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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024

Neubau Wohnanlage in Sulzberg-Ried

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

be_planen Architektur GmbH

Architektur

Hinnenthal Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Josef Neubauer Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Mit dem Ausgangsgedanken Wohnraum für alle Menschen in Sulzberg-Ried zu schaffen, ist eine neue Wohnlage mitten im Ort entstanden. Dabei wurde auf die optimale Einbettung in die Siedlungsstruktur und das Erfüllen der Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner*Innen besonders viel wert gelegt.
So entstehen drei Wohnhäuser unterschiedlicher Größe auf dem Grundstück.
Ausgangslage für das städtebauliche Konzept war es, das Vorhandene kennen zu lernen und die Merkmale mit aufzunehmen, um keinen Fremdkörper mitten im Dorf zu schaffen.
Die Conclusio aus dieser Analyse war die Körnung, Proportionalität, sowie auch Dachform als wesentliche architektonische Punkte mitaufzunehmen.
So war es im städtebaulichen Kontext besonders wichtig die Baumasse aufzuteilen und so drei kleinere Baukörper zu schaffen, die sich der Körnung und Proportionalität der Umgebung anpassen. Durch das Schaffen dreier Wohngebäude entstehen spannende Zwischenräume und Plätze, die optimal für den Freiraum genutzt werden können. Das Aufnehmen der topografischen Lage in der Baukörperfindung war ein elementarer Baustein

Beurteilung durch das Preisgericht

Basis des Entwurfes ist eine robuste städtebauliche Konfiguration aus drei Einzelbaukörpern, die einen Innenhof umgeben. Die Körnigkeit der Bebauung fügt sich gut in die Umgebung ein. Nach Außen ergeben sich an der Nordseite durch den geringen Gebäudeabstand städtebauliche Zwängungen zum Bestand. Der Innenhof befindet sich auf einem horizontalen Plateau über der Tiefgarage. Die Einnivellierung des Höhenniveaus versucht den Geländeversprung möglichst gleichmäßig von Norden nach Süden auszubilden. Um im Inneren einen Freiraum auszuformulieren, werden die Baukörper stark an die äußeren Grundstücksgrenzen geschoben. Dies gelingt jedoch nur mit äußerst geringen Abständen zwischen den Gebäuden, die sehr kritisch gesehen werden.
Trotz des nahen Heranrückens der Bebauung an die südöstliche Grundstücksecke wird die Einsehbarkeit in den Straßenraum gewährleistet.

Durch die Setzung der drei Gebäude entsteht ein zentraler Hofbereich, welcher die wesentlichen Freiraumfunktionen aufnimmt. Die Arbeit präsentiert sich mit einem detaillierten Durcharbeitungsgrad, dessen Qualität grundsätzlich gewürdigt wird – auch weil die Belange von Biodiversität und Regenwassermanagement deutlich in den Entwurfsgedanken einfließen. Die Integration der Retentionsmulden in die Topografie bedarf jedoch weiterer Erläuterung. Gleiches gilt für die durch die Tiefgarage unterbaute Retentionsfläche. Die Programmierung des Freiraumes erlaubt in gewissem Masse eine individuelle Aneignung und bietet zugleich Spiel- und Aufenthaltsflächen. Die nicht nutzbaren Vegetationsflächen im direkten Anschluss an die privaten Terrassen werfen jedoch die Frage nach einer besseren individuellen Nutzbarkeit der Grünflächen auf.

Weiterhin wird die starke Programmierung des Freiraumes, welche wenig Möglichkeiten zur individuellen Aneignung und zum gemeinschaftlichen Miteinander zulässt, kritisch hinterfragt. Dem Wunsch einer barrierefreien Durchwegung wurde grundsätzlich nachgekommen. Nach Außen kommuniziert der Freiraum im Osten und Süden über schmale und mit ökologischen Funktionen belegte
Grünflächen. Der Gemeinschaftsraum liegt etwas abseits auf der Südseite und profitiert mit eigener Terrasse von der Blickbeziehung Richtung Berge. Die Anordnung der Gemeinschaftsterrasse hat aber zur Folge, dass der westliche Baukörper entsprechend weit an die nördliche Grundstücksgrenze rückt und dort einen sehr engen Freiraum generiert.

Von der Quartiersmitte aus werden die Gebäude logisch erschlossen. Die Anordnung der erdgeschossig angeordneten Nutzungen lässt jedoch Zweifel an einer gemeinsamen Mitte aufkommen. Die Gebäude sind als Zwei- bis Vierspänner organisiert und erfüllen den geforderten Wohnungsmix. Die Wohnungen weisen vereinzelt in den ersten beiden Geschossen gute Zuschnitte auf, werden jedoch übereinander typologisch nicht identisch ausgeführt. Dies führt zu einer sehr hohen Anzahl an unterschiedlichen Wohnungstypologien. Die Ausführung der Wohnungen im Dachgeschoss mit hohen Fluren im Bereich der Firstmitte und schmalen, teils niedrigen Räumen am belichtbaren Rand lässt viele Fragen offen. Der gewählte Treppenhaustypus wurde hier kritisch hinterfragt.
Die privaten Freibereiche werden in den Obergeschossen als Loggien ausgeführt, im EG jedoch unterbaut, was zu aufwändigen Konstruktionen führt. Die Tiefgarage wird mit mehreren Fahrspuren etwas kompliziert erschlossen. Die erforderlichen Pkw- und Fahrradstellplätze werden im Wesentlichen nachgewiesen.

Die Gebäude werden als Massivholzkonstruktionen konzipiert. Der hohe Einsatz von Holz und Lehmbauteilen wird als wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit und kreislaufgerechtem Bauen anerkannt. Die Fassaden versuchen einen dem einfachen Bauen angemessenen Ausdruck zu finden. Der fehlende Dachüberstand wird kontrovers diskutiert.

An die Wirtschaftlichkeit stellt die Arbeit mit vielen Wohnungstypologien, mit drei Treppenhäusern und drei Aufzügen durchaus noch Herausforderungen.

Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Ansatz zur Lösung der Aufgabe dar und zeigt eine Vielzahl zeitgemäßer Aspekte, die aber an eine Umsetzung durchaus noch Anforderungen stellen würden.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Schnitt

Schnitt