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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024

Erweiterung Feuerwehrhaus und Neubau Atemschutzausbildungszentrum Dingolfing

1. Preis

Preisgeld: 36.000 EUR

pmp Architekten GmbH

Architektur

Stephan Huber Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Standort der Feuerwehr Dingolfing besetzt an prominenter Stelle das Tor zur Altstadt aus Richtung Norden. Mit der Neuplanung wird das bisherige Bestandsgebäude mit dem charakteristischen Schlauchturm weitgehend erhalten und umgebaut. Die bisherige Fahrzeughalle wird abgebrochen und durch einen deutlichen größeren Neubau für 20 Einsatzfahrzeuge ersetzt.
Das Konzept der neuen Gesamtanlage folgt der Zielsetzung kurzer Wege im Einsatzfall. Über die abgetrennten Alarmstellplätze im Süden erreichen die Einsatzkräfte direkt den neuen Zentralbereich des Feuerwehrhauses. Der Umkleidetrakt mit Spinden kann hier sowohl über das Foyer wie auch durch die einrückenden Einsatzkräfte von außen erreicht werden. Über diesen in der Mitte der Gesamtanlage angeordneten Bereich führt der Weg im Einsatzfall – vorbei an der an zentraler Stelle platzierten Einsatzzentrale – direkt in die Fahrzeughalle. Die Einsatzfahrzeuge rücken von hier in zwei Gruppen sowohl nach Osten wie Westen aus und erreichen über die jeweils vorgelagerten Fahrzeughöfe den öffentlichen Straßenraum. Beide Teile der Fahrzeughalle sind sowohl durch Durchfahrten in der Halle wie auch durch eine äußere Umfahrung auf eigenem Grund verbunden.
Auf der Westseite des neuen Feuerwehrhauses ist der Werkstatttrakt geplant, der über eine 24h-Zugänglichkeit von außen für Externe verfügt. Zur Trennung von Einsatzkleidung und -material sind differenzierte Schwarz-Weiß-Bereiche vorgesehen. Die erforderlichen Lagerflächen sind überwiegend der Fahrzeughalle direkt zugeordnet, werden aber durch über den Lastenaufzug unmittelbar angebundene Lagerflächen in Ober- und Untergeschoss ergänzt.

Das bisherige Bestandsgebäude wird umgebaut und im Erdgeschoss künftig vor allem für Teile des Foyers sowie das kleine Museum genutzt. Die hier prominent – von außen in einem „Schaufenster“ - platzierte Ausstellungsfahrzeug kann bei Veranstaltungen direkt ins Freie gefahren werden. Das Obergeschoss des Bestandsgebäudes wird mit Verwaltungsräumen und das Untergeschoss mit Lager- und Technikräumen umgenutzt.
Das Herzstück des neuen Feuerwehrhauses bildet aber der im Anbau angeordnete Gemeinschaftsbereich, der sich im Obergeschoss um eine großzügige Dachterrasse entwickelt, der sowohl Stüberl als auch der Schulungsbereich wie auch der Jugendraum zugeordnet sind. Die südorientierte Terrasse bietet Raum für ein geselliges Beisammensein, genauso wie für kleine und größere Feierlichkeiten.

Vor dem Umbau des Bestandsgebäudes wird in einem ersten Bauabschnitt das Atemschutzausbildungszentrum als eigenständiger Baukörper an der Südwestecke des Grundstücks errichtet. Der Baukörper ist zwar über das Untergeschoss mit dem Feuerwehrhaus verbunden, kann aber komplett unabhängig genutzt und betrieben werden. Der Übungsbereich ist im Untergeschoss angeordnet und gruppiert sich um einen Lichthof mit Nottreppe ins Freie. Die Räume der theoretischen Schulung wie auch ergänzende Büro- und Sozialräume liegen im Obergeschoss.
Erst nach Fertigstellung des 1.Bauabschnitts kann das Atemschutzausbildungszentrum aus dem Bestand ausziehen und dieser in einem 2.Bauabschnitt umgebaut und erweitert werden.

