modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2024

Quartiersentwicklung Pottacker in Hattingen

Pottacker Seite 1

Pottacker Seite 1

2. Preis

Preisgeld: 16.000 EUR

TOR 5 ARCHITEKTEN BDA

Stadtplanung / Städtebau

bueroKleinekort architecture | urbanism | research

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Wettbewerb Baugebietsentwicklung | Leben am Pottacker

Eine „langfristig tragfähiges“ Konzept zu entwickeln steht in Vordergrund unserer Planung. Der Focus auf eine robuste Struktur, die räumlich-funktional im Sinne der Anforderungen „KlimaQuartier.NRW“ funktioniert, ist der Leitfaden.
Die vorgegebene Baustraße in nord-südlicher Richtung ist mit ihren Querungen in die benachbarten Quartiere das Gerüst, an dem die Bausteine sich aufreihen. Ein Duktus aus Erschließungen, entweder an Wohnhöfen oder direkt an den verbindenden Achsen lässt abwechslungsreiche Aufenthaltsbereiche in der gerichteten Struktur entstehen.
Zwei Mobility-Hubs mit ca. 200 Stellplätzen, vom Pottacker und der Feldstraße erschlossen, machen das Quartier autoarm und die Wohngebäude durch den Verzicht auf Tiefgaragen wirtschaftlich. Die Mehrfamilienhäuser im Norden sind viergeschossig plus Staffelgeschoss, die südlichen haben eine Etage weniger. Dargestellt sind erprobte, ca. 14.00 m tiefe Baukörper, die sehr flexibel auf investorische Anforderungen reagieren können. Zwischen 3 und 6 WE können pro Etage entstehen, barrierefrei, nachhaltig und falls gewünscht uneingeschränkt förderfähig. In Holz- oder Holzhybrid-Bauweise sind hier ca. 23.600 m² BGF für Wohnen und ca. 800 m² BGF für die Kita dargestellt. Je nach gewünschtem Wohnungsmix können so ca. 240 bis 260 WE entstehen. Zeitlich versetzte Bauabschnitte sind leicht in 3 oder 4 Abschnitten denkbar, Voraussetzung ist jeweils einen Mobility-Hub mitzuentwickeln. Die Hubs sind so erdacht, dass sie in ferner Zukunft auch wieder zu Wohnzwecken umgebaut werden können.
Die begrünten Dächer sind als Retentionsflächen konzipiert und mit PV-Anlagen belegt, die Wärmeversorgung und ggf. Kühlung geschieht über geothermische Wärmepumpen. Diese würden als Nahversorgungsnetz in den Hubs integriert werden, um nicht jedes Haus einzeln mit der Wärmetechnik auszustatten.
Die Erschließungswege sind als Spielstraßen, Fuß- und Fahrradwegeverbindungen gedacht. Lieferverkehr, Feuerwehr und Müllabfuhr müssen die Wege benutzen können, auch die Kita kann angefahren werden und verfügt über einige Stellplätze. Die Freiflächen sollen zum urban-gardening einladen, ein Mix aus Hochbeeten, Obstbäumen, heimischen Bäumen, Sitz- und Spielangeboten entstehen. Bodengebundene Fassadenbegrünung würden wir an den Fassaden zur Nord-Südachse vorsehen.
Regenwasser wird oberflächig in naturnah begrünte Retentionsmulden geführt, besonders erhaltenswerter Baumbestand wurde in der Planung nach Möglichkeit erhalten.
Fahrradgaragen/Häuser sind jeweils an den Wohnhöfen vorgesehen, bei der Müllentsorgung gehen wir zunächst von Unterflur-Containern aus.
Wettbewerb Baugebietsentwicklung | Leben am Pottacker

Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, der zeitgemäße Nachhaltigkeitskriterien für den Klimaschutz und gesundes Wohnen erfüllt ist keine triviale Aufgabe. Es braucht dazu möglichst kompakte, bestens gedämmte Gebäude, die wenn sie primär aus Holz gebaut werden sollen, eine additive, elementierbare Struktur benötigen. Eine gewisse Dichte benötigt es, um den Flächenverbrauch für neue Wohngebiete zu rechtfertigen…
In dieser Planung wird ein durchschnittliches A/V-Verhältnis von 0,35 erreicht, es entstehen ca. 31.000 m² BGF (oberirdisch), ziemlich genau wird die Grundflächenzahl von 0,40 erreicht und eine Geschossflächenzahl von 1,37.
Von den knapp 30.000 m² Wettbewerbsgebiet ist ca. 1/3 öffentlicher Raum, 2/3 sind die Grundstücksflächen für die Gebäude, auf die sich die Dichteangaben beziehen.
Die eingeschossige KiTa im Süden hat ca. 750 m² BGF und eine Außenspielfläche von ca. 1.500 m².
Es entsteht ein städtebauliches Bild, dass die Lücke im Stadtbild im Sinne Stadtreparatur schließt, die einst für eine Straßenverbindung vorgesehen war. Die gewohnten fußläufigen Verbindungen werden gestärkt und die direkte Verbindung zur Altstadt ermöglicht. Die neuen Baukörper binden die bestehenden Gebäude in einer blockartigen Quartiersstruktur ein, stiften mit der neuen Nord-Süd-Verbindung dennoch eine eigene Identität.


Beurteilung durch das Preisgericht

Im Rahmen des schmalen Zuschnitts des Plangebietes ist der Entwurf streng linear und orthogonal angelegt. Die gestalterische Strenge geht aber nicht zu Lasten stadt- und sozialräumlicher Qualitäten. Trotz des „engen Korsetts“ gelingt es, eine gewisse Vielfalt an Wohnhöfen und kleinen Platzräumen zu entwickeln. Zusätzlich wird durch unterschiedliche Stellungen und Dimensionen der Baukörper eine räumliche Vielfalt erzeugt.

Darüber hinaus weist der Entwurf zwei Besonderheiten auf: In der Nähe des Quartierseingangs an der Feldstraße ist ein Obstbaum-Hain in markanter Gestaltung angelegt, der über die Plangebietsgrenze hinweg unter Einbezug des heutigen Grabelands einen Freiraum überstellt, der zwar von der Quartierserschließung diagonal gekreuzt wird, aber dennoch mit seinen Nutzungsangeboten ein Kristallisationspunkt für die Nachbarschaft werden kann. Und in diesem Entwurf ist der Kita-Standort am Südende des Plangebiets verortet, was hinsichtlich des Einzugsgebietes eine überlegenswerte Anregung ist.

Die beiden Mobility-Hubs sind gut positioniert und so entwickelt, dass sie in Wohnungen umgewandelt werden können, wenn der Stellplatzbedarf sinkt oder sich ein anderer Standort vis-à-vis anbietet.

Ein Manko der Arbeit ist allerdings die eingeschränkte Spreizung unterschiedlicher Haus- und Wohnformen. Die durchgängig vergleichsweise hohe Geschossigkeit führt zu einer entsprechenden Dichte, was kritisch gesehen wird, auch wenn die Bebauung nicht massiv wirkt. Eine Konsequenz dieser Dichte ist aber, dass die Bebauung einen starken Eingriff in den Gehölzbestand zur Folge hat, was als erheblicher Nachteil der Arbeit angesehen wird.

Trotz dieser Einschränkungen würdigt das Preisgericht den Entwurf insgesamt für seine städtebauliche Klarheit und wertvollen Anregungen.
Pottacker Seite 2

Pottacker Seite 2