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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024

Neugestaltung Bahnhofsumfeld in Bünde

Gesamtlageplan

Gesamtlageplan

Anerkennung

Preisgeld: 15.000 EUR

Kortemeier Brokmann Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Bockermann Fritze IngenieurConsult GmbH

Verkehrsplanung

BKS Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

LEITBILD
Der Bahnhof Bünde soll im Stadtraum als eigenständiger, Identität stiftender, Funktionsraum, als neuer Mobilitäts-Hub, sichtbar werden. Die einzelnen Bereiche werden daher funktional wie auch insb. gestalterisch zusammengezogen und aus einem „Guss“ gestaltet.
Letzteres gelingt vor allem über sich wiederholende Elemente des Hochbaus, wie z.B. Fassaden und Dächer, aber auch über wenige, aber großflächig eingesetzte, Elemente der Freiraumplanung wie Vegetation und Belagsmaterialien. Funktional werden die einzelnen Funktionsbereiche insbesondere für die schwächeren Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Fahrradfahrer besser untereinander vernetzt sowie überschaubar und gefahrfrei gestaltet. Der MIV wird daher aus dem zentralen Planungsraum herausgehalten. Die Erstellung eines weitgehend klimagerechten Stadtraums ist ebenfalls ein übergeordnetes Ziel. Helle Belagsmaterialien zur Erhöhung der Albedo, Bereitstellung von großflächigen, grünen Retentionsräumen, Dachbegrünungen, Baumerhalt und Baumneupflanzungen sind ebenso Maßnahmen wie z.B. die mögliche Wiederverwendung von Belagsmaterialien.

BAHNHOFSVORPLATZ
Der Bahnhofsvorplatz bildet das zentrale, alle Funktionsbereiche verbindende, Gelenk. Er ist offen und übersichtlich gestaltet, nicht mehr durch den MIV geprägt, sondern bietet – neben einem gewünschten Bushalt – an seinen Rändern vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten für Reisende.

ZOB
Der neue ZOB wird in gleicher Lage jedoch mit veränderter Geometrie barrierefrei umgestaltet und für zukünftige Entwicklungen im ÖPNV-Bereich neu konzipiert. An jedem der insgesamt 9 Haltepunkte können Solo- und Gelenkomnibusse individuell an- und abfahren. Zusätzlich wird auch der separate Haltepunkt südlich des Bahnhofsgebäudes berücksichtigt und in das neue Gestaltungskonzept barrierefrei eingebunden. Die Warteflächen werden ausreichend breit dimensioniert und Umstiege zwischen den Bussteigen mit Verbindungswegen auf kurzem Weg gewährleistet.
Der neue ZOB fungiert als Bindeglied zwischen den identitätsbildenden Gebäuden des Areals, dem denkmalgeschützten Tabakspeicher und dem Bahnhofsgebäude. Die geschwungene Form der Dächer folgt den versetzten Aufstellungen der Gelenkbusse aus der Verkehrsplanung und betont die Sichtachse zwischen Bahnhof und Tabakspeicher. Die Materialität des Daches greift die Neuinterpretation des historischen Klinkers vom Bahnhof bzw. Tabakspeichers in Cortenstahl wieder auf und stellt somit eine weitere Beziehung zwischen den Gebäuden her. Die Stützen der Überdachung spreizen sich im oberen Drittel in mehrere Abzweige auf, sodass in Zusammenspiel mit den Baumpflanzung im Zwischenraum der Dächer das Bild eines urbanen Waldes entsteht. Um die Bepflanzung zu vervollständigen, werden die Dachflächen ebenfalls begrünt. Ein neuer Pavillon für die sanitären Einrichtungen befindet sich im Nordosten des ZOB.
Westlich des neuen ZOB wird zwischen Speicher und Bahnhofsgebäude eine Wegeverbindung für Fahrradfahrer und Fußgänger erstellt. Die Baumpflanzungen hin zu den Privatgrundstücken, bleiben erhalten und werden großzügig ergänzt, um die rückseitige Gemengelage zu umschließen.

KISS AND RIDE
Der K&R Platz wird westlich des Bahnhofsgebäudes platziert und an die westliche Bahnhofstraße angebunden. Der sog. K&R Steig/ Mobilitätssteig kann auch von Taxen genutzt werden. Zusätzlich werden hier die geforderten Stellplätze für Kurz-, und Langzeitparker errichtet.

BIKE PORT
An den K&R Platz angebunden wird die neue Fahrradstation platziert. Sie ist somit unmittelbar in Bahnhofs- und Gleisnähe über die Bahnhofstraße erreichbar. Mit einem Doppelstock-System werden 110 Fahrradstellplätze geschaffen. Die Kubatur leitet sich aus dem westlichen Gebäudeteil des Bahnhofs ab und auch die Fassadengestaltung wird durch Cortenstahl-Platten aufgegriffen.

