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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024

Neubau Willi-Fährmann-Schule in Eschweiler

Außenperspektive

Außenperspektive

1. Preis

Preisgeld: 52.000 EUR

MoRe Architekten PartGmbB

Architektur

Hunck+Lorenz Freiraumplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mit dem Neubau der Willi-Fährmann-Schule entsteht die Chance, ein Gebäude zu schaffen, das die Anforderungen an eine moderne Pädagogik mit der Gestalt eines nach Innen und außen offenen Schulbaus in idealer Weise verbindet. Diesen Anspruch setzt der Entwurf mit einer „fraktalen Struktur“ um: So wie sich die einzelnen Unterrichtsräume um jeweils eine gemeinsame Mitte gruppieren, gruppieren sich die trapezförmigen Cluster um die Aula, die mit den Sitzstufen das Herz der Schule darstellt. Die Baukörper nehmen die Fluchten des Grundstücks auf und schaffen so ein differenziertes Freiraumgeflecht, das den unterschiedlichen Funktionen Raum gibt.

FREIANLAGEN
Ankommen
Egal ob die Schulkinder zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Bus oder mit den Bringdienst über die vorgesehene Kiss and Go Zone die neue Schule erreichen, gestaltet sich das Ankommen von der Martin-Luther-Straße über den großzügigen und dennoch grünen Vorplatz als störungsfreier Auftakt eines jeden Schultages. Der Vorplatz ist locker überstellt mit schattenspendenden Bäumen, die in gut begehbaren Baumscheiben in versickerungsfähigen Belägen stehen. Abgeschirmt von den funktional angeordneten Fahrradbügeln entsteht hier ein neues Biotop welches aus Regenwasser gespeist wird und als Entwässerungsmulde dient. Die neuen Stellplätze für Lehrer sind auf der östlichen Seite des nördlichen Gebäudeteiles verortet. Hier sind 19 Stellplätze in gut drainagefähigem Rasenfugenpflaster und unter Berücksichtigung des vorhandenen Baumbestandes, sowie mit Vorrichtungen für E-Mobilität untergebracht. In der Nähe des Nebeneingangs werden 2 Stellplätze barrierefrei hergestellt, sowie weitere Fahrradbügel für Lehrer vorgesehen, die ggf. überdacht werden können. Unterhalb der Stellplätze lassen sich Rigolen zur Regenrückhaltung platzieren.

Grüner Saum
Entlang der gesamten Grundstücksgrenze wird der vorhandene Baumbestand einbezogen und mit dem Baumbestand auf den Nachbargrundstücken weiterentwickelt, sodass sich ein grüner biodiverser Saum bilden wird. In diesem umlaufenden Saum, in dem im Norden die vorgenannten Bereiche Ankommen mit Biotop und der neue Stellplatz eingebettet sind, befinden sich im Westen die vorhandenen Stellplätze, die aus Gründen der Nachhaltigkeit erhalten bleiben sollen. Die Zufahrt über die Hompeschstraße dient weiterhin für die Stellplätze, aber auch für die störungsfreie Essenanlieferung und die Müllentsorgung.

Das Fahrrad-+ Spielgerätehaus und die Stallungen sind so positioniert, dass sie den Parkplatz vom Schulhof abschirmen. Alle befestigten Flächen sind auf das mindeste reduziert, alle Pflasterplattenflächen sind mit einem drainagefähigen Pflaster versehen und erhalten einen möglichst großen Fugenanteil, Stellplatzflächen mit 50%igem Rasenfugenpflaster. Im südwestlichen Teil bei
den Stallungen befindet sich ein eingefriedeter Bereich für die Tierpädagogik mit einem weiteren Biotop/Feuchtzone, welches aus Regenwasser gespeist wird. An der östlichen Gebäudeflanke bietet sich ein Bereich für den Schulgarten und Hochbeete an.
Der eigentliche zentrale Schulhof erhält eine Zonierung in Ruhe, Spiel, Sport, sowie Zonen in denen Aneignung und freies Spiel stattfinden. Der ruhige Bereich befindet sich geschützt im Gebäudeeinschnitt in der Nähe der Mensa und des Schüler-Cafés mit freibeweglichen Picknickbänken. Mittig des Schulhofes und gut einsehbar ist der Spielbereich mit natürlich gestalteten attraktiven Kletter- und Bewegungsangeboten. Im Süden ergänzt ein vielseitig nutzbares Sportfeld das Angebot für Pausen und Unterricht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Gebäudeidee sieht vor, die Anforderungen an eine zeitgemäße Pädagogik architektonisch von innen nach außen umzusetzen. Das Thema einer gemeinsamen Mitte beginnt im Zentrum des Gebäudes mit der Aula und der Treppenskulptur und setzt sich in den Lernclustern im Obergeschoss jeweils um einen grünen Innenhof fort.

