Als erste Adresse und Gesicht der Stadt transformiert sich das Bahnhofsumfeld in einen repräsentativen Stadteingang. Ein klares Freiraumgerüst lässt das Umfeld als kohärentes Ensemble zusammenwachsen und reaktiviert die historische Verbindung über die Bahnhofsstraße zur Innenstadt. Durch seine Lage und Funktion nimmt das Bahnhofumfeld eine wichtige Rolle im städtischen Gefüge ein und schafft es zukünftig wichtige Impulse hinsichtlich einer nachhaltigen Stadt- und Freiraumentwicklung zu setzen. Entwickelt wurde ein Stadteingang, der die verschiedenen Mobilitätsansprüche miteinander vereint, eine klar ablesbare Verknüpfung zur Innenstadt schafft und Reisende Willkommen heißt. Die ganzheitliche Gestaltung reaktiviert den Tabakspeicher und entwickelt ihn zum zentralen Knotenpunkt des übergeordneten Konzepts. Als visueller Ankerpunkt interpretiert er die historische Verbindung zwischen Bahnhofsgebäude und Bahnhofsstraße neu und legt sie an der Gemengelage vorbei. So wird der historische Tabakspeicher als städtebauliches Pendant des Hauptbahnhofs inszeniert und definiert gleichzeitig das Rückgrat des Raumgefüges. Der klar ablesbaren städtebaulichen Geste folgend, entstehen entlang des Scharniers Grünflächen, die die neue Hauptwegeverbindung zwischen Bahnhof, Tabakspeicher und Bahnhofsstraße im Sinne einer klimaangepassten Stadtentwicklung qualifizieren. „Park statt Parkplatz“ ist die Devise und beschreibt den neuen Charakter des Ortes als Blau-Grünen Stadteingang. Trotz der vielen Belange eines so funktionalen Ortes entwickeln sich grüne Kulissen, die vielseitig nutzbar sind, entschleunigen und zum Verweilen einladen. Locker eingestreut, rahmen die Grünflächen wichtige Orientierungspunkte und prägen eine grüne Kante zur Gemengelage aus. Im Zentrum des neuen Stadteingangs steht das „Blaue Forum“ als repräsentative Platzfläche und Vermittler zwischen Bahnhof, ZOB und Innenstadt. Aus dem Bahnhofsgebäude heraustretend öffnet sich die Platzintarsie mit grünem Rahmen und bietet Reisenden einen vielseitigen Aufenthaltsort. Ein großzügiges Holzdeck unter Baumkronen oder die Sitzkiesel um das Wasserspiel verkürzen die Zeit zum Anschlusszug. Spielende Kinder nehmen vor Allem das Fontänen- und Nebelfeld an oder nutzen die vielseitigen Interaktionsmöglichkeiten der Sondermastleuchten, die zum Beispiel individuelle Lichtszenerien auf den multifunktionalen Platz projizieren. Durch die umliegenden „Schattenhaine“ mit Sitzaufkantungen entsteht ein mannigfaltiger Ort, an dem alle zusammenkommen. Als räumliches Komplement fungiert der „Cafégarten am Tabakspeicher“. Eingebettet zwischen blaugrünen „Regengärten“, dem „Spielgarten“ und dem denkmalgeschützten Gebäude entsteht eine Platzsituation, die durch eine öffentlich Wirksame Nutzung im Tabakspeicher belebt wird. Hauptmerkmal des Cafégartens wird die zentrale Platztribüne, von der aus, sitzend der Blick auf das geschäftige Treiben des Ortes und den ruhigen Grünflächen schweift.
