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Verhandlungsverfahren | 04/2024

Sanierung und Neubau der Grundschule Faßberg im Marktweg, Generalplanungsleistungen

Lageplan

Lageplan

Zuschlag

MOSAIK architekt:innen bda

Architektur, Innenarchitektur

bwp ARCHITEKTEN Nilsson Witt Reinken Part mbB

Stadtplanung / Städtebau

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB

Tragwerksplanung

Elplan GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Das bestehende, ehemalige Grundschulgebäude in Faßberg soll wieder als Grundschule genutzt und darüber hinaus erweitert, umgebaut und in eine Ganztagsschule umgewandelt werden. Auf der Grundlage des Raumprogramms sowie des pädagogischen Konzeptes ist es erklärtes Ziel des Entwurfs, mit dem geplanten Um- und Anbau eine lebendige, inklusive und nachhaltige Symbiose aus Alt und Neu zu entwickeln, die optimale Möglichkeitsräume zur Umsetzung aktueller und zukünftiger pädagogischer Ansätze bietet.

Kontext, Maßstab, Genius Loci
Das Entwurfsgebiet ist geprägt durch seine städtebauliche Lage im kleinteiligen Kern Faßbergs. Die traufständigen Häuser der unter Denkmalschutz stehenden roten Siedlung in direkter Nachbarschaft sind mit Ihrer klaren Form und Materialität identitätsstiftend und definieren den Maßstab und Kontext des Ortes. Das bestehende Schulgebäude und die Kirche fügen sich in Materialität und Habitus in die uniforme Umgebung ein. Der zweite Bauabschnitt ergänzt das Schulgebäude in kopierender Weise und führt nach Außen die bestehende Architektursprache fort. Die ortstypischen Kiefern und der ausgeprägte Baumbestand vervollständigen das idyllische Ortsbild und den Genius Loci des Entwurfsgebietes. Zusammen mit der Kirche, dem Gemeindehaus und der Ladenzeile am Marktweg bildet das bestehende Schulgebäude ein ortsprägendes Ensemble, welches den zentralen Platz im Zentrum Faßbergs umfasst.

Qualitäten bewahren, Bestehendes Nutzen, das Quartier stärken
Der vorhandene Schulbau besteht aus einer langgestreckten Struktur mit einer einbündigen Flurerschließung zwischen zwei abknickenden Kopfbauten am Marktweg und am Fuchsbau. Die Kopfbauten führen in Form und Fassadenlänge die straßenbegleitende Siedlungsbebauung geschickt fort.
Die geringe Gebäudetiefe des Bestands verhindert, ohne statisch aufwendige Eingriffe, eine pädagogisch zukunftsfähige Schulnutzung mit entsprechenden Klassenraumgrößen, Differenzierungsflächen und Marktplätzen.
Der vorgeschlagene Entwurf zur Erweiterung und zum Umbau greift die städtebaulichen Qualitäten des Bestands, den Genius Loci und den Maßstab des Ortes auf. Anstatt eine neue, ortsfremde städtebauliche Figur zu entwickeln, werden die bestehenden Kopfbauten maßvoll im Sinne des Weiterbauens entlang des Marktwegs und des Fuchsbaus ergänzt und weitergebaut. Durch Aufdoppelung in das Innere des Entwurfsgebietes entstehen zwei neue Doppelgiebel als konsequente Weiterführung der Kopfbausystematik. Sie markieren nunmehr eindeutig die städtebaulichen Schwerpunkte der neuen Schule und bieten pädagogisch und brandschutztechnisch optimal nutzbare Baukörpertiefen und Nutzungsgrößen.
Durch die vorgeschlagenen Doppelgiebel fügt sich der Maßstab der Schule in den Kontext der roten Siedlung ein und ergänzt das einzigartige Ortsbild auf sensible und dennoch selbstbewusste Art und Weise.
Die flächensparende und minimalinvasive Ergänzung ermöglicht zudem ein Weiterbauen unter maximaler Erhaltung des ortsbildprägenden Baumbestands.
Komplettiert wird das Ensemble von Schule und Kirche und Ladenzeile durch die neue Einfeldsporthalle, welche auf dem Standort des abzubrechenden Gemeindehauses entstehen soll. Sie fast das städtebauliche Ensemble um den Platz mit angemessener Höhe und Proportion. Durch ihre Doppelnutzung als öffentlicher Ort für Begegnung, Veranstaltung und Sport ist sie optimal an den Marktweg und die notwendigen Stellplätze angebunden, sodass kein zusätzlicher Verkehr am Fuchsbau entsteht.
Alle neuen Nutzungen erhalten ihren Haupteingang vom Stadtplatz und fördern so die Belebung und Bewegung auf dem Platz.

