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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 05/2024

proHolz Student Trophy 24 woodencity: Städte weiterbauen mit Holz

Zusammen im Zehnten

Sieger / Bauplatz 3: Aufstockung Bestand

Technische Universität Wien | TU Wien

Universitäten / Hochschulen

Jeff Weyrich

Student*in

Johanna Mullins

Student*in

Erläuterungstext

Betreuung: Juri Troy, Andreas Maximilian Arndt, Jakobus Schwarz
Institut: Architektur und Raumplanung, BML Stiftungsprofessur für Entwerfen und Holzbau im urbanen Raum
Hochschule: Technische Universität Wien

PROJEKTBESCHREIBUNG | ZUSAMMEN IM ZEHNTEN
Zusammen im Zehnten verbindet Wohnen, Arbeiten sowie Gemeinschaft an einem Ort. Auf der gründerzeitlichen Struktur planen wir innovative Wohnungsformate, welche flexible und vielfältige Nutzungen ermöglichen. Die kompakten Grundrisse bieten leistbaren Wohnraum und gleichzeitig viel Platz zum Leben an. Großzügige Gemeinschaftsräume und Freiflächen unterstützen ein soziales und aktives Miteinander. Die zwei neuen Geschosse haben das Ziel mit der Bestandsstruktur zusammenzuarbeiten und mit aufzuwerten. Durch die sorgfältige Integration der Aufstockung in die gründerzeitliche Struktur wird das historische Erbe respektiert und gleichzeitig zeitgemäßer Wohnraum geschaffen, der den Bedürfnissen der Bewohner gerecht wird.

GRUNDKONZEPT
Die ehemaligen Tabakhülsenfabrik wird durch einen zweistöckigen Aufbau in Holzmodulbauweise ergänzt. Ziel ist es das Miteinander in den Fokus zu rücken und so ein lebendiges Wohnprojekt zu schaffen, das voneinander profitiert.
Basierend auf den Statistiken der Stadt Wien ergibt sich die Erkenntnis, dass BewohnerInnen in Favoriten im Durchschnitt, nur über 31m² Wohnfläche pro Kopf verfügen, was 16% weniger ist als der Wiener Durchschnitt. 1 Angesichts dieser Daten wird die Dringlichkeit deutlich, durch die Schaffung von Clusterwohnungen und großzügigen Gemeinschaftsräumen innovative Wohnkonzepte zu entwickeln, die nicht nur den begrenzten Wohnraum effizient nutzen, sondern auch das soziale Miteinander und die Lebensqualität der BewohnerInnen verbessern. Besonders vor dem Hintergrund, dass Wohnraum in den nächsten Jahren voraussichtlich teurer statt billiger wird, ist es ratsam, sich bestimmte Wohnbereiche zu teilen und gemeinschaftliche Lösungen zu fördern.

STRUKTUR
Das Projekt konzentriert sich auf die Nutzung innovativer Holzmodulbauweise mit einem hohen Vorfertigungsgrad, um sowohl ökologische Nachhaltigkeit als auch effiziente Bauabläufe zu gewährleisten. Auf die gründerzeitliche Struktur wird ein Ringanker installiert. Darauf werden Holzträger angebracht, um die Last von den Modulen gleichmäßig zu verteilen. Anschließend wird eine eingehängte Brettsperrholz-Decke installiert, welche sich jeweils zwischen zwei Raummodulen befindet. Dieses Systems zieht sich durch das gesamte Projekt. Vor Ort wird die gesamte Struktur noch mit einem vorgesetzten Laubengang als Erschließungsfläche ergänzt.
Die serielle Fertigung der Module schafft Zeitersparnis und aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades reduziert sich die Montagezeit auf ein Minimum. Haustechnikinstallationen sind weitgehendst vormontiert und Leitungen müssen auf der Baustelle nur mehr miteinander verbunden werden. Ein großer Vorteil ist, dass wir komplett ohne Baugerüst auskommen. Die Fügung der Fassadenverkleidung und winddichte Ebenen, erfolgt mittels Hebebühne. Dies spart erhebliche Kosten, erzeugt geringere Störungen durch den Baubetrieb vor Ort und entlastet vor allem die AnrainerInnen.

ERSCHLIESSUNG
Zwei der drei bestehenden Stiegenhäuser werden fortgeführt und schaffen so den Aufgang zum Projekt. Um das Projekt barrierefrei zu erschließen wurde ein neuer Aufzug platziert, da der bestehende Aufzug des Bestands nur mühsam durch Umwege barrierefrei zu erreichen ist. Mit dem Konzept einer Laubengangstruktur entsteht aus der Erschließungsfläche ein nachbarschaftlicher Kommunikationstreff. Der Gang wird zu einem Ort des Zusammenkommens und belebt die Nachbarschaft. Nischen schaffen Platz zum Erholen, Spielen und Tratschen.