Der zentrale Omnibusbahnhof wird umfassend neuorganisiert und in das freiraumplanerische Gesamtkonzept eingebunden. Eine intuitive Wegeführung und die Erfüllung der Mobilitätsansprüche stehen im Mittelpunkt der Gestaltung. Zugunsten des grünen Charakters des Stadteingangs wird der ZOB kompakter ausformuliert und bündelt zukünftig alle neun Haltestellen in sich. Eine visuelle Verknüpfung stärkt den Bezug zum Bahnhofsgebäude. Die umliegenden Grünflächen umrahmen den ZOB und formen sich an den Haltestellen zu integrierten Sitzgelegenheiten aus. Die begrünten Dächer und Gehölze ermöglichen ein wettergeschütztes Warten im Grünen. Der Anschluss und die Verbindung des Stadteingangs in Ost-West-Richtung spielt für den Fuß- und Radverkehr eine wichtige Rolle. Durch ein barrierefreies östliches und westliches Entrée werden die Zugänge des Bahnhofsumfelds markiert und als einladende Platzsituationen ausformuliert. Zwischen den Plätzen navigiert eine lineare, baumbestandene Freiraumstruktur die verkehrsberuhigte Erschließung. So wird die Verknüpfung und Durchquerung des Stadteingangs inklusive seiner Mobilitätspunkte gewährleistet. Für einen qualitativ hochwertigen Freiraum sorgen die Platz- und Grünflächen im Sinne der ökologischen- und sozialen Nachhaltigkeit zwischen Bahnhofsgebäude und Tabakspeicher. Je nach Programmierung der Fläche entstehen unterschiedliche Schwerpunkte, die Urbanität und Biodiversität fördern. Schattenspendende Baumsetzungen und standortgerechte Unterpflanzungen werden mit Animal-Aided-Design Maßnahmen ergänzt und schaffen so neben ausreichen Wurzelraum, Retentionsvolumen und Abkühlung auch neue ökologische Nischen. Das „Grüne Forum“ und der „Spielgarten“ fokussieren soziale Themen. Als multifunktionale Räume mit urbanen Interventionen bieten sie Möglichkeiten zur Interaktion, Bewegung oder des Entdeckens.
Mobilität
Durch die Strukturierung und Bündelung der verschiedenen Mobilitätsarten qualifiziert sich das Bahnhofsumfeld als zukunftsorientierte Mobilitätsstation. Das Bahnhofsumfeld wird ohne die Durchquerung des motorisierten Individualverkehrs zu einem verkehrsberuhigtem Stadteingang. Die neu entwickelte Parkpalette wird über die Straße Zum Stellwerk erschlossen. Eine Kiss&Ride-Zone auf westlicher Seite ermöglicht ein direktes An- und Abfahren des MIV. Dem Fuß- und Radverkehr wird durch diese Maßnahmen mehr Platz zugesprochen und ermöglicht eine sichere Zuwegung und Umstiege zwischen den verschiedenen Mobilitätsarten. Dem Anlieger- und Lieferverkehr wird eine Anfahrt der individuellen Ziele gewährleistet. Der zukünftige ZOB vereint alle neun Haltestellen und wird separat über die Wasserbreite angefahren, sodass der ÖPNV entkoppelt abläuft. Breite, abgesenkte und markierte Querungen zwischen den Haltestellen, dem Bahnhof und dem Übergang zur Innenstadt ermöglichen eine sichere und barrierefreie Erschließung. Am Kopf des ZOBs ergänzen drei Taxistellplätze das ÖPNV-Angebot. Die bestehende Radstation bleibt erhalten, ergänzend finden sich zukünftig an Eingängen und wichtigen Positionen dezentral verteilte Fahrradbügel und kleine Reparaturstationen. Optional kann ein Teil der Abstellplätze überdacht, zugangsgesichert und mit weiterer E- Lademöglichkeit realisiert und ausgestattet werden.
Parkpalette
Aufgabe und Ziel. Am östlichen Ende des Bahnhofs in Bünde soll eine Parkpalette mit 320 Stellplätzen entstehen. Der Standort des geplanten Neubaus wird geprägt von langgezogenen Gebäuden entlang der Gleise und großflächigen, eher niedrigen Gewerbebauten. Während also auf den ersten Blick das erforderliche Gebäudevolumen für 320 Stellplätze den Maßstab zu sprengen scheint, so fehlt in städtebaulicher Hinsicht ein klarer Rahmen für die Einfügung der Parkpalette.
