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Studienauftrag | 03/2024

Sanierung und Erweiterung Verwaltungsliegenschaften in Kreuzlingen (CH)

Visualisierung

Visualisierung

Teilnahme

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Architektur

Vollenweider Baurealisationen

Projektsteuerung

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

zehnder & kälin AG akustik und bauphysik

Bauphysik

Erläuterungstext

Studienauftrag „Sanierung und Erweiterung Verwaltungsliegenschaften“ in Kreuzlingen
Das Projekt Simultaneaum schlägt einen öffentlichen Raum (Forum) an der Hauptstrasse zwischen den bestehenden, historischen Punktbauten des Stadthauses und des Kinos Bodan vor. Das neue Gebäudevolumen entsteht in zweiter Reihe und vermittelt mit seinen zwei Trakten zwischen den verschiedenen Ausrichtungen vor Ort. Der südliche Gebäudetrakt orientiert sich an der Marktstraße und bildet eine direkte Erweiterung des bestehenden Stadthauses. Dessen rückwärtiger Anbau wird bis auf den Kern um den Lichthof zurückgebaut, welcher zu einem vermittelnden Element zwischen Alt- und Neubau wird. Der Nordtrakt nimmt die Orientierung der Hauptstrasse auf und führt somit die Raumkante des Kino Bodan weiter und definiert eine klare Linie zu den nördlichen Wohnbauten. Dieser rahmt auch den an der Marktstrasse gelegenen Brunnenhof ein und schließt diesen konsequent ab. Zwischen den beiden Trakten und Freiräumen vermittelt eine offenere Ge-bäudezone mit der Hauptfassade. Die neue Stadtloggia vor dem Kino fasst den Raum des Forums ein und verleiht dem Kino, welches zum Kulturraum umgenutzt wird, eine öffentliche Fassade zum Platz hin. Die Aus-senfassaden aus warm durchgefärbtem Kalksandstein nehmen die Idee der Lochfassaden der Bestandsbau-ten auf und interpretieren diese neu. Die Fassade zum Forum und die Attika formulieren mit einer Holz-Pfosten-Riegel Fassade mit höherem Öffnungsgrad eine klare Adressierung und zeigen den öffentlichen Charakter des neuen Verwaltungsgebäudes.
Das Freiraumkonzept integriert die Qualität des Bestands mit dem alten Hauptbau an der Straße und den da-hinter liegenden Gärten. Es transformiert diese in eine Anlage mit drei klar lesbaren und verschränkten Orten. Der Charakter dieser Orte erhält dabei in Abhängigkeit zu den adressierten Nutzergruppen und -arten eine filigranere oder großzügigere Sprache. Der Brunnenhof an der Marktstraße wird erhalten und durch kleinere Ein-griffe transformiert und aufgewertet. Das Forum ist der neue grosszügige Identifikationsraum, weist eine Platz-gestaltung mit grösserem Öffentlichkeitscharakter mit klarer Adressierung als Hauptzugang der Verwaltung auf und ist nutzbar auch für verschiedene Veranstaltungen. Der Gartenraum fungiert in diesem Freiraumgerüst als Rückzugsort, in dem sich der sanfte Übergang zu den benachbarten Siedlungsstrukturen und Gartenräumen ankündigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept der miteinander über die Eingangshalle verbundenen starken Freiräume mit "Stadtforum" und "Brunnenhof" wurde beibehalten und weiterentwickelt. Die städtebauliche Volumetrie mit einem fünfgeschossigen Mittelbau und zwei Seitenflügeln, von denen der eine direkt mit dem alten Stadthaus verbunden ist, folgt der Logik der Freiräume. Allerdings bringt die Massigkeit des Baus mit seinen mächtigen Seitenflügeln und dem hohen Zentralbau eine unerwünschte Dramaturgie des Stadtraumes mit sich, der sich schlecht mit den historischen Gebäuden verträgt, und diesen zu nahekommt. Der Massstabskontrast würde sich mit einer Aufstockung für die langfristigen Reserven noch verstärken. Das Anbauen an das alte Stadthaus mit Abbruch des Erweiterungsbaus vereinfacht die betriebliche Verbindung und beruhigt die Gebäudesilhouette im Vergleich mit der