BESTAND
In unserem Projekt zur Aufstockung des Gründerzeitgebäudes war es uns ein wichtiges Anliegen, den vorhandenen Bestand respektvoll zu integrieren und zu ergänzen. Aus diesem Grund haben wir uns bewusst dafür entschieden, nur zwei zusätzliche Geschosse auf das Gebäude zu setzen, um sicherzustellen, dass die Aufstockung den Bestand nicht dominiert oder überschattet. Unsere Absicht war es vielmehr, eine harmonische Erweiterung zu schaffen, die sich in das historische Umfeld einfügt und dieses bereichert.
Besonderes Augenmerk wurde daraufgelegt, die verschiedenen Höhen des Bestandsgebäudes zu berücksichtigen. Ein niedrigerer Teil des Bestands wurde gezielt genutzt, um einen "sunken court" zu schaffen, der als beliebter Treffpunkt für die BewohnerInnen dient. Diese architektonische Lösung ermöglicht es einen attraktiven Freiraum für die Bewohner zu schaffen. Darüber hinaus wurden Split- Level-Ateliers dort geplant, wo sich im Bestand eine Aussparung befindet, um vorhanden Raum optimal zu nutzen. Durch die Integration dieser Ateliers wird ein ansprechendes Arbeitsumfeld geschaffen, das die architektonischen Besonderheiten des Gebäudes hervorhebt. Um den Bestand weiter aufzuwerten und eine Verbindung zwischen Alt und Neu herzustellen, wurde ein Teil der Laubengangstruktur von der Aufstockung bis hinunter ins Erdgeschoss verlängert. Dadurch haben auch die NutzerInnen des Bestandsgebäudes die Möglichkeit, hinaus an die frische Luft zu gelangen.
Insgesamt war es unser Ziel, eine Aufstockung zu schaffen, die nicht nur funktional und ästhetisch ansprechend ist, sondern auch den Charakter und die Integrität des vorhandenen Gebäudes respektiert und stärkt. Durch die sorgfältige Planung konnten wir eine gelungene Symbiose zwischen Alt und Neu schaffen und ein lebendiges und lebenswertes Wohnumfeld für die zukünftigen BewohnerInnen gestalten.

WOHNEN
Zusammen im Zehnten präsentiert eine innovative Herangehensweise an modernes Wohnen, indem es Atelierwohnungen und flexible Wohnungen in einer harmonischen Struktur kombiniert. Die sind so konzipiert, dass sie Kreativität und Flexibilität fördern, während die Cluster Wohnungen eine Vielzahl von Lebensstilen und Raumbedürfnissen unterstützen.
Die flexiblen Wohnungen bieten eine breite Palette von Raumkonfigurationen und können je nach Bedarf als Clusterwohnungen oder als "Standard" Wohnungen mit 2-5 Zimmern genutzt werden. Diese Flexibilität ermöglicht es den Bewohnern, ihre Wohnungen entsprechend ihrer aktuellen Lebenssituation anzupassen. Ob als großzügiges zuhause für eine Familie, als gemeinschaftliche Wohnlösung für junge Berufstätige oder als individueller Rückzugsort für Paare, die flexiblen Wohnungen bieten die Möglichkeit, den Raumbedarf anzupassen und verschiedene Wohnkonzepte zu realisieren. Der durchgesteckte Wohn- und Essbereich bietet eine hohe Wohnqualität. Die zum Laubengang orientierten Küchen ermöglichen die Kommunikation mit der Nachbarschaft.
Die Atelierwohnungen erstrecken sich über zwei Ebenen und bieten auf der ersten Ebene einen geräumigen Arbeitsbereich, das sich mit einem benachbarten Atelier zu einem größeren Raum verbinden lässt. Durch diese Flexibilität können KünstlerInnen, DesignerInnen oder andere kreative BewohnerInnen ihr Umfeld individuell gestalten und bei Bedarf erweitern. Die beiden Ateliers teilen sich einen gemeinsamen Aufgang, der zum Wohngeschoss führt, von dem aus zwei Studio-Wohnungen erschlossen werden können. Diese Studio-Wohnungen bieten einen kompakten, aber komfortablen Wohnraum und zeichnen sich durch eine intelligente Raumaufteilung aus. Besonders spannend ist die Möglichkeit, durch das Hinzufügen eines zusätzlichen Raumes eine erweiterte Wohnfläche zu schaffen, um den sich ändernden Bedürfnissen der Bewohner gerecht zu werden. Dieser dazu zuschaltbare Raum kann entweder nur von einer Studio Wohnung benutzt werden oder zusammen geteilt werden.
Zusammenfassend bietet unser Wohnprojekt eine vielseitige und flexible Wohnlösung, die den sich ändernden Bedürfnissen und Lebensstilen der Bewohner gerecht wird. Durch die Kombination von Atelierwohnungen mit flexiblen Wohnungen schaffen wir ein lebendiges und inspirierendes Wohnumfeld, das Raum für Kreativität, Zusammenarbeit und individuelle Entfaltung bietet.