Städtebaulich und Freiraumplanerisch stellt der Entwurf einen sehr wertvollen Beitrag im Wettbewerbsverfahren dar. Der Vorplatz an der Martin-Luther-Straße, mit seiner inkludierten Kiss and Ride Zone, schafft einen Ort des Ankommens und einen in der Dimensionierung angemessenen offenen und einladenden Raum. Diese wird unter- stützt durch seinen relativ geringen Grad an Versiegelung mit einer Kombination aus Grünflächen und einem neu angelegten Biotop an der westlichen Grundstücksgrenze.

Die von der Martin-Luther-Straße aus erschlossene Stellplatzanlage mit einem eigens vom Parkplatz angelegten Zugang zum Gebäude ermöglicht es Lehrern auf kurzem Wege in das Gebäude zu gelangen. Sie wird mittels einer Grünzone separiert, was die Adressbildung des Vorplatzes positiv unterstützt.

Die über die Hompeschstraße erschlossene Stellplatzanlage im Südwesten wird seitens der Freiraumplanung kritisch in ihrer Notwendigkeit hinterfragt, da die zu realisierende Stellplatzanzahl gemäß Auslobung bereits über den nordöstlichen Parkplatz vorgehalten werden kann. Die von den sonstigen Verkehren getrennte Anlieferung der Mensa über die Hompeschstraße wird hingegen positiv bewertet.

Der Gebäudekörper gibt durch seine Lage im Raum einen großen, nach Süden ausgerichteten Außenraum frei, welcher die geforderten Freiraumnutzungen in Größe und Funktion bespielen lässt. Neben Flächen für freies Spiel, den geforderten Ballspielflächen und einem von der Mensa zu erreichenden Außenbereich, schließt der Entwurf auch schützende Grünzonen als Trennung zu den Nachbargrundstücken ein. Der umlaufende grüne Saum um das Grundstück bettet Außenraum und Gebäude behutsam in die umliegende Bebauungsstruktur und deren Gärten ein. Der im Osten des Gebäudes angelegt Schulgarten erscheint in Lage und Größe ebenfalls angemessen.

Über einen angemessen proportionierten Eingangshof betritt man das Gebäude in die zweigeschossige Aula, die mit angegliederter Mensa, der Schulbibliothek und dem Musikraum das Zentrum der Schule bildet. Positiv hervorzuheben ist hier der Durchblick in den gut gestalteten Garten und Hofbereich. Die große Treppe zum Obergeschoss liegt gegenüber der Bühne und bietet in den Pausenzeiten einen schönen Aufenthaltsbereich. Die Mensa soll mit der Aula über eine mobile Trennwand verbunden werden, was jedoch im Plan nicht dargestellt ist. Der Verwaltungsbereich liegt richtig, unmittelbar am Eingang. Die Schulassistenz und die Lehrer*innenräume sind etwas abseits angeordnet.

Im Obergeschoss sind die Lerncluster jeweils um ausreichend bemessene Patiohöfe angeordnet, von denen die Flure natürlich belichtet werden. Weiterhin bieten sie nutzbare pädagogische Flächen und erweitern so das Angebot. Kleine vorgelagerte Balkone an den Stirnseiten der Cluster bieten eine zusätzliche Qualität. Flächen und Volumen liegen im mittleren Bereich.

Das Gebäude ist als Holz-Skelettbau konzipiert, der in der äußeren Erscheinung und in der Innenraumqualität eine besonders gute Antwort zur gestellten Aufgabe leistet. Lage und Konstruktion berücksichtigen die Anforderungen an den Hochwasserschutz.

In Summe stellt der Entwurf hinsichtlich seiner städtebaulichen und freiraumplanerischen Darbietung in Kombi- nation mit der Architektur einen sehr gelungenen Beitrag dar, der Form und Funktion gut miteinander harmoniert. Durch sein geringes Maß an Versiegelung und seinen hohen Grünanteil wird er den Anforderungen gerecht.

Die Integration in die Umgebung und die qualitätvolle Umsetzung des pädagogischen Konzeptes lassen ein gut funktionierendes und schönes neues Schulgebäude erwarten.
Innenperspektive

Innenperspektive

Entwurfsplan

Entwurfsplan