PARKPALETTE
Die neue Parkpalette wird im Osten des Bahnhofsareals angeordnet, an identischer Position zum bisherigen Park and Ride Parkplatz. Um die Gebäudehöhe zu minimieren, wird die Parkpalette als Split-Level organisiert, wobei eine Ebene als Untergeschoss ausgebildet wird. Somit verbleiben die Satteldächer des Bahnhofs und Tabakspeichers als höchste Anhaltspunkte. Die Einfahrtsebene 0 mit Ein- und Ausfahrt befindet sich auf Geländehöhe der Straße „Zum Stellwerk“ und die Ebene 1 auf Höhe des Bahnsteigs. Ein und Ausgänge für Fußgänger befinden sich jeweils an den östlich und westlich gelegenen Treppenhäusern. Ebenfalls in der Ebene 0 befinden sich Kassenautomaten sowie 72 zugangsgesicherte Fahrradstellplätze. Insgesamt sind für PKW 309 Stellplätze und 4 Behindertenstellplätze geplant.
Die Fassade der Parkpalette gestaltet sich offen und luftdurchströmt aus vertikalen Cortenstahl-Lamellen, welche im Grundriss eine Zigarren-Form abbilden, analog zu den Lochblechen des Bahnhofs. Durch diese Form und die Tiefe der Lamellen entsteht aus schrägen Blickwinkeln eine überwiegend geschlossene Fassade, die einen direkten Blick auf die PKW minimiert. Ergänzt wird die Fassade durch eine Fassadenbegrünung mit Rankpflanzen, welche aus den organischen geformten Aufweitungen der Parkpalette herauswachsen.
Eine neue Wegeverbindung, verbindet die an der Straße „Zum Stellwerk“ gelegene Parkpalette mit dem Bahnhofsvorplatz. Diese Wegeverbindung bleibt Fahrradfahrern und Fußgängern vorbehalten; lediglich Anlieferverkehr für Bahnhof und Mexim‘s erhält hier Zufahrtsrechte. Die Abgrenzung zu den nördlich und südlich gelegenen Privatgrundstücken erfolgt über Baum- und Heckenpflanzungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit stellt eine gute Lösung für den Bereich vor dem Bahnhofsgebäude dar. Sämtliche Stellplätze für Kiss & Ride-Parkplätze sowie Taxen sind westlich neben dem Bahnhofsgebäude (im Bereich des bestehenden Gebäudes für Fahrradstellplätze) angeordnet, dadurch entsteht eine freie Blickbeziehung beim Verlassen des Bahnhofes in Richtung Stadtmitte.

Die Fahrradstellplätze sind in einem neu geplanten Bike-Port direkt an der Einbindung zur Bahnhofstrasse verortet, wo sie eine sinnhafte Verbindung zu den weiterführenden, nördlich der Gleise gelegenen Schulen bilden.

Lediglich die Stadtbuslinie verbleibt in der Bahnhofstraße in sichtbarer Entfernung zum Eingang und Ausgang.

Die Jury würdigt die klar definierte West-Ost-Verbindung vom Bahnhof bis zur Parkpalette, die durch das Herausnehmen des motorisierten Individualverkehrs eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten lässt und den Stadtraum an dieser Stelle deutlich aufwertet.

Der Bahnhof und das Nachbargebäude erhalten so eine Adresse, attraktive Vorbereiche und Wegeverbindungen.

Die Wegeverbindung und Sichtbeziehung zum Tabakspeicher am westlichen Rand mit dem Fuß- und Radweg überzeugen nicht. Sie werden durch einen Grünstreifen mit Bäumen von der Fläche des ZOB abgeschirmt und dadurch eingeschränkt. Dabei bleibt die vorhandene Grünbepflanzung zu den rückseitigen Grundstücksgrenzen der kleinen Parzellen erhalten und wird noch ergänzt. Der Bereich um den Tabakspeicher erscheint als südlicher Ankerpunkt von der Stadtmitte aus zu beengt und nicht ausreichend gestaltet. Die Parkpalette fügt sich in der Höhenentwicklung gut ein und stellt mit der ruhigen Gliederung der Fassade einen dezenten Bezug zur Historie her. Die Anordnung der Fahrspuren im Inneren der Parkpalette weist jedoch Kreuzungen auf.

Der ZOB stellt mit dem schleifenartig geformten Dach einen Kontrapunkt zur klaren Gliederung der Bahnhofstraße dar. Die geschwungenen Dächer sollen die Verbindung und Sichtbeziehung vom Bahnhof zum Tabakspeicher betonen. Dabei folgen die zu schmalen Dächer etwas zu unruhig den versetzten Anordnungen der Gelenkbusse. Eine übersicht- liche Orientierung erscheint jedoch fragwürdig. Die fehlende klare Orientierungsmöglich- keit für die Busreisenden wird verstärkt durch das Bild des „urbanen Waldes“, der in der Mitte des ZOB zwischen den Dächern entstehen soll.

Die Erreichbarkeit für Reisende gelingt nur an drei Stellen und dient ebenfalls nicht einer einfachen Orientierung. Die Befahrbarkeit für Gelenkbusse ist an einigen Stellen zu eng geplant.

Die Arbeit erscheint wirtschaftlich. Maßnahmen für eine nachhaltige und klimafreundliche Realisierung (Baumrigolen, Retentionsflächen) und die Begrünung der Fassade der Parkpalette sind angemessen vorgesehen.

Insgesamt wird die Stärke der Arbeit im Umgang mit dem Band vom Bahnhof zur Parkpalette gesehen.
Vertiefungsbereich | Kiss & Ride

Vertiefungsbereich | Kiss & Ride

Vertiefungsberiech | Bahnhofsvorplatz / Übergang zum ZOB

Vertiefungsberiech | Bahnhofsvorplatz / Übergang zum ZOB

Detail | ZOB mit Retentionsfläche und Steganlage

Detail | ZOB mit Retentionsfläche und Steganlage

Perspektive | ZOB Richtung Bahnhofsgebäude

Perspektive | ZOB Richtung Bahnhofsgebäude

Schnitte

Schnitte

Parkpalette | Fassadenschnitt & -ansicht

Parkpalette | Fassadenschnitt & -ansicht

Parkpalette | Ansichten

Parkpalette | Ansichten

Parkpalette | Schnitt

Parkpalette | Schnitt

Parkpalette | Grundriss

Parkpalette | Grundriss

Piktogramme

Piktogramme