Nutzungsverteilung: Sinnvolle Symbiose aus Bestand, Neubau und pädagogischen Konzept
Die Verteilung der Funktionen in der neuen Schullandschaft vereint die Anforderungen des pädagogischen Konzepts mit einer sinnhaften und wirtschaftlichen baulichen Realisierung unter Berücksichtigung einer optimierten Nutzung des Bestands.
Im Zusammenspiel von Kirchenportal und dem nördlichen Kopfbau der Schule entsteht ein neuer, wohl proportionierter und gefasster Willkommensplatz als gemeinsamer Vorplatz, über den die neue Schule, an gewohnter Stelle, erschlossen wird. Ein überdachter und wettergeschützter Eingangsbereich führt in das einladende neue Herzstück der Schule - das zweigeschossige Foyer, in dem die Geschichte des Gebäudes, das Zusammenspiel von Alt und Neu, mittels der vorhandenen Außenwand der Sporthalle erlebbar gemacht wird. Zentral im Foyer befindet sich der neue Aufzug, der alle Bereiche der Schule barrierefrei und inklusiv miteinander verbindet. Alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer haben den gleichen Weg in der neuen Schule.
In direkter Anbindung an das Foyer befinden sich die übergreifenden und gemeinschaftlichen Nutzungen wie Kochwerkstatt, Kreativwerkstatt sowie das schnell auffindbare Sekretariat und die Verwaltung. Die überhöhte alte Sporthalle wird zur neuen Aula und Mensa umgenutzt. Die Brüstungen der alten Fenster werden bis zum neuen Fußboden zurückgebaut, sodass eine großzügige Arkadenstruktur entsteht, die Aula/Mensa und Foyer gleichsam verbindet als auch sensibel voneinander abgrenzt.
Eine neue Freitreppe verbindet den Ganztagsbereich im 1.OG des nördlichen Kopfbaus mit den gemeinschaftlichen Nutzungen im Erdgeschoss. Die Bibliothek mit direkter Verbindung zum Ganztag wird als Empore in die Aula eingestellt und bietet bei Veranstaltungen eine zusätzliche Galerie. Der Musikraum wird, dem Ratsentwurf angelehnt, vor Kopf der neuen Aula angebaut, und kann zweiseitig auch als Außenbühne zum Willkommensplatz genutzt werden. So gelingt es die Ganztagsnutzungen sowie die gemeinschaftlichen Nutzungen optimal und im Sinne des pädagogischen Raumkonzepts miteinander zu verknüpfen.
Die zum Stadtplatz ca. 1,2 m erhöht liegende Terrasse bietet Außenflächen für die Kreativwerkstatt und die Kochwerkstatt. Sie belebt mit ihren Nutzungen den öffentlichen Ort und ist durch ihre erhöhte Lage trotzdem sensibel geschützt.
Im südlichen Kopfbau entstehen durch Anbau und Erweiterung die neuen Lernhäuser als Lerncluster im Hochparterre und im 1.OG. Sie bieten in Abgrenzung zum Gemeinschaftscluster im Norden Rückzugsraum und Heimat für differenziertes Lernen.
In den neuen Clusterlandschaften werden alle Anforderungen des pädagogischen Konzepts umgesetzt werden. Die zentral im Cluster gelegenen Räume des offenen Ganztags können flexibel genutzt, möbliert und bei Bedarf zusammengeschaltet werden. Aufgeweitete Flurflächen in der Clustermitte bieten ebenfalls Raum für informelles Lernen und Experimentieren.
Integrierte Schränke und Garderoben bieten ausreichend Platz für Material, Spielzeug und Kleidung und bilden die Grundlage eines geordneten und aufgeräumten Lernalltags.
Beide Clustergeschosse sind für eine schnelle Erreichbarkeit untereinander mit einer internen Treppe verbunden, diese gewährleistet gleichzeitig den direkten Zugang zum Schulhof aus dem OG und stellt den notwendigen Rettungsweg sicher.
Alle Klassenräume sind gleichmäßig ausgestattet und verfügen über direkt angeschlossene, gut proportionierte und natürlich belichtete Differenzierungsräume. Eine Erschließung der Differenzierungsräume direkt vom Cluster ist ebenfalls möglich.
Die Lerncluster und das Gemeinschaftscluster werden über den Mittelbau des Bestandsgebäudes miteinander verbunden.
Mit seiner geringeren Gebäudetiefe eignet sich der Mittelbau hervorragend zur Unterbringung der Verwaltungsnutzung. Auf diese Weise wird eine einfache und inklusive Orientierung im Gebäude gefördert und es entstehen kurze Wege im Schulalltag. Durch diese sinnvolle Nutzungszuordnung kann der Bestand mit seinen Potentialen optimal genutzt werden. Aufwendige und kostenintensive statische Eingriffe entfallen. Durch minimale Eingriffe werden vor allen Verwaltungsbereichen aufgeweitete Empfangsbereiche geschaffen, die eine sensible Abstandzone zum Flur ausbilden.
Neben dem Hochparterregeschoss und dem 1. Obergeschoss verfügt das Bestandsgebäude über ein ca. 0,8 m aus dem Erdreich ragendes Kellergeschoss sowie ein Dachgeschoss mit Dachschrägen und kleinen Satteldachgauben.
Mit seiner geringen Raumhöhe sowie der schlechten Belichtungsverhältnisse eignet sich das Kellergeschoss lediglich für dienende Nutzungen wie Lager, Archiv- und Technikflächen.
Das Dachgeschoss würde sich theoretisch durch Aufstockung und umfangreiche Umbaumaßnahmen bedingt zu Schulzwecken eignen. Die Nutzung von Aufenthaltsräumen mit einer Oberkante des Fertigfußbodens (OKFF) > 7 m über Oberkante des Bodens im Außenbereich (OKT) würde allerdings das gesamte Gebäude in einer höheren Gebäudeklasse nach NBauO verorten, wodurch weitreichende, unwirtschaftliche und baulich aufwendige Brandschutzanforderungen ausgelöst würden.
Die neue Einfeldhalle wird mit ihrem Eingang konsequent zum Stadtplatz ausgerichtet. Sie erhält zusätzlich zur Sportnutzung ein kleines Foyer sowie eine Teeküche und Tribüne und lässt sich somit auch für außerschulische Zwecke nutzen.

