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Projektwettbewerb, offenes Verfahren | 04/2024

Neubau Erweiterung Primarschule und Kindergarten in Zuoz (CH)

horisberger wagen architekten gmbh

horisberger wagen architekten gmbh

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 22.000 CHF

horisberger wagen architekten gmbh

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

dsp Ingenieure & Planer AG

Tragwerksplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

Jan Czerwinski

Kunst

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «MAURUS E MADLAINA» orientiert sich an die bestehende dörfliche Siedlungsstruktur und versteht sich als morphologische Dorferweiterung von Zuoz. Zwei kompakte, vier- und dreigeschossige Baukörper stehen nahe beieinander und orientieren sich zugleich an die Via Nouva als auch an die Via Plagnoula, welche das Grundstück umfassen. Das kleinere Gebäude positioniert sich an der Via Plagnoula und nimmt die geforderten Kindergartenräume und die Spielgruppe auf, während das grössere Volumen parallel zur höher gelegenen Via Nouva steht und Platz für den Mittagstisch und die Primarschule bietet.

Durch die Aufteilung des Programmes in zwei eigenständige Baukörper gelingt es den Projektverfassern, die bestehende Massstäblichkeit und Körnigkeit der umliegenden Bauten in selbstverständlicher Art und Weise aufzunehmen und gleichzeitig grosszügige Aussenräume freizuspielen. Auf jeweils beiden Zugangsniveaus werden zwei grosszügige Platzräume definiert, die als klare Adresse der Schule und des Kindergartens funktionieren und gleichzeitig auch als Pausen- und Aufenthaltsorte überzeugen. Der untere Pausenplatz wirkt jedoch noch etwas leer und könnte auch zwei, drei schattenspendende Bäume für die Aussenbestuhlung des Mittagstisches vertragen. Eine zwischen den zwei Baukörpern aufgespannte Aussentreppe verbindet die beiden Pausenplätze miteinander und schafft damit eine wohltuende Durchwegung des Areals, die an die engen Gassen, Durchgänge und Platzabfolgen des Dorfkernes erinnern.

Als Kontrapunkt zu den befestigten Platzräumen werden im Norden des Areals eine gemeinschaftlich nutzbare Spielwiese und im Süden die privatisierten Aussenspielbereiche der zwei Kindergärten auf zwei Niveaus angeordnet. Gesamthaft gelingt es damit den Projektverfassern eine grosszügige Umgebungsgestaltung zu etablieren, die ohne Resträume auskommt und eine hohe Aufenthaltsqualität verspricht. «Erkauft» wird sich diese grosszügige Aussenraumgestaltung mit einer Tiefgarage im Untergeschoss des Kindergartengebäudes, welche von der Via Plagnoula aus erschlossen wird und die notwendigen Parkplätze aufnimmt.

Im Inneren sind die beiden Gebäude ebenfalls sehr klar und übersichtlich organisiert. Ein im Rücken der Volumen angeordnetes Treppenhaus verbindet alle Ebenen miteinander und führt die Schüler und Kindergärtner jeweils über einen vorgelagerten Garderobenraum zu den einzelnen Haupträumen. Beim südlichen, dreigeschossigen Gebäude liegen die beiden Kindergärten übereinander und verfügen über den gewünschten, direkten Ausgang in die «privatisierten» Spielbereiche. Darüber liegt die Spielgruppe, die aber leider nur über die Garderobe des oberen Kindergartens erschlossen wird und aus Sicht der Nutzer im Obergeschoss zu peripher angeordnet ist.

Im nördlichen, viergeschossigen Baukörper wird der Mittagstisch mit eigenem Zugang im Sockel platziert, während sich die Primarschule dann ab der Via Nouva über drei Geschosse in die Vertikale erstreckt.

Aus Sicht der Nutzer bietet diese konsequente Aufteilung des Raumprogrammes auf zwei Gebäude einerseits Übersicht und Klarheit, andererseits aber auch eine etwas zu starre und wenig flexible Nutzbarkeit. Mögliche Synergien zwischen der Schule und dem Kindergarten bleiben damit leider weitestgehend unerschlossen und auch bezüglich des Unterhalts bringt die Aufteilung in zwei Gebäude gewisse Nachteile.

Konstruktiv wird eine wertige, robuste und nachhaltige Bauweise vorgeschlagen. Die Aussenwände bestehen aus einem vorgesetzten, selbsttragenden und mit Kalk verputzten Einsteinmauerwerk, während im Inneren eine raumhaltige Holz-Tragstruktur mit schlanken Holzrippendecken eine beschützende und inspirierende Lernatmosphäre bietet. Die verputzten Fassaden erhalten über die zwischen die Fenster eingefügten Sgraffito-Felder eine vertikale Gliederung und fügen sich gut in den baulichen Kontext der umliegenden Engadiner Häuser ein. Betreffend Wirtschaftlichkeit liegt das Projekt aufgrund der Aufteilung in zwei Gebäude und der unterirdischen Tiefgarage leider über den geforderten Zielkosten.

Gesamthaft handelt es sich bei «MAURUS E MADLAINA» um ein äusserst interessantes Projekt, welches seine Stärken in der primären städtebaulichen Setzung und den grosszügigen Aussenräumen hat, in der betrieblichen Nutzung dann aber aufgrund der kleinen Grundflächen der zwei Häuser gesamthaft zu wenig innere Nutzungsflexibilität bietet und mit der starren Grundstruktur zu wenig auf pädagogisch zeitgemässe und sich stetig verändernde Unterrichtsformen reagieren kann.