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Einladungswettbewerb | 05/2024

Neubau und Sanierung Gruberwirt-Gebäude in Graz (AT)

Wettbewerbsplakat 2

Wettbewerbsplakat 2

3. Preis

Preisgeld: 8.100 EUR

AVA | Andrea Vattovani Architecture

Architektur

SI landschaftsarchitektur ZT

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

FORMFINDUNG & BAUSTEIN GRUBERWIRT
Das Wirtshaus Gruberwirt hat sich im Laufe der Zeit zum Synonym
der Adresse Mariatroster Straße 391 etabliert und gilt als Bestandteil
des Stadtbezirks Mariatrost. Nicht nur historisch ist aber der
Gruberwirt erhaltenswert - durch seine Form und Proportionen fügt
er sich perfekt an der Schnittstelle zwischen der nördlich gelegener
Dorfstruktur (Sattledächer) und der Richtung Süden immer wachsender
städtischer Struktur (Flachdächer) ein. Seine kompakte Geometrie und
Formensprache werden somit auch für die neue Bebauung im Zuge
der Umfassenden- sowie die Assanierung aufgegriffen. Die zukünftige
Wohnbebauung ist somit in die Kulturlandschaft des sich öffnenden
Mariatroster Tals eingebettet und bildet mit dem charakteristischen
Gebäude „Gruberwirt“ den Übergang in die ländlichen Nachbarschaft
am Stadtrand von Graz.
Durch optimierte Grundrisse und örtliche Gegebenheiten modifiziert
sich der Ausgangsbaukörper in drei Hauptgeometrien:
1. GRUBERWIRT + ZUBAU (BK1)
Der Gruberwirt bleibt in seiner Ausgangsform erhalten. Die
Hauptfassaden im Norden und im Süden, welche dem legendärem
Wirtshaus seinen Wiedererkennungswert verliehen haben, sollen
auch in Zukunft erschtlich bleiben und somit seine historische
Bedeutung erhalten. Um dieses zu gewähren wird der Zubau
versetzt an der Nord-West angebracht. Dies schafft zeitgleich
nicht nur die Seitenfassaden freizuhalten, sondern trägt auch zur
verbesserten Abschottung der Lärmemissionen durch den Versatz zu.
Bestand und Zubau werden durch ein gemeinsames Stiegenhaus und
einem Lift im Bereich des bestehenden Wintergartens erschlossen.
Das Dachgeschoss des bestehenden Gruberwirts wird ausgebaut,
wobei der Zubau mit einem Kaltdach versehen wird.
2. RIEGEL (BK2)
Zur Abschottung der Lärmemissionen streckt sich der Baukörper
entlang der Mariatroster Straße um die dahinterliegenden Baukörper
zu schützen. Straßenseitig werden die Erschließungsflächen
untergebracht. Diese dienen als Puffer zwischen Straße und Wohn-
sowie Schlafräume, welche sich in Richtung Innenhof hinrichten.
Die bestehenden Bäume im Süden des Bauplatzes bleiben dank dieser
Form erhalten. Durch den erforderlichen Abstand zu den bestehenden
Baumkronen und Wurzellbereich ergibt sich die Gebäudetiefe des
Riegels. Der Baukörper wird mit einem Kaltdach versehen um den
Siedlungscharakter aufzubehalten.

3. REGELBAUKÖRPER (BK3-7)
Durch die Optimierung der Grundrisse und die Anlehnung an den
Proportionen des Gruberwirts ergibt sich auch die dritte Typologie
nämlich der Regelbaukörper - Dieser wird je nach Position am Bauplatz
zwei- bis viergeschossig aufgestellt. Diese sind wesentlich um die
Siedlungsstruktur abzuschließen und den Flair des Dorfcharakters
aufrechzuerhalten.
ANORDNUNG, ZONIERUNG & NUTZUNG
Die Baukörper werden, mit Rücksicht auf der umliegenden Bebauung,
sowie unter Berücksichtugung, der bereits erwähnten Gegebenheiten
und der optimalen Ausrichtung der Wohnungen entsprechend gedreht
und am Bauplatz aufgeteilt. Durch deren Anordnung und Drehung
ergibt sich ein zentraler, privater Hofbereich.
Dieser bildet das ruhige Herz - ein siedlungsinterner Pocketpark mit
gemeinschaftlich nutzbaren Aufenthaltsmöglichkeiten umgeben von
angehügelten Baumstandorten.
Die Topographie am Bauplatz ermöglicht Raumbildung auf zwei
Niveaus. Um den zentralen Pocketpark vom öffentlichen Gut
abzutrennen, wird dieser leicht angehoben und bildet somit die
Nullebene der Sieldung. Am Rand dieser Ebene befindet ein Hochbeet-
Garten mit Aufenthaltsbereich, welcher den kontemplativen und
kommunikativen Austausch innerhalb der Siedlung fördert.
Darunter befindet sich die Tiefgarage. Diese erschließt 4 von 5
Stiegenhäuser und streckt sich zwischen dem Bestandsgebäude und
den abgerückten Riegel bis zum Straßenniveau hinaus. Die Schwelle
die sich dadurch in Richtung der Mariatroster Straße ergibt, wirkt zur
Abschottung der Lärmemissionen für die dahinterliegende Bebauung,
sowie für den ruhigen Pocketpark.
Die unterschiedlichen Niveaus werden durch Wege und Treppen
erschlossen. Die daraus resultierende Freiraumstrukturen ermöglichen
eine Vielfalt an Nutzungen für diverse Ansprüche. Die Durchwegung
führt vom Niveau Gruberwirt und Café hinunter in die offene Fahrrad-
Tiefgarage und auch hinauf zum zentralen Klimawaldhof.
Der Bauplatz dient hauptsächlich der Wohnnutzung, wobei am
südlichen Entree ein Café vorgesehen wird. (Dieses kann, wenn
erwünscht, auch durch drei 2-Zimmer Wohnungen ersetzt werden).