Ziel des Entwurfes muss es also sein, die große Kubatur der Parkpalette zu gliedern und damit städtebauliche Bezüge zu ermöglichen, die den Neubau zu einem selbstverständlichen Bestandteil des Areals machen. Einfach, funktional und angemessen in Größe, Proportion und Gestaltung – das sind die Leitlinien für die Gestaltung der Parkpalette am östlichen Rand des Bahnhofs in Bünde. Städtebau Um den Neubau der Parkpalette städtebaulich einzufügen, wird das erforderliche Volumen des Baukörpers zweigeteilt. Die südlichen Fahrgassen werden um ein halbes Geschoss abgesenkt und ohne Überdachung ausgeführt. Die nördlichen Fahrgassen werden ebenerdig geplant und erhalten eine Überdachung mit PV-Elementen. Die in der Höhe dadurch klar differenzierten Bauteile werden darüber hinaus im Grundriss so zueinander verschoben, dass an der Nordostecke eine klar gefasste Zufahrtssituation für die PKWs und auf der Südwestecke ein zum Bahnhof orientierter Eingangsbereich für die Parkpalette entsteht. Diese Modellierung des Baukörpers reduziert die gesamte Baumasse auf eine angenehme Proportion und nimmt darüber hinaus die Gebäudefluchten der benachbarten Gebäude auf.
Verkehr
Die Anbindung des Parkhauses an den öffentlichen Straßenraum erfolgt über getrennte Zu- und Abfahrten in der Nordostecke des Gebäudes ausschließlich im Bereich der Straße „Am Stellwerk“. Die Lage der Einfahrt ermöglicht insbesondere bei der Einfahrt genügend Raum für Rückstau auf privatem Grund. Die Verlängerung der Bahnhofstrasse bleibt frei von motorisiertem Verkehr. Die Parkpalette ist in Halbgeschossbauweise mit versetzten Halbrampen konzipiert. Die 317 Stellplätze sind senkrecht zu beiden Seiten der Fahrgasse angeordnet und verteilen sich auf insgesamt vier bzw. acht Parkebenen. In der gesamten Parkplatte herrscht Einrichtungsverkehr gegen den Uhrzeigersinn. Die aufwärtsführenden Rampen leiten den Nutzer an allen Stellplätzen vorbei, während die Lage der abwärtsführenden Rampen im Sinne eines „Short-Cuts“ die PKWs möglichst zügig zur Ausfahrt führen.
Konstruktion
Die Parkpalette ist als Holzskelettbau mit einer tragenden STB-Platte als Fahrbahn konzipiert. Stützen und Träger mit einem Achsabstand von 2.65 m werden in Brettschichtholz ausgeführt und überspannen mit einer Spannweite von ca. 16.25 m die gesamte Fahrbahn inklusive der beidseitigen Stellplätze. Durch diese Konstruktion entstehen vollständig stützenfreie Parkebenen, die maximale Flexibilität und einen hohen Komfort bei der Nutzung der Stellplätze gewährleisten. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über zwei Treppenkerne in Stahlbeton, die sich jeweils an den kurzen Seiten des Gebäudes befinden.
Fassade
Die Fassade ist als vertikal strukturierte Lamellenfassade in Holz konzipiert. Ausgehend von den tragenden BSH-Stützen werden Holzprofile mit unterschiedlichen Querschnitten – von „breit und flach“ bis „schmal und tief“ – und mit variierenden Abständen am Rohbau montiert. Die dadurch entstehende Plastizität mit an- und abschwellender Transparenz gliedert den Baukörper in der Länge und bildet mit einfachen Mitteln den modularen Charakter des Gebäudes nach Außen ab. Die Fassade übernimmt neben dem Sichtschutz auch die Funktion der Absturzsicherung, während der Anprallschutz für PKWs durch horizontale Stahlprofile sichergestellt wird.