Fassade und Materialität
Die Fassaden der Anbauten werden als transformatorischer Prozess aus dem Bestand abgeleitet. Hierzu wird das Verhältnis von offenen und geschlossenen Flächen der Bestandsfassade im Sinne einer tageslichtoptimierten Belichtung umgekehrt und auf die Traufseiten der Neubauten angewendet. Hierdurch entsteht eine klare, ruhige und zurückhaltende Ästhetik deren proportionale Verwandtschaft zum Bestand subtil wahrnehmbar ist. Durch bodentiefe Fenster werden gezielte Ausblicke in die beruhigende durchgrünte und baumbestandene Umgebung geschaffen sowie belebende Einblicke aus der Umgebung gewährleistet. Eine offene und einladende Architektur entsteht. Die Giebelseiten der neuen Anbauten erhalten mit Ausnahme des neuen Eingangs, einen reduzierten, symmetrischen Fensterflächenanteil, der die Skulpturalität der ortsbildprägenden Giebel hervorhebt.
Das Fassadenmaterial wird ebenfalls aus dem Bestand abgeleitet und transformiert. Dabei wird ein im Farbton dem ortstypischen Verblender angelehnter Stein verwendet. In Kombination mit einer in Steinfarbe durchgefärbten Fuge entsteht eine zurückhaltende, monolithische und skulpturale Wirkung, die sowohl direkte Bezüge zur Umgebung und zum Bestand aufnimmt, ohne ihn zu kopieren, als auch dem Neubau eine eigenständige, ablesbar neue Erscheinung gibt.
Weiße Betongesimse und Fensterbänke nehmen Bezug auf die Betonfaschen des Bestands sowie die weißen im Kontrast zum Verblender stehenden Fensterrahmen.
Im Gegensatz zum Schulbau erhält die Sporthalle als neuer Solitär eine dauerhaft vorvergraute Holzfassade in Greige- und Brauntönen. In Form, Körnung und Höhe fügt sich die Sporthalle in das städtebauliche Umfeld ein und nimmt Bezüge zur Schulerweiterung auf. Ihre unterschiedliche Materialität lockert das ansonsten klinkerdominierte Ensemble auf und unterstreicht seine besondere Bedeutung für die öffentliche Nutzung.