GEMEINSCHAFT und FREIFLÄCHEN
Der hohe soziale Anspruch des Projektes wird durch die großzügigen Gemeinschafträume unterstrichen. Diese umschließen den Innenhof und ergänzen so das Wohnprogramm. Durch die Kombination von privatem Wohnraum mit gemeinschaftlich nutzbaren Bereichen werden soziale Interaktionen gefördert und ein Gefühl der Gemeinschaft geschaffen.
Ein großes gemeinsames Wohnzimmer mit Gemeinschaftsküche, eine Werkstatt, ein Kinderspielzimmer, Co-Working sowie ein Fitnessraum fördern die Gemeinschaft und bieten den BewohnerInnen zusätzliche Möglichkeiten zur Begegnung und zum Austausch. Die Idee ist sich Räume zu teilen, anstatt über diese selbst in den eigenen vier Wänden zu verfügen.
Die Konzeption dieses Projekts berücksichtigt nicht nur die Erweiterung einer gründerzeitlichen Struktur, sondern auch die Schaffung von Freiflächen, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Bewohner fördern. Zusätzlich zu den innenliegenden Gemeinschaftsräumen sind zwei Dachterrassen geplant, die jeweils am Ende des Gebäudes liegen. Diese Terrassen sind mit Pergolen ausgestattet, die Schutz vor der Sonne bieten und gleichzeitig einen angenehmen Aufenthaltsbereich im Freien schaffen.
Davon führen jeweils zwei Wendeltreppen auf den obersten Punkt des Projektes, den Dachgarten. Dieser bietet den Bewohnern deutlich mehr Privatsphäre und ist gekennzeichnet durch eine reichhaltige Bepflanzung sowie ein Gründach mit Hochbeeten. Dies trägt nicht nur zur Verbesserung des Mikroklimas bei, sondern bietet auch Möglichkeiten für urbane Landwirtschaft und ökologische Vielfalt. Auf dem anderen Dach, welches nicht begehbar ist, wurden Photovoltaikanlagen installiert, um einen Beitrag zur nachhaltigen Energieerzeugung zu leisten und die Umweltbilanz des Gebäudes zu verbessern.
Die Freiflächen dieses Projekts sind somit nicht nur ästhetisch ansprechend gestaltet, sondern erfüllen auch funktionale und ökologische Anforderungen, die den Bedürfnissen der BewohnerInnen und den Zielen der Nachhaltigkeit gerecht werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Zusammen im Zehnten überzeugt gleich auf mehreren Ebenen. Die Aufstockung verbindet innovative Typologien für Wohnen, Arbeiten und Gemeinschaft in zwei aufgesetzten Riegeln auf dem Straßen- und Hoftrakt. Innovativ sind auch die Überlegungen zur Holzbauweise. Das bestehende Dach wird entfernt, auf einer neuen lastabtragenden Decke werden dreidimensionale Raumzellen aus Holz in Kombination mit Massivholzdecken gestapelt. Dabei werden immer zwischen die Raummodule die Decken aus Brettsperrholz eingehängt. Das erlaubt einen hohe Vorfertigungsgrad und einen ökonomischen und ressourcenschonenden Einsatz von Holz. Die Mischung aus Raummodulen und Elementen ist auch in Bezug auf die Grundrisse konsequent durchdacht. Der Entwurf respektiert den Bestand, dazu passt auch die einfach gestaltete Holzfassade.
Lageplan

Lageplan

Schnittperspektive

Schnittperspektive

Ansicht Davidgasse

Ansicht Davidgasse

Ansicht Zur Spinnerin

Ansicht Zur Spinnerin

3. OG

3. OG

4. OG

4. OG

Längsschnitt

Längsschnitt

Split-Level-Atelier-Schnitt

Split-Level-Atelier-Schnitt

Querschnitt

Querschnitt