit seiner Flucht die zukünftige Bebauung am Mittelbau vorweg, so dass hier eine homogene Platzkante entstehen wird.
Der viergeschossige Neubau am Nordhof schließt den Hof und komplettiert das Ensemble. Die Organisation entspricht den Vorgaben der Einpassplanung in optimierter Form. Der Funktionalbau im Laborraster 1,20m bietet tageslichtorientierte Arbeitsplätze, flexible Raumteilung, offene Kommunikationszonen und wird mit hochwertiger technischer Infrastruktur ausgestattet. Seine hofseitigen Fassaden greifen Elemente des Bestandes auf, interpretieren sie zeitgemäß und nehmen sich gegenüber den ausgeschmückten Fassaden der Bestandsgebäude respektvoll zurück.
Die Materialität der Neubauten entspricht allen übrigen neuen Hinzufügungen in ockerfarbenem Beton und Terrazzo.

Freianlagen
Entsprechend dem Bestreben, ein integriertes und offenes Forschungsmuseum zu schaffen, sind die Außenanlagen geprägt von Durchlässigkeit, Facettenreichtum und Nutzungsoffenheit. Die Gärten und Höfe bilden in Korrespondenz zum Raumprogramm eigene Identitäten aus. Die eigenständige Formsprache erzeugt dabei eine spannende Raumfolge, die durchquert und erforscht werden will.
Gerahmt von der Kubatur entsteht im Inneren eine Abfolge von grünen Kleinoden und urbanen Plätzen, die sich als freiräumliche Erweiterung des Museums und des Forschungstraktes verstehen. Die individuellen Ausprägungen implizieren verschiedene Nutzungen und Aneignungsformen:
Die Höfe 5 + 6 sind vorwiegend den Mitarbeitern als Grüne Pausenräume vorbehalten. Die in sich gekehrten und geschützten Höfe erhalten eine teils flexible Möblierung, ornamentale Grünflächen und ein lichtes Blätterdach, um eine möglichst erholsame Atmosphäre zu schaffen.
In den Höfen 7 + 8 orientiert sich die Außenraumgestaltung am Wissenschaftsbetrieb und dessen Anforderungen.
Lageplan Gesamt

Lageplan Gesamt