Nachhaltigkeit und CO² - Reduzierung
Vor dem Hintergrund der global dringend notwendigen Reduzierung des CO² - Fußabdrucks wird der Neubau der Schule in CO2-optimierter Holz- bzw. Holz-Beton-Hybridbauweise errichtet.
Dabei werden die in Schulräumen typischerweise weit spannenden Geschossdecken in Holz-Beton-Verbundbauart (Brettsperrholzplatte=Zugzone, Betonfertigteil=Druckzone) hergestellt. Die Verbundpartner sind am Ende der Nutzungsdauer trennbar, da die Verbundwirkung mit lösbaren
Schraubverbindern erzielt wird. Durch den Beton wird zudem Speichermasse sowie schallschutzrelevante Masse eingebracht.
Leichte Innentrennwände senken den energieintensiven Materialverbrauch und ermöglichen eine flexible Anpassung der Grundrissaufteilung und somit eine optimale Anpassungsfähigkeit auf sich ändernde Raumbedarfe. Die Außenwand wird als nichttragende Außenwand in einer CO2-reduzierten Holzrahmenbauweise errichtet und mit einer selbsttragenden Klinkerfassade verblendet.
Durch die im Wesentlichen „unverklebte“ und somit rückbaufreundliche Konstruktion der Holz-Rahmen-Wandelemente wird auch am Ende der Lebensdauer des Gebäudes eine klimagerechte Weiternutzung der Materialien ermöglicht (Cradle to Cradle Prinzip).
Im Sinne einer nachhaltigen Planung wird auf die Langlebigkeit der Baustoffe, die Berücksichtigung von Wertstoffkreisläufen und den Einsatz von Recyclingmaterialien zur Verringerung der CO² - Emissionen Wert gelegt.
Die Dachflächen der Neubauten sowie Teile der bestehenden Dachflächen bieten eine optimale Möglichkeit für eine großflächige PV-Nutzung.
Das Gebäude wird so geplant, dass durch einfache konstruktive Maßnahmen möglichst auf die Verwendung von kosten- sowie wartungsintensiver Technik verzichtet werden kann. Die Dimensionierung von Fensteröffnungen wird im Sinne der Tageslichtautonomie optimiert. Die Möglichkeit einer natürlichen Belüftung durch öffenbare Fenster wird angestrebt.
Die Sporthalle als Solitär wird als eingeschossiger Bau in nachhaltiger Holzrahmenbauweise geplant. Neben den ökologischen und identitätsstiftenden Aspekten bietet die Holzbauweise den Vorteil einer hohen Vorfertigung und somit einer kurzen Bauzeit auf der Baustelle. Gleichzeitig werden Lärmemissionen minimiert (geräuscharme Baustelle), der Baugrund geschützt und Baustellenflächen nur geringstmöglich belastet.
Im Sinne einer nachhaltigen Weiternutzung muss das bestehende Schulgebäude durch geschickte Nutzungsverortung lediglich minimalinvasiv umgebaut werden. Eine Innendämmung aus Kalziumsilikatplatten, die Dämmung der Kellerdecke sowie der obersten Geschossdecke und der Austausch der Fenster mit Leibungsdämmung bilden den wirtschaftlichen Rahmen einer nachhaltigen Sanierung.