Das Café bildet die Erdgeschosszone des Riegels an der tiefsten
Stelle des Gebiets und soll als Begegnungszone für die Einwohner
sowohl dieser als auch der umliegenden Siedlungen dienen. Dahinter,
vom Straßenraum geschützt, erstreckt sich unter den Bestehenden
Bäumen der Kinderspielplatz. Ein attraktiver Begegnungspunkt für alle
Generationen! Hier ist der Grad an Öffentlichkeit und Aktivität hoch.
Die restlichen Freibereiche sind dicht begrünt. Intensive
Vegetationsstrukturen puffern die privaten Freiräume zu den
siedlungsöffentlichen Bereichen ab, um ausreichend Privatheit zu
gewährleisten.

BEPFLANZUNG & MIKROKLIMA
Ein klimawirksamer und biodiversitätsfördernder Waldstreifen erzeugt
einen weichen Filter zu den Wohnfreiräumen. Die kühlende Wirkung
dieser Vegetation wird im Zentrum der Wohnfreiräume fortgesetzt.
Die Pflanzenmischung ist an eine Eichen-Buchen bzw. Schwarzkiefern-
Hainbuchen Gesellschaft angelehnt.
Baumbestand:
Von Bedeutung für den Charakter des Ortes sind drei mächtige,
erhaltenswürdige Bäume. Diese werden in den Kinderspielbereich
integriert und erzeugen eine starke Atmosphäre.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt sieht im Nordosten des Gruberwirts einen zweigeschossigen Anbau vor, welcher die maximal förderbare Fläche minimal überschreitet. Bei der umfassenden Sanierung wird die Rücksicht auf das statische System des Bestandes als positiv erachtet, wohin gehend die aufgesetzten Dachgauben, vor allem entlang der Mariatroster Straße, kritisch gesehen werden.

Der schmale Baukörper entlang der Mariatroster Straße ermöglicht das Erhalten der 3 Bestandsbäume. Dahinter spannen die locker angeordneten Satteldachhäuser einen zentralen begrünten Platz auf. Die Positionierung des 3-geschossigen Baukörpers wurde diskutiert und ist im Zusammenhang mit dem Höhensprung des Geländes zu hinterfragen. Die Fahrradabstellplätze wurden unterirdisch situiert, können aber durch ihren direkten ebenerdigen Zugang von der Mariatroster Straße überzeugen. Müllräume werden gänzlich vermisst und die Lage der Tiefgaragenabfahrt wird hinsichtlich der nahen Lage zur Mariatroster Straße sehr kritisch gesehen.

Positiv gesehen wird, dass durch die Satteldächer auf den Bestand und das ländliche Umfeld Rücksicht genommen wurde und mit den Außenanlagen auf die topografischen Rahmenbedingungen reagiert und ein attraktives Ensemble geschaffen wird.

Anmerkungen A10-8

Laut Vorprüfbericht konnte die angegebene Anzahl an Fahrradabstellplätzen nicht eindeutig überprüft werden.
Die einstreifige Tiefgaragenrampe ist sehr nahe an der Landesstraße situiert. Es ist mit dem Land Steiermark abzustimmen, ob diese Lage so beibehalten werden kann, oder z.B. am Anfang der Rampe eine Warteposition für ein einfahrendes Fahrzeug zu berücksichtigen ist.
Es konnte keine Müllsammelstelle festgestellt werden.
Ansicht Süd-Ost

Ansicht Süd-Ost

Wettbewerbsplakat 1

Wettbewerbsplakat 1

Ansicht Süd-West

Ansicht Süd-West