Am Nordende des Grundstücks befindet sich – maximal von der Wohnbebauung des Umfelds entfernt – der Übungshof mit Übungshaus. Eine weitere Übungsmöglichkeit bietet zudem der bisherige Schlauchturm, der als identitätsstiftendes Zeichen erhalten und zum Übungsturm ausgebaut werden soll. Zusätzlich für Übungen erforderliche Lagermöglichkeiten werden auf der Westseite des Grundstücks als überdachte und erdüberdeckte Flächen angeboten. In allen Fällen werden Überschneidungen zwischen Einsatz- und Übungsflächen aber konsequent vermieden.
Der für Übungszwecke gewünschte Feuerwehraufzug kann kostensparend mit dem Hauptaufzug des Gebäudes kombiniert und dazu ein Übungsbereich auf dem Dach des Neubaus mit vorgelagerter – zu Übungszwecken verrauchbarer – Raumzone ausgebildet werden.
Ein Teil des Übungshofs kann als Veranstaltungsfläche genutzt werden, ohne die Funktionen der Fahrzeughöfe zu beeinträchtigen. Zentrales Element dieser Fläche am Mühlenbachs ist der Maibaum, der hier positioniert auch vom Straßenraum aus als traditionsreiches Element des neuen Areals und der Zufahrt zur Altstadt wahrgenommen werden kann.

Aspekte der Nachhaltigkeit werden für die Planung eine wichtige Rolle spielen. So kann das Tragsystem des Neubaus als Holzmassivbau aus Brettsperrholz, das Tragsystem der Halle aus Brettschichtholz hergestellt werden. Weitergehend werden zur Reduktion der CO2-Emissionen ausgewählte Baustoffe wie Holz vorrangig verwendet und energieintensive Baustoffe wie Aluminium bestmöglich vermieden oder nur mit hoher Recyclingquote verwendet werden.
Allgemein werden Konstruktion und Bauweise des Gebäudes dem Grundsatz hoher Wirtschaftlichkeit bei gleichzeitig guter Nutzungsflexibilität folgen. Die wirtschaftliche Optimierung muss dabei neben den Investitionskosten insbesondere auch die späteren Betriebs- und Unterhaltskosten miteinschließen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeigt sich als eine Komposition von drei Baukörpern, die das Grundstück der Feuerwehr in sinnvolle Außenbereiche und gut proportionierte Gebäude gliedert. Der Hauptbaukörper der Feuerwehr erstreckt sich angenehm zweigeschossig von der Wollerstraße bis zur Weberstraße und hat einen vorgelagerten Parkplatz. Das schafft Platz für die Alarmvorfahrt und für notwendigen Raum vor den Eingängen. Es entsteht wie selbstverständlich die neue Adresse der Feuerwehr. Alle Zugänge zum Haus, zu den öffentlichen Bereichen, zu den Umkleiden am Alarmzugang und zur Werkstatt sind von hier aus klar aufzufinden. Weiter führt der Weg dann nach den Zugängen auch übersichtlich durch das Gebäude.

Im Gebäude selbst ist der Bereich um die Außenterrasse im ersten Obergeschoss besonders hervorzuheben. Hier sind alle Schulungs-, Sozialräume und das Stüberl angeordnet, und ein natürlich belichteter Luftraum schafft darüber hinaus noch Sichtkontakt nach unten zu den Einsatzkräften. Hier an dieser Stelle entsteht ein schönes räumliches Zentrum der Feuerwehr, an dem alle Kollegen zusammenkommen.