Zwischenabgabe, aber der Massstabssprung gegenüber dem Schutzobjekt wirkt immer noch erdrückend. Obwohl der Abbruch des Stadthausanbaus nicht ausgeschlossen ist, müsste durch die neue Situation an dieser Stelle ein Mehrwert entstehen. Dies bleibt das Projekt schuldig: Das Splitlevel zum Stadthaus bleibt bestehen. Die "Loggia" ist vom Kino Bodan losgelöst und in seiner Gestaltung dem Ort angemessen und attraktiv. Dem Kino Boden wird eine Ladenfläche, Wohnungen und ein Kulturraum eingeschrieben. Letzterer scheint als Synthese gedacht für die gewünschten Nutzungen Bibliothek und Vereinslokal. Das Freiraumkonzept gliedert sich in drei gut erkennbare und miteinander verbundene Bereiche. Je nach Zielgruppe und Nutzung erhalten diese Bereiche unterschiedliche Gestaltungsmerkmale: Der Brunnenhof an der Marktstrasse bleibt erhalten, wird jedoch durch kleine Anpassungen aufgewertet. Das Forum dient als grosser Identifikationsraum und öffentlicher Treffpunkt, der als Haupteingang zur Verwaltung fungiert und für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden kann. Der Gartenbereich bietet einen Rück- zugsort und markiert einen sanften Übergang zu den umliegenden Siedlungsstrukturen und Gärten. Die Ausgestaltung der Bereiche wird durch den guten Einsatz spezifischer Vegetation gestärkt. Auch funktional entsteht ein Mehrwert für die Öffentlichkeit, stärkt so den öffentlichen Ort. Trotz dieser klaren Struktur der Freiräume bleiben Fragen offen: Ist die der neuen Loggia vorgelagerte Baumstruktur nicht zu viel? Ist die grosse Geste des Platzes durch das Haus mit dem Nebenbau für die Velos richtig aufgefangen? Wird durch den Zusammenbau von Neu- und Altbau die Durchwegung zu stark eingeschränkt? Die innere Organisation ist klar und ebenfalls konsequent auf die Gebäudefigur mit Mittelteil und Seitenflügel abgestimmt. Die transparente und einladende, sorgfältig gestaltete Eingangshalle beherbergt den Empfang. Die Schalter sind in den Obergeschossen zum Platz orientiert in grosszügigen, eher überdimensionierten Hallen untergebracht. Das Unterbringen der kundenintensiven Schalter im Obergeschoss wird von der Verwaltung eher kritisch betrachtet. Die Struktur der Büroräumlichkeiten ist flexibel und könnte auch eine zentralere Anordnung der Sitzungszimmer ermöglichen. Der Ausdruck des neuen Verwaltungsgebäudes ist wieder konsequent aus der Figur und die innere Struktur abgeleitet: Die offenen vertikalen Hallen, die mit ihrer strukturellen Holz-Glas-Fassade die Öffentlichkeit zum Platz hin abbilden sind einladend und attraktiv. Die geschlosseneren Seitenflügel sind mit Kalksandstein materialisiert. Die Haltung ist grundsätzlich nachvollziehbar. Aber der bestehende Stadtraum dazu scheint nicht der Richtige. Die Situation ist zu beengt und die Materialität zu fremd. Die brandwandartigen Endfassaden der Seitenflügel treten zu prominent am Platz in Erscheinung. Der konstruktive Ansatz eines Stahlskelettbaus mit Holzwandausfachungen ist denkbar. Die Kombination mit einem Kalksandsteinmauerwerk wird jedoch kritisch betrachtet. Die Flachdecken, sowie die Kalksandsteinmauern sind in Bezug auf CO2-Emissionen ungünstig. Bezüglich Kosten liegt das Projekt leicht über dem Durchschnitt. Dieser Projektvorschlag nutzt die Chance mit einem öffentlichen Bau grosszügige öffentliche Räume zu schaffen und den Kreuzlingerinnen und Kreuzlingern einen Begegnungs- ort sowie ein zeichenhaftes Stadthaus zu schenken. Leider ist es nicht gelungen, den Gedanken in eine für den Kontext der historischen Bauten verträgliche Figur und Ausdruck überzuführen. Auch wenn das Projekt in sich stringent und gut ausgearbeitet ist.
Visualisierung

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Modell

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