Lowtech vor Hightech - QNG optimierte Planung
Das vorgesehene Material- und Konstruktionskonzept ermöglicht eine Zertifizierung gemäß QNG ohne dabei auf übertechnisierte, kostenintensive Gebäudetechnik zurückgreifen zu müssen. Je nach Zertifizierungssystem sind die jeweiligen Systemgrenzen mit der Zertifizierungsstelle bereits zu Beginn der Planung abzustimmen. Einflussmöglichkeiten der Nutzerinnen und Nutzer z.B. durch manuelle Fensterlüftung sollten gestärkt werden. Dennoch notwendige Technik wird revisionsfähig und austauschbar geplant. Brandschutztechnisch sinnvolle Gebäudeabschnitte ermöglichen in Kombination mit der Stahlbetonskelettbauweise unterschiedliche Umnutzungsszenarien und Grundrissflexibilität.

Technische Gebäudeausrüstung
In der Technischen Gebäudeausrüstung wird die Strategie verfolgt, dass die notwendigen Anforderungen in einem technikarmen Konzept mit dem Anspruch der ausschließlich nachhaltig erzeugten Energien vereint werden. Auf den Einsatz fossiler Energieträger auf dem Campus soll verzichtet werden.
Zur Wärmeerzeugung sollen fast ausschließlich Wärmepumpen zum Einsatz kommen, die Ihre elektrische Energie überwiegend aus Photovoltaikanlagen beziehen. Um Zeiten geringerer regenerativer Energieerträge überbrücken zu können, kommen sowohl Strom- als auch Wärmespeicher zum Einsatz.
Auf eine generelle Kühlung der Gebäude soll auf Grund von effektiven baulichen Maßnahmen wie außenliegendem Sonnenschutz oder der Nachtauskühlung verzichtet werden. Lediglich Räume mit hoher technischer Kühllast, wie z.B. Serverräume, erhalten Split-Kälteanlagen.
In der Beleuchtung kommen ausschließlich LED-Leuchten zu Einsatz, die tageslicht- und nutzungsabhängig gesteuert werden. Eine übergeordnete Gebäudeautomation sorgt für einen optimal abgestimmten Betrieb der Anlagen und erlaubt auch ein visuelles Energiemonitoring für das Facility Management und zur Sensibilisierung der Schüler:innen. Generell soll das Technikkonzept offen gestaltet werden, um auch hier neue Ansätze demonstrieren und in die Lehre mit einbeziehen zu können. Individuelle technische Bedarfe wie Küchennutzungen werden spezifisch im entsprechenden Gebäudeteil realisiert.
Alle neuen Gebäudedächer sowie wesentliche Teile der Bestandsdächer werden mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, deren Gleichstrom durch Wechselrichter in netzkonformen Wechselstrom umgewandelt und im Hausanschlussraum des Gebäudes in das Stromnetz eingespeist wird und darüber dem Gebäude selbst zur Verfügung steht.
Die Steuerung des außenliegenden Sonnenschutzes erfolgt sowohl örtlich als auch über eine Wetterzentrale, welche jeweils die komplette Fassade zentral steuert, um das Gebäude vor Überhitzung zu schützen. Bis auf den Windalarmfall haben die Nutzer:innen natürlich immer die Möglichkeit das System individuell zu übersteuern.
Auf eine Volllüftung der Unterrichtsräume soll zugunsten einer Hybridlüftung mit reduziertem mechanischem Luftwechsel verzichtet werden. Die dafür erforderlichen Lüftungsanlagen sollen im Dachboden witterungsgeschützt und wartungsfreundlich aufgestellt werden. Alle Lüftungsanlagen erhalten eine effiziente Wärmerückgewinnung und werden als dezentrale Geräte ausgeführt, um den individuellen Nutzungszeiten- und Bedarfen gerecht werden zu können. Die Luftmengen werden nach tatsächlicher Schüler:innenanzahl und nicht nach Fläche ausgelegt. Die Fachräume erhalten spezifische Lüftungsanlagen nach Nutzung. Eine Nachtauskühlung der Gebäude im Sommer ist durch die Lüftungsanlagen möglich.
Die Wärmeerzeugung erfolgt durch eine zentrale Wärmepumpenanlage deren Energie aus Erdsonden oder der Umwelt gewonnen und die mit Strom aus Photovoltaik betrieben wird. Diese zentrale Wärmeerzeugung versorgt zur Effizienzsteigerung große Pufferspeicher, die auch ermöglichen, dass die Wärmepumpen vorrangig zu den Zeiten großer solarer Gewinne der Photovoltaikanlagen betrieben werden können. Diese Pufferspeicher können parallel auch durch elektrische Heizstäbe die mit Strom aus den Photovoltaikanlagen gespeist werden zusätzlich erhitzt werden.
Auf eine generelle Kühlung der Gebäude soll auf Grund von effektiven baulichen Maßnahmen wie außenliegendem Sonnenschutz oder der Nachtauskühlung verzichtet werden. Lediglich Räume mit hoher technischer Kühllast, wie z.B. Serverräume, erhalten Split-Kälteanlagen.