Dem Hauptbaukörper nach Norden vorgelagert ist die Fahrzeughalle, die sich leicht auffaltet und so gut platzierte und ausreichend große Höfe für die westliche und östliche Alarmausfahrt schafft. Der westliche Hof ist dabei soweit nach Norden verschoben, dass eine Lärmbelästigung der westlichen Anwohner gering gehalten werden kann. Der Hof für die östliche Alarmausfahrt verlängert sich nach Norden geschickt über eine Umfahrt zum Übungshof und zu einem grünen Veranstaltungsbereich am Mühlbach. Die Möglichkeit, alle Flächen z.B. für Feste der Feuerwehr einfach zusammen zu schalten, wird von der Jury und den Nutzern sehr begrüßt.

Auf der Südseite der Alarmvorfahrt liegt das Atemschutzausbildungszentrum (ASZ) mit einem separaten Eingang. Der oberirdische Teil des ASZ ist als Solitär im südlichen Grundstücksbereich städtebaulich sehr verträglich gegenüber den unmittelbaren Nachbarn angeordnet. Seine Setzung und Kubatur kann einen weiteren schönen Baustein in der vorhandenen Villenbebauung bilden. Auch die vorgeschlagene unterirdische Anbindung des ASZ an das Feuerwehrhaus wird von der Jury begrüßt. Sie kann einen wesentlichen Vorteil in der wettergeschützten Benutzung der Gesamtanlage darstellen.

Allerdings ist das Gebäude des ASZ in seiner architektonischen Ausformulierung noch nicht ganz überzeugend. Die Fassaden wirken im Umfeld der Villenbebauung noch etwas schematisch und funktional lässt das Haus große Wünsche offen. So sollten wesentliche Teile des ASZ wie die Übungsanlage mit allen zugehörigen Räumen und das Materiallager mit Rolltor unbedingt im Erdgeschoss angeordnet werden. Nassräume, Umkleiden und Nebenräume könnten jedoch im Keller verbleiben. In Ziel-, Konditions- und Übungsraum stimmen die geforderten lichten Raumhöhen noch nicht, und im ganzen Gebäudeteil fehlt der 2. Rettungsweg. Bei einem Materialtransport über drei Etagen sollte zudem ein Aufzug integriert werden. Grundsätzlich sollte das Erdgeschoss mit mehr sinnvollen Nutzungen belegt sein, anstatt überdachte Außenräume anzubieten, die an dieser Stelle nicht benötigt werden. Bei einer notwendigen Umverteilung des Raumprogramms böte der Bauplatz des vorgeschlagenen Baukörpers jedoch noch genug Reserven.

Die vorgeschlagene Konstruktion der Gebäude als Holzmassivbau bzw. Holzhybridbau wird begrüßt, obwohl das strukturelle System noch etwas mehr Ordnung bedarf. Ein dringend benötigter mittlerer Hauptträger in der Fahrzeughalle sollte die Kubatur nicht unnötig erhöhen und ein mögliches Durchfahren der Halle nicht behindern. Auf Stützen im Lehrsaal sollte möglichst verzichtet werden. Die vorgeschlagenen Metallfassaden wirken zeitlos und angemessen. Die genaue Farbgebung und Detaillierung, insbesondere im Bereich des ASZ, sollte sorgfältig und dem Ortsbild angemessen geschehen. Dabei sind auch Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen und alternative Materialien aufzuzeigen. Die zum Entwurf ermittelten Kennwerte für die Flächen und den Rauminhalt liegen im Vergleich zu den anderen Entwürfen im unteren mittleren Bereich, was eine wirtschaftliche Errichtung des Entwurfs erwarten lässt.

Trotz der Mängel im Bereich des ASZ bietet der Entwurf insgesamt eine hohe Funktionalität und Aufenthaltsqualität in den Außen- und Innenräumen kombiniert mit klaren und eindeutigen Erschließungswegen und stellt einen hervorragenden Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar. Vor allem die Zonierung des Grundstücks in die schönen und gut nutzbaren Außenflächen einerseits und in die funktionale Erschließungswege anderseits kann die Jury überzeugen.
Lageplan gesamt mit Dachaufsicht

Lageplan gesamt mit Dachaufsicht