Tragwerksplanung
Die Ergänzungsbauten sind für eine ressourcenschonende, modular vorgefertigte Holz-Beton-Verbundkonstruktion bzw. Massivholzkonstruktion konzipiert. Aufgrund des geringen Eigengewichts können damit Mitnahmesetzungen am Bestandsbau weitgehend vermieden werden und zudem die Vorteile einer kurzen Bauphase genutzt werden. Das Verblendmauerwerk nutzt die Bodenplatte des Gesamttragwerks und wird in der raumabschließenden Holztafelwand verankert.
Auch die neue Zwischenebene im Bereich der Turnhalle wird in leichter Bauweise eingesetzt.
Wenige behutsame Eingriffe in die Bestandskonstruktion wurden verträglich mit der Bestandskonstruktion entwickelt. Sie erlauben die Umwidmung der alten Turnhalle an der neuen Entreesituation. Die stirnseitige Wandöffnung wird mit einem Stahlträger überspannt, die Wandschlitze können von der vorhandenen Fußpfette des Dachtragwerks überbrückt werden. Alle Eingriffe lassen sich mit einfachen Mitteln herstellen.
Das Tragwerk der neuen Sporthalle wird als einfache Holzkonstruktion mit Binderdach und Wänden in Holztafelbauart vorgeschlagen.

Freiraum und Quartier
Kinder und Jugendliche verbringen einen erheblichen Teil ihres Lebens in der Schule. Daher erfüllt auch die Gestaltung der Außenanlagen einen didaktischen Auftrag. Die Schülerzahl, die Erschließung und die vielseitigen Nutzungsansprüche an die Freianlagen setzen einen differenzierten Umgang mit den räumlichen Ressourcen voraus. Ziel des hochbaulich-freiraumplanerischen Konzepts ist die Schaffung eines kompakten Ensembles aus Schule, Sporthalle und Freianlagen, welches sich durch eine eigenständige Identität und differenzierte Raumbezüge auszeichnet.
Aus der Positionierung und Form des Schulbaus und der Sporthalle ergeben sich mit unterschiedlichen Themen besetzte Teilräume: An der nördlichen Grundstücksgrenze entlang der Straße Fuchsbau entsteht ein qualitätsvolles gemeinsames Entree für die Schule, die Kirche und die Sporthalle. Der transparent gestaltete Vorplatz bildet eine markante Adresse und verteilt die Besucherströme. Inmitten des Platzes entsteht eine großzügige radiale Pflanzinsel mit Sitzaufkantungen und lichtem Blätterdach. Zusammen mit den prägnanten Treppen und Sitzstufen entlang des Kopfbaus entsteht ein Anlaufpunkt mit einmaliger Raum- und Aufenthaltsqualität. Zwischen den Schulhofanlagen und der Kirche entsteht ein klar strukturierter Korridor. Neben der Funktion als Entree wird hier auch großzügiger Raum für außerschulische Nutzung wie Nachbarschafts- oder Vereinsfeste oder kirchliche Veranstaltungen angeboten.
Südlich des Entrées entsteht eine lockere und dynamische Freiraumstruktur, die sich harmonisch in das Ensemble einfügt und die Eingangsbereiche der Schule und Sporthalle miteinander verknüpft. Zudem wird die übergeordnete Wegeverbindung im Quartier aufgenommen und somit ein gemeinschaftlicher Aufenthaltsort für alle geschaffen. Die Hauptverbindung in Nord-Süd-Richtung und der sich angliedernde Rundweg bilden eine dynamische und eigenständige Figur, die zusammen mit dem lichten Blätterdach einen besonderen Ort mit Parkatmosphäre bildet. Die dynamische Wegeführung, die Sitzbänke und die Rasen- und Wiesenflächen laden unterschiedliche Nutzergruppen zur freien Aneignung ein, wodurch ein Ort der Begegnung und der Kommunikation entsteht.

Die Spiel- und Aufenthaltsbereiche für die Schülerinnen und Schüler werden überwiegend an der Westseite des Schulbaus gebündelt. Der Schulhof erhält eine grüne Rahmung nach dem Prinzip "Haus im Garten". Über den Schulhof erstreckt sich eine qualitätsvolle und facettenreiche Spiel- und Bewegungslandschaft: Dem Bewegungsdrang der Schülerinnen und Schüler angepasst bieten Kletterelemente, Sandspiel, Hüpf- und Balancierelemente sowie eine Multi-Sportfläche Gelegenheit zur Entwicklung motorischer und kognitiver Fähigkeiten. Die polygonale Formsprache erzeugt einen spannenden Kontrast zur orthogonalen Architektur und schafft eine fließende Raumfolge. Durch die räumliche Gliederung entstehen Bereiche für Aktivität, Lernen, Gemeinschaft, Kreativität und Rückzug. Neben Betonwerkstein, Asphalt und EPDM bieten Sand und Rasenflächen eine materielle Vielfalt und eine differenzierte Farb- und Haptik für die unterschiedlichen Ansprüche im Raum. Das Grüne Klassenzimmer und die Schul- und Küchengärten bieten die Möglichkeit, umweltpädagogische Aspekte in den Lernalltag zu integrieren. Südlich der Koch- und Kreativwerkstätten wird mit direkter Verbindung zum Haupteingang eine weiträumige und nutzungsoffene Außenterrasse vorgesehen.
Die Vegetationsflächen werden mit robustem Spielrasen, Stauden und Wiesenansaat versehen. Neben den Schulanlagen wird durch die Grüninseln ausreichend Raum zur freien Aneignung geschaffen. Der ortsbildprägende Baumbestand auf dem Areal wird weitgehend erhalten, um eine besonders angenehme klimatische Situation, insbesondere an warmen Tagen, zu schaffen. Der lokale Wasserhaushalt auf dem Gelände wird idealerweise an den natürlichen Kreislaufsystemen orientiert. Die Durchgrünung der Freiräume und Stellplatzanlagen leistet zudem einen wertvollen ökologischen Beitrag.
An der südlichen Grundstücksgrenze entlang der Straße Marktweg werden die entsprechende Anzahl an PKW-Stellplätzen vorgesehen. Um Erschließungskonflikte zu minimieren, werden die Stellplätze mit maximalem Abstand zur bestehenden Bushaltestelle platziert. Über das gesamte Areal werden Fahrrad- und Rollerstellplätze dezentral angeordnet und teilweise mit Überdachungen und Lademöglichkeiten versehen. Durch die homogenen Oberflächenmaterialien und die Rampen wird ein barrierefreier Zugang zu sämtlichen Eingangsbereichen gewährleistet.
Die klar definierten Schulanlagen orientieren sich in ihrer Maßstäblichkeit und Nutzungsvielfalt an den Bedürfnissen der zukünftigen Schülerinnen, Lehrerinnen und Besucherinnen. Die neu geschaffenen Freiraumstrukturen bilden einen natürlichen Verbund mit dem Bestand und ermöglichen räumliche Synergien über das Schulgelände hinaus. Es entsteht ein Ensemble mit prägender Charakteristik, das erlebt, gespürt und entdeckt werden möchte.
Grundriss

Grundriss

Visualisierung Eingang

Visualisierung Eingang

Schwarzplan

Schwarzplan

Bestand und Neubau

Bestand und Neubau

Von der Flurschule zur Schullandschaft

Von der Flurschule zur Schullandschaft

Perspektive Foyer

Perspektive Foyer

Perspektive Cluster

Perspektive Cluster

Schnitte

Schnitte

Ostansicht

Ostansicht

Westansicht

Westansicht

Visualisierung Fassade

Visualisierung Fassade